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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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spannte den Bogen und ließ den Pfeil fliegen. Er stürzte…« Schweiß brach auf der blassen Stirn unter den Bandagen aus. Er schloß die Augen.
    »Laßt es gut sein!« sagte Cadfael leise, der dicht neben Hugh stand. »Er hat genug.«
    »Nein«, sagte Meriet lauter. »Laßt es mich zu Ende bringen.
    Er war tot, als ich mich über ihn beugte. Ich hatte ihn getötet.
    Und mein Vater sah mich so, das Blut noch an den Händen.
    Die Hunde – er hatte Hunde bei sich – hatten mich gewittert und ihn zu mir geführt. Um mich und seinen guten Namen zu retten, hat er gedeckt, was ich tat, doch für alles Ungesetzliche, das ihm anzulasten wäre – wie mich am Leben zu lassen –, nehme ich die Schuld auf mich, denn ich bin der Grund dafür.
    Doch er verzieh mir nicht. Er versprach mir, mein verwirktes Leben zu schützen, wenn ich die Verbannung aus der Welt annahm und ins Kloster ging. Was danach geschah, wurde mir nie erzählt. Ich nahm aus eigenem Entschluß und bereitwillig die Strafe auf mich. Ich hoffte sogar… und ich versuchte… doch lastet alles, was geschah, mir an; und nun laßt mich die Rechnung begleichen.«
    Er glaubte, er hätte alle überzeugt, und seiner Brust entrang sich ein tiefer Seufzer, und auch Hugh seufzte und machte Anstalten, sich zu erheben; doch dann fragte er beiläufig: »Zu welcher Stunde trug sich dies zu, Meriet? Als Euer Vater Euch auf frischer Tat ertappte?«
    »Etwa um drei Uhr nachmittags«, sagte Meriet und ging ihm sauber in die Falle.
    »Und Herr Clemence brach nach der Prim auf? Dann brauchte er sehr lange«, sagte Hugh täuschend freundlich, »um nur wenig mehr als drei Meilen zu reiten.«
    Meriet riß die Augen, die müde und von der Spannung befreit schon halb geschlossen waren, entsetzt wieder auf. Ein Zucken durchlief ihn, bis er Stimme und Gesicht wieder unter Kontrolle hatte, doch es gelang ihm, aus der Tiefe seines Entsetzens eine entschlossene und glaubwürdige Antwort herauszufischen.
    »Ich habe meine Geschichte verkürzt, da ich sie hinter mich bringen wollte. Als dies geschah, war noch nicht einmal die Hälfte des Morgens verstrichen. Doch ich lief fort und ließ ihn liegen und wanderte durch die Wälder, voller Angst angesichts dessen, was ich getan hatte. Doch schließlich ging ich zurück.
    Es schien mir besser, ihn im dichten Gebüsch neben den Wegen zu verstecken, wo er unentdeckt liegen konnte, bis ich nachts zurückkäme, um ihn zu begraben. Ich hatte Angst, doch schließlich ging ich zurück. Es tut mir nicht leid«, sagte Meriet schließlich; so einfach, daß in diesen letzten Worten die Wahrheit liegen mußte. Doch er hatte niemand niedergeschossen. Er war auf einen toten Mann gestoßen, der in seinem Blute lag – genau wie damals, als er zurückgeschreckt war und entsetzt dagestanden hatte, als er Bruder Wolstan blutend am Fuß des Apfelbaums liegen sah.
    Ein Ritt von drei Meilen von Aspley aus – ja, dachte Cadfael überzeugt. Doch der Ritt hatte sich weit in den Herbstnachmittag ausgedehnt, bis sein Vater mit Falken und Hunden unterwegs war. »Es tut mir nicht leid«, sagte Meriet noch einmal leise. »Es ist gut, daß ich so ertappt wurde. Und noch besser, daß ich Euch alles erzählt habe.«
    Hugh erhob sich und blickte mit undurchdringlichem Gesicht zu ihm hinab. »Nun gut! Ihr dürft Euch noch nicht bewegen, und es gibt keinen Grund, warum Ihr nicht hier in Bruder Marks Obhut bleiben solltet. Bruder Cadfael sagte mir, daß Ihr in den nächsten Tagen Krücken zum Gehen braucht. Ihr seid hier so sicher wie an jedem anderen Ort.«
    »Ich würde Euch mein Wort geben«, sagte Meriet traurig, »doch ich bezweifle, ob Ihr es annehmt. Doch Mark wird mir glauben, und ihm liefere ich mich aus. Nur – der andere Mann – werdet Ihr ihn freilassen?«
    »Macht Euch keine Sorgen. Er ist von jeder Schuld reingewaschen. Nur einige kleine Diebstähle, um sich den Bauch zu füllen, werden ihm noch angelastet, und auch die werden bald vergessen sein. Ihr solltet lieber über Eure eigene Lage nachdenken«, sagte Hugh ernst. »Ich möchte Euch nahelegen, einen Priester aufzusuchen und die Beichte abzulegen.«
    »Ihr und der Scharfrichter sollt meine Priester sein«, sagte Meriet und bekam irgendwie ein wehmütiges, schmerzliches Lächeln zustande.
    »Er lügt und spricht im gleichen Atemzug die Wahrheit«, sagte Hugh resigniert und verzweifelt, als sie durch die Klostersiedlung zurückgingen. »Was er über die Rolle seines Vaters sagt, ist mit ziemlicher Sicherheit

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