Des Teufels Novize
tat und seine eigenen Sorgen vergaß. »Was ist es? Was habt Ihr gesehen?«
Die verkohlten Stämme lösten sich im Fallen auf und kamen in einer Wolke aus beißendem Qualm zur Ruhe. Etwas rollte vor Meriets Füße, etwas, das kein Holz war. Geschwärzt, gerissen und vertrocknet; ein ledernes Ding, das auf den ersten Blick kaum zu erkennen war: ein schlanker Reitschuh mit einer matt gewordenen Schnalle, die ihn über dem Spann am Fuß gehalten hatte. Und aus dem Schuh ragte etwas Langes, Hartes hervor, das wie weißes Elfenbein durch flatternde, zundertrockene Lumpen verkohlten Tuchs lugte.
Es gab ein langes Schweigen, als Meriet es verständnislos anstarrte, die Lippen immer noch zum letzten Wort seiner fröhlichen Frage geformt, das Gesicht immer noch lebhaft und aufgeweckt. Dann sah Mark dieselbe schockierende, tiefgreifende Veränderung, die Cadfael einst gesehen hatte: Das Strahlen der Haselnußaugen schien zu völliger Dunkelheit zusammenzubrechen, und die zerbrechliche Maske der Zufriedenheit schrumpfte und erstarrte entsetzt. Ein sehr leises Geräusch entrang sich seiner Kehle, ein rauhes Rasseln wie bei einem sterbenden Mann, er wich taumelnd einen Schritt zurück, stolperte auf dem unebenen Grund und blieb zusammengekauert im Gras liegen.
8. Kapitel
Es war nicht mehr als ein kurzes Zurückzucken vor dem Unerträglichen; er wollte sich hinter seinen verschränkten Armen verbergen, um auszublenden, was er dennoch weiter anstarren mußte. Er hatte nicht das Bewußtsein verloren. Und als Mark zu ihm eilte, leise, um nicht ihre Gefährten zu alarmieren, die den Stapel Feuerholz abbauten, hob er schon wieder den Kopf und stemmte die Fäuste grimmig in den Boden, um sich aufzurichten. Mark stützte ihn, indem er ihm einen Arm um die Hüften legte, denn Meriet zitterte noch, als er auf die Füße kam.
»Habt Ihr es gesehen?« fragte er flüsternd. Die Reste des halb verbrannten Meilers lagen zwischen ihnen und ihren Schützlingen; keiner hatte sich umgedreht und in ihre Richtung geblickt.
»Ja, ich habe es gesehen. Ich weiß! Wir müssen unsere Pfleglinge fortschaffen«, sagte Mark. »Laß diesen Stapel wie er ist, berühre nichts weiter, laß die Holzkohle hier. Wir laden einfach das Holz auf und bringen sie nach Hause. Kannst du gehen? Kannst du sein wie immer und vor ihnen das Gesicht wahren?«
»Das kann ich«, sagte Meriet. Er versteifte sich und rieb sich mit dem Ärmel über die von kaltem Schweiß feuchte Stirn.
»Und ich werde es! Aber Mark, wenn Ihr gesehen habt, was ich sah – wir müssen doch wissen…«
»Wir wissen genug«, sagte Mark, »du und ich. Dies ist nicht unsere Sache, dies ist die Sache der Gesetzeshüter. Wir müssen alles lassen, wie es ist, damit sie es sehen können.
Blicke nicht wieder in diese Richtung. Ich sah vielleicht noch mehr als du. Ich weiß, was dort ist. Wir müssen unsere Leute heimbekommen, ohne ihnen den Tag zu verderben. Nun komm und hilf mir, den Karren zu beladen. Kannst du?«
Zur Antwort straffte Meriet seine Schultern, holte tief Luft und löste sich energisch von dem schmächtigen Arm, der ihn immer noch hielt. »Ich bin bereit!« sagte er in einem schön anzusehenden Versuch, die fröhliche, praktische Art zurückzugewinnen, mit der er sie zum Meiler gerufen hatte. Er schritt über den ebenen Boden davon, um sich grimmig an die Arbeit zu machen und die Stämme auf den Karren zu wuchten.
Mark folgte ihm und beobachtete ihn und schaffte es wider alle Versuchung, seinen eigenen Befehl zu befolgen und keinen einzigen Blick zu dem zurückzuwerfen, was sie unter der Asche entdeckt hatten. Allerdings warf er, als sie arbeiteten, einen vorsichtigen Blick über den Rand des Meilers, wo er gewisse Einzelheiten bemerkt hatte die ihm Grund zum Nachdenken gaben. Was er zu Meriet hatte sagen wollen, als der Rechen den Meiler einriß, wurde nie gesagt.
Sie luden ihre Beute auf und stapelten das Holz so hoch, daß für den zehenlosen Jungen kein Platz mehr blieb, bei der Rückfahrt obenauf zu reiten. Meriet trug ihn auf dem Rücken, bis die Arme, die sich um seinen Hals klammerten, schläfrig erschlafften; dann verlagerte er seine Last auf einen Arm, so daß der strohblonde Kopf des Jungen sicher an seiner Schulter liegen konnte. Die Last war seinem Arm leicht und seinem Herzen warm. Was er außerdem noch unsichtbar trug, dachte Mark, der ihn mit schweigsamer Aufmerksamkeit beobachtete, wog schwerer und war kalt wie Eis. Doc h Meriets Gelassenheit blieb felsenfest. Der
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