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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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mit den Schultern. »Mit einem DNS-Test lässt es sich leicht nachweisen. Der höchste Grad der Übereinstimmung wird zwischen Jess und Ihrer Mutter bestehen.«
    »Das werde ich nicht zulassen.«
    »Sie haben hier gar nichts zuzulassen. Alle Vollmachten liegen bei Lilys Anwalt.« Ich lächelte. »Das wird ein echter Knüller. DNS-Test positiv, Skelette klappern in den Schränken der Familie Wright. Erst Missbrauch, dann Misshandlung – Tochter versucht Mutter zum Schweigen zu bringen. Verkrachte Künstlersgattin beruft sich auf Klassenunterschied, um Sadismus zu rechtfertigen …«
    Jess hatte prophezeit, dass sie handgreiflich werden würde, wenn man sie zu sehr provozierte –
Lily hatte Angst vor Madeleine, ihr eigener Sohn hat Todesangst vor ihr –,
ich hätte also damit rechnen müssen. Trotzdem schaffte sie es, mich zu überrumpeln. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich hinsichtlich der Gewaltbereitschaft mancher Leute ziemlich naiv bin. Ich sollte es eigentlich nicht sein, ich habe in Afrika und im Nahen Osten wirklich genug Gewalt erlebt, aber ich war eben bei den Kriegsgeschehen stets nur Zuschauerin, niemals Teilnehmerin.
    MacKenzie hätte mich eigentlich lehren müssen, wie gefährlich selbstzufriedene Überheblichkeit ist. Und was ihn selbst angeht, hatte ich meine Lektion ja auch gelernt. Aber es kam mir gar nicht in den Sinn, dass ein perverser Psychopath, der sich daran ergötzte, Frauen zu verstümmeln und zu vergewaltigen, etwas mit einer blonden Porzellanschönheit aus den besten Kreisen gemein haben könnte. Ich hätte genauer auf Jess hören sollen. Vom ersten Tag an hatte sie mir Madeleine als manipulativ und narzisstisch beschrieben, eine Frau ohne emotionalen Tiefgang, die zu Gewalt und Terror griff, wenn ihre Wünsche nicht augenblicklich befriedigt wurden, und der die Auswirkungen ihres Verhaltens auf andere völlig gleichgültig waren.
    Besser kann man eine psychopathische Persönlichkeit kaum beschreiben.

22

    Ich hatte erwartet, dass sie mir eine herunterhauen, aber nicht, dass sie mir mit roten Krallen ins Gesicht springen würde. Beinahe bevor ich wusste, wie mir geschah, lag ich auf dem Boden und versuchte nur noch, meinen Kopf vor ihren Fußtritten zu schützen. Es ging sehr schnell und war mit lautem Geschrei verbunden. Ich erinnere mich, dass sie wütend »Miststück« kreischte, als sie mich bei den Haaren packte und herumriss, um mein Gesicht als Zielscheibe zu benutzen, aber da ich mich so klein wie möglich zusammengerollt hatte, trafen die Tritte hauptsächlich meine Arme und meinen Rücken.
    Sie war nicht fit genug, um lange durchzuhalten. Die Tritte fielen spärlicher, die Stimme wurde schriller. Wie ich dazu komme, sie ins Verhör zu nehmen? Ob ich nicht wisse, wen ich vor mir hätte? Für wen ich mich eigentlich hielte? Die Tirade bot einen interessanten Einblick in ihren Charakter. Nicht einen einzigen Gedanken verschwendete sie an die Konsequenzen ihres Handelns oder an die Frage, ob ich sie absichtlich provoziert hatte. Sie war einfach blind vor Wut.
    Ich will nicht behaupten, dass es nicht wehtat – ihre Schuhe waren aus Leder und sehr spitz –, aber im Vergleich mit Bagdad war es ein Spaziergang. Sie stand unsicher auf ihren hohen Absätzen, zielte schlecht und gab den Tritten wenig Wucht mit. Ich ließ mir den Angriff gefallen, weil die Wut genau wie der Alkohol die Zunge löst und ich sie in dem Glauben lassen wollte, mein Mangel an Gegenwehr bedeute, sie hätte nichts zu fürchten.
    »Das war der schönste Tag meines Lebens, als die Derbyshires umgekommen sind – nur die kleine Missgeburt war noch übrig –, und sie war so ein schwächliches Ding, dass sie sich gleich selbst umbringen wollte. Ich habe zu meiner Mutter gesagt, sie hätte sie verbluten lassen sollen – und wollen Sie wissen, was sie darauf geantwortet hat? Sei
nett!
Du bist es ihr schuldig – du hast Nathaniel. Gott, habe ich sie gehasst! Sie konnte einfach nicht die Klappe halten. Nein, sie
musste
mit ihrem Bruder reden –
musste
um Verzeihung bitten – und hat von
mir
verlangt, dass ich ihn Onkel nenne! Lieber würde ich sterben, habe ich gesagt, als zugeben, dass ich mit dem Bastard so einer Schlampe verwandt bin – und er hat
gelacht
und gesagt, ihm ginge es genauso. Und dann hat er noch die Frechheit und bittet meine Mutter, es geheim zu halten –
seinen
Kindern zuliebe …«
    Indirekt sprach sie von den Grausamkeiten, die sie und Nathaniel Lily angetan hatten. »Ich habe

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