Des Teufels Werk
Handlangern ist, dass ich meine Fingernägel noch habe.«
Jetzt verlor er doch die Geduld. »Die Einvernahme von Zeugen ist unerlässlicher Bestandteil jedes polizeilichen Ermittlungsverfahrens, dabei werden Männer und Frauen gleich behandelt. Ich gebe zu, dass das eine sehr belastende Erfahrung sein kann …, aber es wundert mich doch sehr, dass Sie sich diesem Verfahren nicht gewachsen fühlen.«
Ich lächelte. »Danke für die Blumen!«
Er schnaufte ärgerlich. »Haben Sie oder Ms. Derbyshire MacKenzies Tasche aus dem Arbeitszimmer ins Vestibül gebracht, Ms. Burns?«
»Meine
Tasche«, korrigierte ich ihn. »Er hat sie mir in Bagdad gestohlen.«
»Haben Sie sie angefasst?«
»Ja. Als ich hinausgegangen bin, um Jess' Sachen zu holen, habe ich sie ihr gegeben, um sie die Seitentaschen durchsehen zu lassen. Er hatte ihren Schlüpfer in der Vordertasche, aber ich dachte, er hätte vielleicht auch ihren BH eingesteckt. Das hätte seiner perversen Art entsprochen.«
»Wissen Sie, was sie mit der Tasche gemacht hat?«
»Ich glaube, sie hat sie auf dem Stuhl liegen gelassen.«
»Hat eine von Ihnen beiden etwas aus der Tasche herausgenommen?«
»Ich weiß nicht, ob Jess etwas genommen hat,
ich
jedenfalls nicht.« Ich drückte meine Zigarette aus. »Ich hätte mal hineinlangen sollen. Er hatte den Feldstecher und das Handy meines Vaters darin. Warum fragen Sie?«
»Ich versuche, möglichst keine offenen Fragen zu lassen.« Er sah mein Stirnrunzeln. »Die Spurensicherung hat Ihre Fußabdrücke auf dem Fußboden im Arbeitszimmer gefunden, aber keine, die zu denen bei der Haustür passten. Es würde uns interessieren, wie das kommt. Sie und Dr. Coleman sagten beide aus, die Tasche hätte beim Schreibtisch gelegen.«
Er war sehr gründlich. »Haben Sie denn die Tasche inzwischen gefunden? Und wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, wir hätten etwas rausgenommen?«
»Es war einfach einen Versuch wert, Ms. Burns. Wenn Sie etwas von MacKenzie behalten hätten, könnten wir vielleicht eher eine DNS-Spur finden.«
»Ach so.«
»Wir haben Fuß- und Fingerabdrücke, aber sonst nichts. An dem Handy Ihres Vaters hätten sich vielleicht Speichelspuren sichern lassen oder eine Augenwimper am Feldstecher. Aber am ehesten hätte sich wahrscheinlich an Ihren Kleidern etwas gefunden, da sie ja direkten Körperkontakt hatten, als Sie ihn fesselten. Das Blut wäre entweder von den Hundebissen gewesen oder von dem Schlag mit der Axt …« Er zuckte mit den Schultern.
»Und was ist mit den Kleidern von Jess und Peter?«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn Sie die Sachen von Ms. Derbyshire nicht angerührt hätten, wäre uns vielleicht ein Haar untergekommen, aber so … und alle Spuren, die vielleicht an Dr. Colemans Kleidern hafteten, gingen auf seiner Fahrt nach Hause verloren.«
»Brauchen Sie denn DNS-Material, wenn Sie seine Fingerabdrücke haben? Peter und ich können ihn beide identifizieren.«
Bagley lächelte ziemlich grimmig. »Das kommt darauf an, ob er noch zu erkennen ist, wenn wir ihn finden, Ms. Burns.«
Chaos begleitete die Ankunft der Polizei und des Rettungsdiensts. Ich erinnere mich noch an den entsetzlichen Lärm, als die Wagen mit heulenden Sirenen vor dem Haus anhielten, und an das nachfolgende Durcheinander, als Peter zu erklären versuchte, dass der ›Patient‹ spurlos verschwunden war. Jeder von uns hatte seine eigenen Prioritäten. Ich wollte vor allem herausfinden, was mit meinen Eltern los war, Jess ging es um ihre Hunde, und die Polizei wünschte ein klares Bild von den Ereignissen, ehe sie irgendetwas unternahm.
Vor allem wollten die Beamten wissen, wessen Blut da über den ganzen Fußboden verschmiert war und wieso sämtliche Anwesende so hemmungslos darin herumgetrampelt waren. Sie waren nicht bereit zu glauben, dass all das Blut von Bertie stammte, und ich konnte das verstehen, als ich versuchte, die Szene mit dem unbefangenen Blick des ahnungslosen Neuankömmlings zu betrachten. Was nicht unmittelbar nach Berties Tod von den Hunden verschmiert worden war, hatten Peter, Jess und ich bei unserem ständigen Hin und Her überall hingetragen. Es sah aus wie nach einem Blutbad, und die Polizei beschloss, es als solches zu sehen, bis das Gegenteil bewiesen war.
Wir erfuhren später, dass MacKenzie Berties Halsschlagader getroffen hatte, als er ihm sein Schnappmesser seitlich über die Kehle gezogen hatte, und dass der Hund unendlich viel Blut verloren hatte. Jess bedauerte vor allem, dass
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