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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Ruhe, bis er ihn wieder belasten kann wie früher. Er ist in guten Händen; Bruder Mark umsorgt ihn, und Bruder Mark ist sein treuer Freund. Sagt mir, wie hat sein Vater die Nachricht von seinem Sturz aufgenommen?«
    »Mit ernster Miene«, erwiderte sie, »und wenn er auch sagte, daß es ihn schmerzte, es zu hören, so klang es doch so kalt, daß man ihm kaum glauben konnte. Trotzdem, es tut ihm weh.«
    »Hat er nicht darum gebeten, ihn besuchen zu können?«
    Sie verzog verächtlich das Gesicht über die Verstocktheit der Männer. »Der doch nicht! Er hat ihn Gott übergeben, und nun soll Gott für ihn einstehen. Er wird nicht zu ihm gehen. Doch ich kam zu Euch, um Euch zu bitten, mich zu ihm zu bringen.«
    Cadfael dachte einen langen Augenblick ernsthaft darüber nach, setzte sich dann neben sie und erzählte ihr alles, was geschehen war, und alles, was er wußte oder vermutete. Sie war klug, tapfer und resolut, sie wußte, was sie wollte und war bereit, dafür zu kämpfen. Sie nagte nachdenklich an ihrer Lippe, als sie hörte, daß Meriet den Mord gestanden hatte, und glühte stolz und anerkennend, als Cadfael betonte, daß sie außer ihm selbst und Mark und dem Vertreter des Gesetzes die einzige Eingeweihte war. Sie wußte es zu schätzen, und sie erfuhr zu ihrer Beruhigung, daß man dem Geständigen nicht glaubte.
    »So eine Dummheit!« sagte sie unverblümt. »Ich danke Gott, daß Ihr ihn durchschaut wie einen dünnen Schleier. Und sein Narr von Vater glaubt es? Doch er hat Meriet nie gekannt, er hat ihn nie geschätzt und war ihm nie nahe seit dem Tag seiner Geburt. Und doch ist er ein aufrichtiger Mann, das muß ich einräumen; er würde nie wissentlich einem anderen Unrecht tun. Er muß einen wichtigen Grund haben, es zu glauben. Und Meriet muß einen ebenso ernsten Grund haben, ihn in diesem Irrtum zu belassen – obwohl er ihm eigentlich vorwerfen müßte, daß er so leicht bereit ist, bei seinem eigen Fleisch und Blut an Böses zu glauben. Bruder Cadfael, ich sage Euch, ich habe noch nie so deutlich gesehen, wie diese beiden sind, so stolz und störrisch und einsam, jederzeit bereit, sich eine Last aufzubürden, die ihnen in den Weg kommt, und die ganze Familie und die Lehnsmänner und alle anderen auszuschließen. Ich könnte ihnen beiden auf die Narrenkappen eindreschen. Aber was würde das nützen ohne die Antwort, die beiden den Mund verschließen würde? Und Meriet will nicht die Beichte ablegen.«
    »Es wird eine solche Antwort geben«, sagte Cadfael, »und wenn Ihr den beiden auf die Köpfe drescht, dann schwöre ich Euch, daß beide unrasiert sein werden. Und ja, morgen werde ich Euch zu einem von ihnen mitnehmen, damit Ihr üben könnt, doch erst nach dem Essen – denn davor beabsichtige ich, Euren Onkel Leoric dazu zu bringen, seinen Sohn zu besuchen, ob er nun will oder nicht. Sagt mir, wenn Ihr es wißt, wie die Pläne für morgen aussehen. Es ist noch ein Tag Zeit bis zur Hochzeit.«
    »Sie wollen das Hochamt besuchen«, sagte sie mit hoffnungsvollem Blitzen in den Augen, »und dann werden die Frauen ihre Kleider anprobieren und ihren Schmuck aussuchen und hier und dort noch einen letzten Stich an den Hochzeitskleidern nähen. Nigel wird ausgeschlossen bleiben, bis wir zum Essen mit dem Herrn Abt gehen; ich glaube, er und Janyn wollen in die Stadt, um einige letzte Kleinigkeiten zu erledigen. Onkel Leoric wird nach der Messe sich selbst überlassen sein. Vielleicht könnt Ihr ihn in die Falle locken, wenn Ihr den richtigen Augenblick erhascht.«
    »Ich werde darauf achtgeben«, versicherte Cadfael ihr. »Und wenn Ihr Euch nach dem Essen beim Abt freimachen könnt, werde ich Euch zu Meriet bringen.«
    Sie erhob sich freudig, als sie glaubte, daß es Zeit sei, ihn zu verlassen, und ging tapfer davon, ihrer selbst und ihres Sterns und ihrer Übereinstimmung mit den Mächten des Himmels sicher. Und Cadfael lieferte bei Bruder Petrus, der bereits über den Meisterwerken für das Mittagsmahl des nächsten Tages brütete, die gewünschten Kräuter ab.
    Nach dem Hochamt am Morgen des 20. Dezember zogen sich die Frauen in ihre Gemächer zurück, um sich über die rechte Kleidung für das Essen mit dem Abt klarzuwerden.
    Leorics Sohn und sein Busenfreund gingen zu Fuß in die Stadt, die Gäste nutzten die seltene Gelegenheit für Besuche in der Umgebung und kauften Vorräte für ihre Landsitze ein, da sie schon einmal in der Stadt waren, oder sie polierten für den großen Tag ihren Schmuck auf.

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