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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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wahr; er wurde ertappt, und er wurde beschützt und verdammt. So kam er zu Euch, willig und unwillig. Das erklärt das Hin und Her, das Ihr mit ihm erlebtet, den Unterschied zwischen Wachen und Schlafen.
    Doch es beantwortet nicht unsere Frage, wer Peter Clemence tötete, denn es ist so gut wie sicher, daß es nicht Meriet war. Er hatte nicht einmal diesen auffälligen Irrtum in der Tageszeit bedacht, bis ich ihn darauf stieß. Und angesichts des Schrecks, der ihm dabei in die Glieder fuhr, hat er es gut erklärt. Doch viel zu spät. Dieser Fehler hat ihn verraten. Doch was tun wir nun?
    Sollen wir herumposaunen, daß der junge Aspley den Mord gestanden und den Hals in die Schlinge gesteckt hat? Wenn er sich wirklich für jemand anders opfern will – würde der Betreffende dann vortreten und den Knoten lösen und seinen eigenen Hals hineinstecken, wie Meriet es für ihn tat?«
    Cadfael sagte mit absoluter Sicherheit: »Nein. Wenn dieser andere ihn ohne einen Finger zu rühren in die Hölle gehen läßt, um seine eigene Haut zu retten, dann bezweifle ich, daß er auch nur eine Hand hebt, um ihn vom Galgen herunter zu geleiten. Gott vergib mir, wenn ich ihn falsch einschätze, doch auf dieses Gewissen würde ich mich nicht verlassen. Und Ihr hättet vor Euch selbst und vor dem Gesetz für nichts und wieder nichts eine Lüge verbreitet und den Jungen nur noch tiefer in seine Not gestoßen. Nein. Wir haben immer noch ein wenig Zeit, den Dingen ihren Lauf zu lassen. In zwei oder drei Tagen wird bei uns in der Abtei die Hochzeit gefeiert, und Leoric Aspley kann dazu gebracht werden, für sich selbst zu antworten; doch da er fest von Meriets Schuld überzeugt ist, kann er uns kaum helfen, den wirklichen Mörder zu finden.
    Hugh, versucht bis zur Hochzeit nicht, ihn zu einer Aussage zu bewegen. Überlaßt ihn bis dahin mir. Ich habe so meine Gedanken über Vater und Sohn.«
    »Ihr sollt ihn gern haben«, sagte Hugh, »denn ich will verdammt sein, wenn ich weiß, was ich mit ihm anfangen soll.
    Sein Vergehen betrifft eher die Kirche als irgendein Gesetz, dem ich Geltung verschaffen müßte. Einen Toten um sein christliches Begräbnis und die ihm zustehenden Zeremonien zu bringen, ist kein Vergehen, das ich ahnden könnte. Aspley ist der Abtei eng verbunden, und so soll der Herr Abt sein Richter sein. Ich will den Mörder. Ich weiß, Ihr wollt dem alten Tyrannen in den Kopf hämmern, daß er seinen Sohn schlecht kennt.
    Immerhin kennen wir ihn erst wenige Wochen, und doch setzen wir mehr Vertrauen in den Burschen und haben mehr Verständnis für ihn als der Vater. Und ich wünsche Euch Erfolg.
    Doch was mich betrifft, Cadfael, so will ich Euch sagen, was mir die größten Sorgen macht. Ich kann beim besten Willen nicht sehen, welchen Grund irgend jemand in dieser Gegend hätte – ob Aspley, Linde oder Foriet oder wer auch immer –, Peter Clemence aus der Welt zu schaffen. Ihn niederschießen, weil er sich Freiheiten bei dem Mädchen erlaubte und sich einschmeichelte? Dummheit! Der Mann verabschiedete sich, er hatte sich vorher kaum einmal blicken lassen, wahrscheinlich würde er nie wieder kommen, und anscheinend war es die einzige Sorge des Bräutigams, mit seiner Braut nach allzu scharfen Vorwürfen wieder Frieden zu schließen. Aus einem solchen Grund töten? Nicht, wenn der Täter nicht völlig den Verstand verloren hat. Ihr sagtet mir, das Mädchen ließe für jeden Bewunderer die Wimpern flattern, doch bislang ist noch niemand dafür gestorben. Nein, es gibt einen anderen Grund, es muß ihn geben; doch ich kann ihn ums Leben nicht erkennen.«
    Darüber hatte sich auch Cadfael schon den Kopf zerbrochen.
    Ein kleiner abendlicher Zank um ein Mädchen und allzu artige Schmeicheleien, kein offener Streit, eine kleine Unruhe im ansonsten geruhsamen Leben der Familie – nein, aus so trivialem Anlaß tötet kein Mann. Und niemand hatte bisher angedeutet, daß es mit Peter Clemence einen ernsthaften Streit gegeben hätte. Seine entfernten Verwandten kannten ihn nur flüchtig, die Nachbarn überhaupt nicht. Wenn man sich über einen neuen Bekannten ärgert, dabei aber weiß, daß man ihn nur für eine Nacht beherbergen muß, dann kann man ihn großmütig ertragen und ihn lächelnd auf der Türschwelle verabschieden, um danach erleichtert aufzuatmen. Doch man schleicht nicht im Wald herum, um ihm den Weg abzuschneiden und ihn niederzuschießen.
    Doch wenn es nicht der Mann selbst war, welchen Grund konnte es sonst geben, ihn zu

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