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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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du ein Mönch wirst, und wenn du es hinter dich bringen willst, dann solltest du deine Strafzeit hier besser mit gründlichem Nachdenken verbringen.«
    »Noch eine Predigt?« sagte Meriet in seine gekreuzten Arme, und zum erstenmal lag etwas wie ein Lachen in seiner Stimme, wenn auch ein wehmütiges.
    »Ein Appell an die Vernunft.«
    Darauf hielt er inne und hielt den Atem an, lag einen Augenblick völlig reglos, ehe er den Kopf drehte und mit einem funkelnden, ängstlichen Auge zu Cadfaels Gesicht schielte.
    Das dunkelbraune Haar ringelte und lockte sich fein in die Falte seines sommerbraunen Nackens, und der Nacken selbst besaß noch die elegante, zarte Form der Jugend. Verletzlich für alle Arten von Wunden, und besonders für Wunden, die Menschen schlugen, die er zu sehr liebte. Das Mädchen mit dem rotgoldenen Haar?
    »Sie haben nichts gesagt?« fragte Meriet voller Spannung und Schrecken. »Sie wollen mich nicht hinauswerfen? Das wird er doch nicht tun, der Abt? Das hätte er mir offen gesagt!« Er drehte sich mit einer heftigen, fließenden Bewegung ganz herum, zog die Beine an und hob eine Hüfte, packte Cadfael drängend am Arm und starrte ihm in die Augen.»Was wißt Ihr?
    Was will er mit mir tun? Ich kann, ich will jetzt nicht aufgeben.«
    »Du hast deine Berufung in Zweifel gezogen«, erwiderte Cadfael unumwunden, »und kein anderer hat dazu beigetragen.
    Wenn es an mir gelegen hätte, so hätte ich dir dein hübsches Andenken in die Hand zurückgegeben und dir gesagt, daß du verschwinden sollst und entweder sie oder eine andere wie sie findest, denn ein Mädchen ist so jung und hübsch wie das andere; und ich hätte dir gesagt, du sollst aufhören, uns zu quälen, die wir nichts weiter wollen als ein ruhiges Leben. Doch wenn du immer noch deine natürliche Neigung zur Tür hinauswerfen willst, dann hast du diese Chance noch.
    Entweder du beugst deinen steifen Nacken, oder du richtest ihn auf und verschwindest!«
    Das war bei weitem nicht alles, und der Junge wußte es. Er setzte sich kerzengerade auf, ohne sich darum zu kümmern, daß er halbnackt in einer Steinzelle saß, hielt Cadfael mit starken, drängenden Fingern fest und starrte ihm tief in die Augen, forschte ohne Angst oder Sorge in Cadfaels Gesicht.
    »Ich werde ihn beugen«, sagte er. »Ihr mögt bezweifeln, ob ich es vermag, doch ich kann es und ich will. Bruder Cadfael, wenn Euch das Ohr des Abtes geneigt ist, dann helft mir und sagt ihm, daß sich nichts geändert hat, daß ich immer noch aufgenommen werden will. Sagt ihm, daß ich warten werde, wenn ich muß, und ich will Geduld lernen, doch ich will es mir verdienen! Er soll sich nicht mehr über mich beklagen können.
    Sagt es ihm! Er wird mich nicht abweisen.«
    »Und das goldhaarige Mädchen?« fragte Cadfael absichtlich brutal.
    Meriet fuhr zurück und warf sich wieder auf die Brust. »Sie ist versprochen«, sagte er nicht weniger grob und weigerte sich, noch ein Wort über sie zu verlieren.
    »Es gibt andere«, sagte Cadfael. »Überlege es dir – jetzt oder nie. Laß mich dir sagen, Kind, als einer, der alt genug ist, einen älteren Sohn als dich zu haben und als Mann, der einige Dinge in seinem Leben zu bedauern hätte, wenn er Zeit hätte, über sie zu grübeln: Mancher junge Mann, dessen Herzenswunsch erfüllt wurde, hat später den Tag verflucht, an dem ihm sein Wunsch bewußt wurde. Durch die Gnade und die Güte unseres Abtes wirst du Zeit haben, dir sicher zu werden, ehe du so gebunden wirst, daß du nicht mehr befreit werden kannst. Nutze den Augenblick, denn er wird nicht wiederkehren, nachdem du dich verpflichtet hast.«
    In gewisser Weise war es eine Schande, einen jungen Geist, der ohnehin schon so zerrissen war, derartig zu bedrohen, doch Meriet hatte zehn einsame Tage und Nächte vor sich, karges Essen und genügend Zeit zum Beten und Nachdenken. Das Alleinsein würde ihn nicht bedrücken; nur die Gegenwart unfreundlicher Menschen um ihn hatte ihn bedrückt. Hier würde er traumlos schlafen und nachts nicht auffahren und schreien.
    Und wenn doch, so würde niemand ihn hören und seinen Schmerz vergrößern.
    »Ich werde morgen kommen und neue Salbe bringen«, sagte Cadfael, indem er die Lampe in die Hand nahm. »Nein, warte!«
    Er stellte sie wieder ab. »Wenn du so liegst, wirst du es in der Nacht kalt haben. Zieh dein Hemd an; das Leinen wird dir nicht sehr wehtun, und du kannst die Kutte darüber tragen.«
    »Ich liege gut«, sagte Meriet fast verschämt und

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