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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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vertrauen, daß das erste auch das letzte Mal war? Zwischen dem Dormitorium und den Jungen können wir zwei Türen schließen, falls es je nötig werden sollte. Und falls es nötig wird, können wir immer noch weitere Maßnahmen ergreifen.«
    Drei Nächte vergingen ungestört, doch in der vierten gab es in den frühen Morgenstunden abermals Unruhe; weniger aufrüttelnd als beim erstenmal, doch kaum weniger erschreckend. Diesmal war es kein wilder Aufschrei, sondern zwei-oder dreimal, mit Pausen dazwischen, wurden laute und erregte Worte gesprochen, und die Worte, die verständlich waren, beunruhigten die anderen Novizen sehr, so daß sie sich noch mißtrauischer von ihm fernhielten.
    »Er rief: ›Nein, nein, nein!‹« berichtete sein nächster Nachbar, der sich am anderen Morgen bei Bruder Paul beschwerte. »Und dann sagte er: ›Ich will, ich will!‹ und etwas von Gehorsam und Pflicht… danach war es wieder still, bis er plötzlich schrie: ›Blut!‹ Ich sah nach ihm, weil er mich aufgeschreckt hatte, und er saß händeringend aufrecht im Bett.
    Danach sank er nieder, und es geschah nichts weiter. Aber mit wem sprach er? Ich fürchte fast, ein Teufel hat ihn in der Gewalt. Was sonst kann es sein?«
    Bruder Paul tat solch wilde Verdächtigungen rasch ab, doch er konnte die Worte nicht verleugnen, die er selbst gehört hatte, noch die Unruhe, die sie in ihm erzeugt hatten. Meriet war wieder erstaunt und bestürzt, als er hörte, daß er ein zweites Mal das Dormitorium geweckt hatte, und erklärte, daß er sich an keinen schlechten Traum erinnern könne; er habe nicht einmal etwas so Harmloses wie Bauchschmerzen gehabt, die seine Ruhe, hätten stören können.
    »Diesmal ist nichts geschehen«, sagte Bruder Paul nach dem Hochamt zu Cadfael, »denn es war nicht laut, und wir hatten die Zimmertür der Kinder geschlossen. Und ich bin so gut wie möglich den Gerüchten entgegengetreten. Dennoch haben sie Angst vor ihm. Sie brauchen ihren Frieden, und er bedroht ihn.
    Sie sagen, im Schlaf käme ein Teufel zu ihm, und er hätte ihn ins Kloster gebracht, und wer weiß, wen er als nächstes befällt?
    Der Teufelsnovize, so wird er genannt. Oh, ich bin dem entgegengetreten, zumindest mit Worten. Aber so denken sie.«
    Cadfael hatte selbst die gequälte Stimme gehört, obwohl sie diesmal leise gewesen war; er hatte den Schmerz und die Verzweiflung gehört, und er war ohne den geringsten Zweifel sicher, daß es für all dies eine durchaus menschliche Erklärung gab. Doch es war kein Wunder, daß diese unerfahrenen Jungen, leichtgläubig und abergläubisch, sich vor dem Unmenschlichen fürchteten.
    Es war spät im Oktober, und an eben diesem Tag kam Kanonikus Eluard von Winchester, auf der Reise von Chester nach Süden, mit seinem Sekretär und seinem Burschen, um ein oder zwei Nächte in Shrewsbury auszuruhen. Und dies nicht etwa aus Gründen kirchlicher Politik oder Höflichkeit, sondern vielmehr, weil der Novize Meriet Aspley in den Mauern von St. Peter und St. Paul lebte.

3. Kapitel
    Eluard von Winchester war ein Kanonikus von beachtlicher Bildung, der mehrere Meistertitel besaß; einige hatte er sogar auf französischen Schulen erworben. Diese umfassende Bildung und Breite des Geistes hatte ihn Bischof Henry von Blois empfohlen, und er war zu einem der drei höchsten und am weitesten ins Vertrauen gezogenen Kirchenbeamten im Umkreis des großen Prälaten geworden; während sein Prinzipal in Frankreich war, erledigte er einen großen Teil der laufenden bischöflichen Geschäfte.
    Bruder Cadfael bekleidete in der Hierarchie einen zu niedrigen Rang, um an den Tisch des Abtes geladen zu werden, wenn so bedeutende Gäste im Kloster waren. Dies machte ihm jedoch keine Kopfschmerzen, denn er würde ohnehin erfahren, was vor sich ging; man konnte als sicher annehmen, daß Hugh Beringar in Abwesenheit des Sheriffs bei jedem Treffen von politischer Bedeutung anwesend wäre, und natürlich würde er seinen Vertrauten über alles unterrichten, was von Bedeutung war.
    Hugh kam gähnend zur Hütte im Kräutergarten, nachdem er den Kanonikus zu seinen Gemächern in der Gästehalle begleitet hatte.
    »Ein beeindruckender Mann, und es wundert mich nicht, daß Bischof Henry ihn schätzt. Habt Ihr ihn gesehen, Cadfael?«
    »Ich sah seine Ankunft.« Ein großer, stattlicher, schwergebauter Mann, der dennoch ritt wie ein Jäger und Krieger von Kindheit an; eine buschige Tonsur auf einem runden, wuchtigen Kopf und ein dunkler Schatten auf

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