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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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hatte, das danach wieder unbeschwert schlagen konnte. Doch er wollte sein Geständnis nicht vor einem Priester wiederholen. Mark hatte ein sehr starkes Argument vorgebracht.
    »Laßt ihn ruhen«, sagte Hugh, als Mark, wenn auch widerstrebend, daran ging, den Schläfer zu wecken. »Wir können warten.« Und sie mußten fast eine Stunde warten, bis Meriet sich regte und die Augen aufschlug. Und selbst dann wollte Hugh, daß er erst versorgt und gespeist wurde und zu Trinken bekam, ehe er sich neben ihn setzte, um anzuhören, was er zu sagen hatte. Cadfael hatte ihn untersucht und nichts gefunden, das nach ein paar Tagen Ruhe nicht heilen würde; allerdings hatte Meriet sich beim Sturz ein Fußgelenk verrenkt, und es würde ihm noch eine Weile Schmerzen bereiten, den Fuß zu belasten. Der Schlag auf den Kopf hatte sein Gehirn heftig erschüttert, und seine Erinnerung an die letzten Tage war vielleicht verschwommen; doch er klammerte sich an eine fernere Erinnerung, die er unbedingt gestehen mußte. Der Riß auf seiner Schläfe würde bald heilen; die Blutung hatte bereits aufgehört.
    Seine Augen, die im trüben Licht in der Scheune dunkelgrün glänzten, starrten geweitet und drängend herauf. Seine Stimme war schwach doch entschlossen, als er langsam und betont das Geständnis wiederholte, das er bereits vor Bruder Mark abgelegt hatte. Er gab sich Mühe, überzeugend zu sprechen, gab sich willig und steuerte geduldig Details bei. Beim Zuhören mußte Cadfael sich entsetzt eingestehen, daß Meriet in der Tat äußerst überzeugend sprach. Hugh mußte ähnlich denken.
    Er fragte langsam und gleichmütig: »Ihr saht also den Mann in Begleitung Eures Vaters davonreiten und wart fest entschlossen. Ihr folgtet ihm mit Eurem Bogen – beritten oder zu Fuß?«
    »Beritten«, sagte Meriet mit grimmiger Bereitwilligkeit; denn wenn er zu Fuß gegangen wäre, wie hätte er den Reiter rasch überholen und vor ihm sein können, nachdem seine Eskorte ihn verlassen hatte, um nach Hause zurückzukehren? Cadfael erinnerte sich an Isoudas Erklärung, Meriet sei an diesem Nachmittag spät in der Gesellschaft seines Vaters zurückgekehrt, doch er sei nicht mit ihnen ausgeritten. Sie hatte nicht gesagt, ob er bei seiner Rückkehr beritten war oder gegangen war; es war einer näheren Untersuchung wert.
    »Mit der Absicht zu morden?« fragte Hugh freundlich weiter.
    »Oder kam es unvermutet über Euch? Denn was konntet Ihr gegen Herrn Clemence haben, daß Ihr seinen Tod wolltet?«
    »Er hat sich schlimme Freiheiten mit der Braut meines Bruders erlaubt«, sagte Meriet. »Ich hielt es ihm vor – ein Priester als Schmeichler, seiner Überlegenheit über uns so sicher. Ein Mann, ohne Land, der nur seine Bildung und den Namen seines Gönners als Grundlage seiner Ehre besitzt, der auf uns herabblickt, die wir eine so lange Ahnenreihe haben. Er hat meinem Bruder Kummer gemacht…«
    »Und doch machte Euer Bruder keine Anstalten, Genugtuung zu verlangen«, sagte Hugh.
    »Er war zu den Lindes, zu Roswitha gegangen… Er hatte sie am Abend zuvor nach Hause begleitet, und ich bin sicher, daß er mit ihr stritt. Er ging früh hinaus, er sah den Gast nicht einmal scheiden; er ging, um gutzumachen, was zwischen ihnen beiden verkehrt war… er kam erst spät am Abend zurück«, erklärte Meriet nachdrücklich und fest, »als alles schon lange vorbei war.«
    Das wurde durch Isoudas Aussage bestätigt, dachte Cadfael.
    Als alles vorbei war und Meriet als Mörder dastand, fest entschlossen, aus eigenem Willen um Aufnahme ins Kloster zu bitten und bereit, bei seiner Aussage zu bleiben und sich als Oblat dem Abt in die Hände zu geben, im vollen Bewußtsein dessen, was er tat – erst dann war sein Bruder zurückgekehrt.
    So hatte er es seiner scharfsinnigen, klugen Spielgefährtin erklärt, ruhig und beherrscht. Er tat, was er tun wollte.
    »Doch Ihr, Meriet, Ihr überholtet Herrn Clemence. Hattet Ihr da schon Mord im Sinn?«
    »Daran hatte ich nicht gedacht«, sagte Meriet, der zum erstenmal zögerte. »Ich ging allein… aber ich war sehr zornig.«
    »Ihr wart in Eile«, drängte Hugh ihn, »wenn Ihr den scheidenden Gast umgehen und überholen und stellen wolltet, wie Ihr sagt.«
    Meriet streckte sich auf seinem Lager und versteifte sich, und seine großen Augen richteten sich auf den Frager. Er schob den Unterkiefer vor. »Ich beeilte mich, doch nicht aus einem bewußten Grund. Ich war in guter Deckung, als ich ihn gemächlich auf mich zureiten sah. Ich

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