Des Teufels Novize
den rasierten Wangen, als er am frühen Abend vom Pferd stieg.
Reiche, elegante, doch strenggehaltene Kleidung; sein einziger Schmuck ein Kreuz und ein Ring, beides von einzigartiger Kunstfertigkeit. Und er hatte ein energisches Kinn und ein herrisches Auge, scharfsinnig, doch tolerant. »Was tut er in dieser Gegend, während der Bischof auf dem Kontinent ist?«
»Nun, genau dasselbe wie sein Bischof in der Normandie.
Der Bischof wirbt um die Hilfe jedes mächtigen Mannes, den er bekommen kann. Er versucht, einen Plan zu entwerfen, mit dem England vor der völligen Verstümmelung gerettet werden kann. Während er in Frankreich um die Unterstützung des Königs und Herzogs nachsucht, will Bischof Henry genauso dringend wissen, wo Graf Ranulf und sein Bruder stehen. Sie kamen nicht zum Treffen im Sommer, und so hat Bischof Henry anscheinend einen seiner Männer nach Norden geschickt, um artig zu den beiden zu sein und sich ihrer Gunst zu vergewissern, bevor er nach Frankreich aufbrach – einen jungen Kirchenbeamten aus seiner Umgebung, der eine große Karriere vor sich hat. Sein Name ist Peter Clemence. Und Peter Clemence ist nicht zurückgekehrt. Es könnte eine Menge Gründe dafür geben, doch als die Zeit verging, ohne daß von ihm oder den beiden im Norden eine Nachricht kam, wurde Kanonikus Eluard unruhig. Im Süden und Westen herrscht eine Art Waffenstillstand, die beiden Parteien warten und beobachten einander, und Eluard glaubte, er könnte sich auch gleich persönlich nach Chester aufmachen, um herauszufinden, was dort vor sich geht und was aus dem bischöflichen Gesandten geworden ist.«
»Und was ist aus ihm geworden?« fragte der scharfsinnige Cadfael. »Denn Seine Gnaden ist nun, wie es scheint, wieder auf dem Rückweg nach Süden zu König Stephen. Welches Willkommen erhielt er in Chester?«
»So warm und freundlich, wie man es sich nur wünschen kann. Und wenn ich mich nicht sehr irre, dann neigt Kanonikus Eluard, wie loyal er auch zu Bischof Henrys Friedensbemühungen stehen mag, eher zu Stephens Seite als zu der der Kaiserin; er ist auf dem Rückweg nach Westminster und wird dem König wahrscheinlich raten, daß es klug sei, das Eisen zu schmieden, solange es heiß ist und persönlich nach Norden zu gehen, um einige Leckerbissen anzubieten, damit Chester und Roumare so wohlwollend bleiben, wie sie es derzeit sind. Eines oder zwei Anwesen und ein wohlklingender Titel – Roumare ist praktisch der Graf von Lincoln, warum sollte er also nicht den Titel tragen – könnten seine Position festigen.
Wie dem auch sei, Eluard hatte anscheinend Erfolg, und sie haben ihm Loyalität versprochen. Und obwohl seine Frau die Tochter von Robert von Gloucester ist, blieb Ranulf bequem daheim, als Robert seine kaiserliche Schwester vor mehr als einem Jahr herüberbrachte, um die Schlacht zu gewinnen. Ja, wie es scheint, könnte der Kanonikus nach den jüngsten Absprachen kaum zufriedener über die Situation dort sein. Und der Grund dafür, daß diese Absprachen nicht schon vor einem Monat durch den Mund von Peter Clemence getroffen und berichtet wurden, ist ganz einfach. Der Mann kam nie dort an, und sie bekamen die Botschaft nicht.«
»Ein ebenso guter Grund wie viele andere, nicht zu antworten«, sagte Cadfael ohne zu lächeln, während er das düstere Gesicht seines Freundes genau beobachtete. »Wie weit kam er auf dem Weg dorthin?« In diesem zerrissenen England gab es genug wilde Orte, an denen ein Mann verschwinden konnte, weil ihm jemand den Mantel, den er trug, oder das Pferd, auf dem er ritt, neidete. Es gab Bezirke, deren Lehnsgüter verlassen und verfallen waren, Wälder lagen schutzlos, und sogar ganze Dörfer, die in gefährlichen Gebieten lagen, waren aufgegeben und verfielen. Doch der Norden hatte im großen und ganzen weniger gelitten als der Süden, und Grafen wie Ranulf von Chester hatten bislang in ihren Ländereien soweit wie möglich Ordnung gehalten.
»Das wollte Eluard auf dem Rückweg herausfinden; er verfolgte Etappe um Etappe den Weg, den er höchstwahrscheinlich genommen hatte. Auf keinen Fall kam er je in die Nähe von Chester. Und Etappe um Etappe hat unser Kanonikus Nieten gezogen, bis er nach Shropshire kam. Keine Spur von Clemence, kein Härchen in ganz Cheshire.«
»Und genauso weiter, bis er nach Shrewsbury kam?« Denn Hugh hatte noch mehr zu erzählen. Er runzelte die Stirn und blickte gedankenverloren in den Becher, den er in den schmalen, zarten Händen hielt.
»Bis kurz
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