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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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töten? Sein Auftrag? Er hatte nicht darüber gesprochen; wenigstens Isoudas Erklärung nach.
    Und selbst wenn, was an diesem Auftrag hätte es nötig machen können, den Mann aufzuhalten? Eine freundliche diplomatische Mission zu zwei Grafen im Norden, um sich ihrer Mitwirkung bei Bischof Henrys Friedensbemühungen zu versichern. Eine Mission, die Kanonikus Eluard danach erfolgreich selbst ausgeführt hatte, und zwar mit so glücklichem Ausgang, daß sein König die Übereinkunft besiegeln konnte; und im Augenblick begleitete er den König sogar nach Süden, um höchst zufrieden das Weihnachtsfest zu begehen. Daran war nichts Falsches zu finden. Alle großen Männer haben ihre privaten Pläne und genießen zuweilen einen Besuch, den sie bei einer anderen Gelegenheit meiden; doch der Beweis für die Annäherung lag auf der Hand, und es stand ein vergleichsweise friedliches Weihnachtsfest ins Haus.
    Also doch der Mann. Aber der Mann war harmlos, ein durchreisender Verwandter, der es sich unter dem Dach der Familie bequem gemacht und sich erholt hatte, um am nächsten Tag weiterzureisen.
    Also kein persönlicher Groll. Was blieb noch außer den üblichen Gefahren beim Reisen – ein heimtückischer Dieb und Mörder, der in der Wildnis umherstreifte, bereit, einen Mann vom Pferd zu reißen und ihm den Kopf abzuschlagen, um die Kleider, die der Mann trug, natürlich sein hervorragendes Pferd und eine Handvoll Juwelen zu bekommen? Und das konnte ausgeschlossen werden, weil Peter Clemence nicht beraubt worden war – keine Silberschnalle fehlte, und nicht das juwelenbesetzte Kreuz. Niemand hatte sich nach seinem Tod an seinen Gütern oder Gerätschaften bereichert; sogar das Pferd war mit unberührtem Geschirr frei im Moor herumgelaufen.
    »Ich habe lange über das Pferd nachgedacht«, sagte Hugh, als hätte er Cadfaels Gedanken verfolgt.
    »Ich auch. Am Abend, nachdem Ihr das Tier zur Abtei zurückbrachtet, rief Meriet im Schlaf seinen Namen. Habe ich Euch das schon erzählt? Barbar – und er pfiff. Sein Teufel hätte ihm mit einem Pfiff geantwortet, sagten die Novizen. Ich frage mich, ob das Tier auch dort draußen im Wald zu ihm kam, oder ob Leoric ihm später Männer nachschicken mußte? Ich glaube, es ist zu Meriet gekommen. Als er den Mann tot auffand, galt sein nächster Gedanke wohl dem Tier, und er rief es.«
    »Die Hunde erkannten vielleicht sogar seine Stimme, ehe sie seine Witterung aufnahmen«, sagte Hugh bedauernd, »und führten seinen Vater zu ihm.«
    »Hugh, ich habe nachgedacht. Der Bursche antwortete sehr tapfer, als Ihr ihn auf diesen zeitlichen Fehler aufmerksam machtet. Doch ich glaube nicht, daß ihm da schon dämmerte, was es bedeutete. Seht doch: Wenn Meriet einfach auf einen toten Körper im Wald gestoßen war, ohne ein Anzeichen, das seinen Verdacht auf irgend jemand lenkte, dann wußte er doch nur, daß Clemence ein kurzes Stück geritten war, ehe er niedergeschossen wurde. Wie konnte der Junge dann wissen oder erraten, wer der Täter war? Doch wenn er einen anderen traf, den er ertappte, wie er selbst ertappt wurde, über den Toten gebeugt oder im Versuch, ihn in ein Versteck zu schleppen – jemand, der ihm nahestand und teuer war –, dann ist ihm noch nicht klar, daß dieser andere genau wie er mindestens sechs Stunden zu spät zu dieser Stelle im Wald kam, um der Mörder zu sein!«
    Am 18. Dezember ritt Kanonikus Eluard, von sich selbst äußerst eingenommen, in Shrewsbury ein, denn es war ihm gelungen, seinen König zu einem Besuch zu bewegen, der ausgesprochen günstig verlaufen war. Er eskortierte ihn nun wieder nach Süden, denn der König wollte wie gewohnt in London Weihnachten feiern. Auf halbem Wege war Eluard dann nach Westen abgeschwenkt, um sich nach den Neuigkeiten über die Suche nach Peter Clemence zu erkundigen. Chester und Lincoln, inzwischen nicht nur den Umständen, sondern auch den Titeln nach Grafen, hatten Stephen in die Arme geschlossen und ihm unerschütterliche Treue gelobt, was dieser ihnen mit Landgeschenken und Titeln vergolten hatte.
    Das Schloß von Lincoln hielt er, mit einer starken Garnison besetzt, in der eigenen Hand, doch die Stadt und die Grafschaft gehörten nun seinem neuen Grafen. Die Atmosphäre in Lincoln hatte an einen entspannten Urlaub erinnert, wozu das milde Dezemberwetter seinen Teil beigetragen hatte. Das Weihnachtsfest würde im Nordosten ein sorgenfreies Ereignis werden.
    Hugh kam von der Burg herunter, um den Kanonikus zu begrüßen und

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