Des Teufels Werk
der Hund nicht sofort tot gewesen, sondern langsam verblutet war. Ich bedauerte vor allem, dass ich nicht früher zur Axt gegriffen hatte, um MacKenzie den Schädel zu spalten. Berties Beitrag zu Leben, Freiheit und Glück wog so viel schwerer als der MacKenzies, dass es überhaupt keine Frage gab, wer von ihnen zu leben und wer zu sterben verdient hätte.
Sehr zu unserem gemeinsamen Ärger wurde Peter Jess und mir vorgezogen. Während er ins verstaubte Speisezimmer gebeten wurde, um einen ersten Bericht von den Ereignissen zu geben, mussten wir, von einer Beamtin mit Argusaugen bewacht, in der Küche warten. Inzwischen waren weitere Beamte eingetroffen, und Haus und Garten wurden nach MacKenzie durchkämmt. Ich versuchte immer wieder, meine Sorge um meine Eltern zur Sprache zu bringen, aber niemand wollte etwas davon hören. »Eins nach dem anderen«, sagte man mir. Schließlich drohte Jess der Beamtin mit einem Kinnhaken, falls sie nicht dafür sorgen würde, dass umgehend etwas geschah, und daraufhin wurde endlich Anweisung gegeben, die Londoner Polizei zu verständigen.
Inspector Bagley wollte wissen, warum ich nicht versucht hatte, über mein Handy mit meinen Eltern Verbindung aufzunehmen. Wenn mir ihr Schicksal wirklich so sehr am Herzen liege, meinte er, hätte ich doch gleich nach Peters Abfahrt in den Speicher hinauflaufen können. »Sie hätten Alan Collins anrufen können«, sagte er. »Der kennt die Geschichte und hatte bereits Kontakt zu den Londoner Kollegen.«
Ich hatte Verständnis für sein Dilemma. Ein zwanghaftes Reinlichkeitsbedürfnis war eine ziemlich armselige Entschuldigung für Saumseligkeit, wenn es um das Leben geliebter Eltern ging. Wie vorherzusehen waren wir unterschiedlicher Meinung darüber, wie lange Jess und ich mit MacKenzie allein gewesen waren – Bagley war mehr für vierzig Minuten (Peters Einschätzung), ich war mehr für zwanzig. Als die Aufzeichnungen der Polizei zeigten, dass zwischen Peters Notruf und dem Eintreffen des ersten Streifenwagens knapp über dreiundzwanzig Minuten vergangen waren, gaben wir noch sieben Minuten für Peters Heimfahrt von Barton House dazu und einigten uns auf dreißig. Aber Bagleys Meinung nach hatte ich selbst für diese dreißig Minuten kein befriedigendes Alibi.
»In der Zeit kann man eine Menge Kleider waschen, Ms. Burns, und es ist keine Erklärung dafür, wieso Ihre Eltern Ihnen erst einfielen, als wir kamen. Sie geben zu, dass Sie den Feldstecher Ihres Vaters in der Tasche gesehen haben. Wieso hat das Sie nicht veranlasst, sich unverzüglich mit ihm in Verbindung zu setzen?«
Noch argwöhnischer wurde er, als er dahinterkam, dass Inspector Alan Collins von der Kriminalpolizei Manchester eine Akte über MacKenzie hatte und ich ihm das verschwiegen hatte. Alan kam erst ins Spiel, als er sich am Sonntagmittag aus eigenem Antrieb bei der Polizei Dorset meldete, weil er von der Londoner Polizei gehört hatte, dass mein Vater um drei Uhr morgens ins Krankenhaus gebracht worden war, nachdem er brutal zusammengeschlagen im Wohnzimmer seiner Wohnung aufgefunden worden war. Ohne Alan Näheres darüber mitzuteilen, was sich in Barton House ereignet hatte, informierte die Londoner Polizei ihn lediglich davon, dass man Keith MacKenzie verdächtige, meinen Vater angegriffen zu haben. Und dass die Polizei Dorset um Überprüfung der Wohnung gebeten habe.
Alan war fest davon überzeugt, dass MacKenzie sich schnurstracks auf den Weg zu mir machen würde, sah sich jedoch außerstande, mich zu warnen, da er weder meine Anschrift noch meine Telefonnummer hatte. Daher rief er kurzerhand beim Präsidium der Polizei Dorset in Winfrith an. Was er dann den Leuten dort über meine Verbindung zu MacKenzie berichtete – weit mehr, als ich bei dem Verhör hatte verlauten lassen –, ließ bei Bagley den Eindruck entstehen, dass ich nicht nur geschickt darin war, Informationen zurückzuhalten, sondern dies gewohnheitsmäßig tat.
»Warum haben Sie mir nichts davon gesagt, dass Sie es unterlassen haben, diesen Mann bei den irakischen Behörden anzuzeigen, Ms. Burns? Oder dass Sie erst in den letzten zwei Wochen überhaupt etwas über Ihre Gefangenschaft preisgegeben haben?«
Am liebsten hätte ich gesagt, ›Sie haben ja nicht danach gefragt‹, fand das dann aber doch etwas zu schnodderig. »Es hat sich keine Gelegenheit dazu geboten. Ich habe versucht, offene Fragen zu beantworten, aber Ihre Vernehmung bezog sich ja fast ausschließlich auf das, was hier
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