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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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die etwas anderes erzählt?«
    »Ich habe sie nicht alle abgehört. Die einzige von Bedeutung war die von Mamis Anwalt, der mir mitteilte, dass man sie eingewiesen hatte – und darauf habe ich nach meinem Urlaub sofort reagiert.«
    »Sie haben also auch die Nachricht nicht gehört, die Jess Ihnen nachts um halb eins hinterlassen hat, um Sie wissen zu lassen, dass Ihre Mutter sich bei ihr auf dem Hof befand? Der Arzt war dabei, als sie telefonierte. Sie sagte Ihnen, Sie hätten zwölf Stunden Zeit, die Dinge in die Hand zu nehmen, danach würde der Arzt den Sozialdienst einschalten.« Ich verschränkte die Arme und beobachtete sie scharf. »Sie hat Ihnen jede Chance gegeben, Madeleine, aber das hat Sie gar nicht interessiert.«
    »Ich war doch gar nicht da!«
    »Aber Nathaniel war da.«
    »Das stimmt nicht. Nathaniel war auch nicht zu Hause. Er war mit unserem Sohn zu Besuch bei seinen Eltern in Wales. Wie jedes Jahr um diese Zeit. Fragen Sie meine Schwiegereltern, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Den Anrufbeantworter kann man von überall abhören – und der größte Teil von Wales ist von Dorset nicht weiter entfernt als London. Ich würde sagen, dass Sie Strom und Wasser abgestellt haben und Nathaniel dann in Windeseile hier heruntergekommen ist, um alles wieder anzustellen, bevor am nächsten Morgen der Sozialdienst aufkreuzte.«
    »Das ist ja absurd«, zischte sie wütend.
    »Kein Mensch sonst hatte einen Grund, Lily das Leben zur Hölle zu machen.«
    »Doch! Jess!«
    »Das sehe ich nicht so«, widersprach ich. »Und die Polizei sicher auch nicht. Jess hätte Ihnen nicht geschrieben, wenn sie hätte fürchten müssen, Sie könnten dahinterkommen, dass sie Ihre Mutter im Stich gelassen hatte.«
    »Und was für einen Grund soll
ich
gehabt haben?«
    »Das weiß ich auch nicht so genau«, antwortete ich aufrichtig. »Anfangs dachte ich, Sie wollten Ihre Mutter dazu bringen, die Vollmacht für den Anwalt zu widerrufen – aber jetzt glaube ich eher, es war schlicht und einfach Grausamkeit. Sie haben sie dafür bestraft, dass sie zu verwirrt war, um nach Ihrer Pfeife zu tanzen – und stellten fest, dass es Ihnen Spaß machte, sie zu quälen. Ganz einfach. Das ist bei den meisten Sadisten so.«
    Sie sprang auf. »Das brauche ich mir wirklich nicht länger anzuhören.«
    »Ich würde vorschlagen, Sie tun es trotzdem«, versetzte ich ruhig, »sonst werden Sie es sich von Inspector Bagley anhören müssen. Ich habe ihm bisher kaum etwas davon erzählt, aber nur, weil Ihre Mutter noch am Leben ist. Wäre sie umgekommen, so würden wir dieses Gespräch nicht führen, sondern Sie säßen bei der Polizei im Vernehmungsraum und würden eine Menge Fragen über Mord beantworten. Wenn Sie jetzt gehen, landen Sie auch bei der Polizei, nur die Fragen werden etwas anders aussehen.«
    »Kein Mensch wird Ihnen glauben.«
    »Darauf sollten Sie sich lieber nicht verlassen. Es braucht nur ein winziges Moment des Zweifels.« Ich warf meinen noch glühenden Zigarettenstummel ins Spülbecken. »Ihr Stolperstein ist der Herd. Die Lieferscheine von Burton beweisen, dass er zwei Monate lang abgestellt war. Wenn Jess dahintersteckte, hätte sie ihn wieder angezündet – sie ist die Einzige, die weiß, wie das geht.«
    Madeleine zitterte vor mühsam unterdrückter Wut. »Ja, und sie hat Sie angestiftet, nehme ich an. Sie hat mich ja immer gehasst – immer Lügen über mich verbreitet.«
    »Tatsächlich? Ich dachte, Lügen wären Ihre Spezialität.« Ich zählte an den Fingern ab. »Rachsüchtige Lesbe – Stalker – obsessiv – geistig krank – Dienstbotenmentalität – Pachtbäuerin – syphilitische Großmutter – Männerhasserin – treibt es mit Hunden. Habe ich etwas vergessen? Ach ja. Ihr Großvater hatte einen Hang zum Küchenpersonal und vergewaltigte jedes junge Ding, das bei ihm angestellt war, einschließlich Jess' Großmutter.«
    Sie war wie erstarrt. »Wenn Sie das noch einmal sagen, bekommen Sie von mir eine Verleumdungsklage an den Hals.«
    »Sie meinen das mit der Vergewaltigung? Ist es denn nicht wahr? Ich dachte, er hätte nach der Geburt seines Sohnes fünfzehnhundert Morgen als Entschädigung übertragen. Das war noch billig – das Land kostete ihn nichts, und sein Ruf wäre hin gewesen, wenn Jess' Großmutter zur Polizei gegangen wäre.«
    »Nichts als Lügen«, zischte sie. »Jeder hätte der Vater des Kindes sein können. Jess' Großmutter war ein Flittchen – sie ist mit jedem ins Bett gegangen.«
    Ich zuckte

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