Des Teufels Novize
würde ihm nicht raten, sich auf den Weg hierher zu machen. In ein oder zwei Tagen können wir sehen, wie weit wir ihn seine Kräfte erproben lassen.«
Janyn kam mit einem Sprung aus dem Sattel und hielt aufmerksam Isoudas Zaumzeug, als sie abstieg. Sie legte ihm freundlich eine Hand auf die Schulter und kam wie eine Feder herab; sie lachten zusammen und schlossen sich der bereits versammelten Gesellschaft an.
Nach ihnen kamen die Aspleys. Leoric ritt genau so, wie Cadfael ihn sich vorgestellt und wie er ihn gesehen hatte: bolzengerade in Körper und Seele, groß wie ein Kirchturm im Sattel; ein heißblütiger, unduldsamer Ehrenmann, der seine Pflichten getreulich erfüllte und seine Rechte genau kannte.
Seinen Dienern ein Halbgott, dem sie vertrauen konnten, falls sie selbst vertrauenswürdig waren, seinen Söhnen ein Gott.
Was er seiner toten Frau gewesen war, konnte man kaum erraten, und ebensowenig, was sie für ihren zweiten Jungen empfunden hatte. Der bewundernswürdige Erstgeborene sprang dicht neben seinem Vater wie ein auffliegender Vogel aus dem Sattel; groß, kräftig und wunderschön. Nigel machte seinem Erzeuger und seinem Namen mit jeder Bewegung Ehre.
Die jungen Männer des Klosters beobachteten ihn murmelnd und bewundernd, und sie hatten allen Grund dazu.
»Schwierig«, sagte Bruder Paul, der sehr empfindsam für junge Menschen und ihre geheimen Nöte war, »bei so einem der zweite zu sein.«
»Wirklich schwierig«, stimmte Cadfael wehmütig zu.
Verwandte und Nachbarn folgten, kleine Lehnsmänner und ihre Damen, selbstbewußte Menschen, die ihre kleinen Reiche absolutistisch regierten und gut auf ihre Besitztümer aufpaßten.
Sie stiegen ab, ihre Burschen führten die Pferde und Ponys fort, der Hof leerte sich langsam nach diesem plötzlichen Ausbruch von Farben und Bewegung, und die feste und bewährte Ordnung ging ungebrochen weiter, denn die Vesper rückte näher.
Bruder Cadfael ging nach dem Abendessen in seine Hütte im Herbarium, um gewisse getrocknete Kräuter zu holen, die Bruder Petrus, der Koch der Abtei, für das Essen des nächsten Tages brauchte; die Aspleys und die Lindes sollten mit Kanonikus Eluard am Tisch des Abtes speisen. Zur Nacht kam wieder Frost, und über der frischen, unbewegten Luft spannte sich ein sternenklarer Himmel. Selbst die kleinsten Geräusche hallten laut wie Glockenschläge durch das schwarze Schweigen. Die Schritte, die ihm über den Trampelpfad zwischen den dichten Hecken folgten, waren sehr leise, doch er hörte sie; ein kleiner, leichtfüßiger Mensch, der auf Distanz blieb und mit einem scharfen Ohr auf Cadfaels vorausgehende Schritte lauschte, während das andere nach hinten horchte, ob nicht noch jemand folgte. Als er die Tür seiner Hütte öffnete und hineinglitt, blieb der Verfolger stehen und gab ihm Zeit, aus dem Feuerstein einen Funken zu schlagen und die kleine Lampe zu entzünden. Dann kam sie, in ein dunkles Gewand gehüllt und das Haar lose im Nacken, wie er sie zum erstenmal gesehen hatte, zur offenen Tür herein. Die Kälte hatte ihre Wangen rosenrot gezwickt, und die Lampenflamme machte Sterne aus ihren Augen.
»Kommt herein, Isouda«, sagte Cadfael freundlich, während er in den Kräuterbüscheln, die von den Balken herabhingen, herumraschelte. »Ich hatte gehofft, noch eine Möglichkeit zu finden, mit Euch zu reden. Ich hätte mir denken können, daß Ihr Euch die Gelegenheit selbst schafft.«
»Ich kann aber nicht lange bleiben«, sagte sie, indem sie ganz hereinkam und die Tür hinter sich schloß. »Ich bin angeblich in der Kirche und zünde eine Kerze für die Seele meines Vaters an und bete für ihn.«
»Und warum tut Ihr es nicht?« fragte Cadfael lächelnd.
»Kommt, setzt Euch und macht es Euch in der kurzen Zeit, die Euch bleibt, gemütlich, und sagt frei heraus, was Ihr von mir wollt.«
»Ich habe meine Kerze angezündet«, sagte sie, als sie auf der Bank an der Wand saß, »und man kann sie sehen, doch mein Vater war ein guter Mann, und Gott wird auf seine Seele auch achtgeben, ohne daß ich mich einmische. Ich muß wissen, was wirklich mit Meriet los ist.«
»Man hat Euch berichtet, daß er schlimm gestürzt ist und noch nicht gehen kann?«
»Bruder Paul hat es uns erzählt. Er sagte, es würde nichts zurückbleiben. Ist das so? Wird er wieder ganz gesund werden?«
»Gewiß doch. Er hat sich beim Sturz einen Schnitt am Kopf zugezogen, doch der ist bereits geheilt, und sein verrenkter Fuß braucht nur noch etwas
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