Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
Collins in Manchester. Surtees' einzige Reaktion war die Zusendung einer Geschäftskarte, auf der der Empfang meiner Sendung bestätigt wurde. Alans Antwort, die eine Woche später eintraf, war ermutigender.
    ›Ich kann Ihnen nur vorschlagen‹, schrieb er in seiner E-Mail, ›sich mit Inspector Bill Fraser oder Sergeant Dan Williams in Basra in Verbindung zu setzen. Sie halten sich ähnlich wie ich damals in Freetown im Rahmen eines Ausbildungsprogramms dort auf. Ich habe Ihre E-Mail samt Anhang an Bill Fraser weitergeleitet, um ihn mit der Sache vertraut zu machen, und füge unten seine E-Mail-Adresse an. Ich kann allerdings für nichts garantieren. Wenn die westlichen Verbündeten unabhängig voneinander operieren, wird es für Bill schwierig sein, in Bagdad einzugreifen, aber er sollte Ihnen auf jeden Fall einige nützliche Namen in den oberen Etagen nennen können. Inzwischen sollten Sie vorsichtig sein, mit wem Sie sprechen. MacKenzie hat Verbindungen, wenn er mit der Polizei zusammenarbeitet oder -gearbeitet hat, und wird daher leicht herausbekommen können, wer ihn beschuldigt. Selbst wenn Ihr Verdacht falsch ist – Sie wissen, wie aufgebracht er reagiert, wenn ihm jemand zu nahe tritt.‹
    Seine guten Ratschläge kamen zu spät. Als sie mich erreichten, hatte ich innerhalb von fünf Tagen bereits zweimal das Hotel und dreimal das Zimmer gewechselt. Es ist schwer zu erklären, wie heftig heimliche Besuche von Fremden das innere Gleichgewicht erschüttern – aber es ist so. Die Tür war stets abgeschlossen, wenn ich zurückkehrte, und es fehlte nie etwas, aber die gezielten Veränderungen, die an meinen Sachen vorgenommen wurden, machten mir Angst. Einmal fand ich meinen Laptop aufgeklappt vor, mit meinem Brief an Alastair Surtees auf dem Bildschirm.
    Ich hatte keinen Beweis dafür, dass MacKenzie dahintersteckte – obwohl ich keinen Moment daran zweifelte –, und konnte die Hotelleute nicht dazu bringen, mich ernst zu nehmen. Niemand außer dem Personal könne die Zimmer der Gäste betreten, behaupteten sie. Und verstanden nicht, weshalb ich mich beschwerte, da doch nichts gestohlen worden sei. Das Zimmermädchen tue nur seine Arbeit. Meine Kollegen zuckten nur mit den Schultern und verwiesen auf den ›Dieb von Bagdad‹. Was ich denn in dieser gottverlassenen Stadt anderes erwarte?
    Der Einzige, der meine Ängste vielleicht ernst genommen hätte, war mein Chef Dan Fry, aber der machte ausgerechnet in dieser Woche Urlaub in Kuwait. Ich dachte daran, ihn anzurufen und zu fragen, ob ich in seine Wohnung ziehen könnte, aber dann überlegte ich mir, dass ich dort noch isolierter wäre als in einem Hotel voller Journalisten. Sich an die Polizei zu wenden, hatte keinen Sinn. Die hatten dort die Köpfe voll mit Selbstmordattentätern und Geiselnehmern, die hätten mich höchstens ausgelacht. Außerdem glaubte ich, dass Alan Collins Recht hatte, und ich mit der Polizei zuallerletzt sprechen sollte.
    Ich konnte nicht schlafen. Stattdessen lag ich mit einer Schere in der Hand wach und beobachtete mit wachsender Paranoia die Tür. Nach vier Nächten dieser Sorte war ich total ausgepowert. Und als ich dann bei meiner Rückkehr von einer Pressekonferenz auch noch alle meine Höschen mit herausgeschnittenem Zwickel vorfand, war ich am Ende. Ich beantragte sofortigen Krankenurlaub, den ich mit kriegsbedingtem Stress und nervlicher Überforderung begründete.
    Seit ich 1988 aus Oxford weggegangen war, hatte ich nicht mehr als zwei Monate in England verbracht, aber im Mai 2004 in Bagdad träumte ich nur von feinem Sommerregen, grünem Gras, schmalen, heckengesäumten Landstraßen und gelben Kornfeldern. Ich kannte dieses England eigentlich nur aus Romanen und Gedichten, aber es war der sicherste Ort, den ich mir vorstellen konnte.
    Ich verstehe nicht, wie ich so dumm sein konnte.
>>> Associated Press
    >>>Montag, 16. Mai 2004, 07.42 Uhr GMT, 08.42 Uhr UK
    >>>Von James Wilson, Bagdad, Irak
    Reuters-Korrespondentin entführt
    Nur drei Tage nachdem die 42-jährige italienische Fernsehreporterin Adelina Bianca von der bewaffneten Terrorgruppe Muntada el-Ansar in Geiselhaft genommen wurde, wird befürchtet, dass die Reuters-Korrespondentin Connie Burns ebenfalls in ihren Händen ist. Burns wurde gestern auf dem Weg zum Internationalen Flughafen in Bagdad verschleppt. Von der 36-Jährigen fehlt seitdem jede Spur. Ihr Dienstwagen wurde verlassen und ausgebrannt in einem Außenbezirk der Stadt gefunden. Bislang hat sich noch

Weitere Kostenlose Bücher