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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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dreimal so viel wert wie der Ihrer Mutter. Wenn Sie je verkaufen sollte, wäre sie Millionärin. Jetzt sagen Sie mir, warum jemand in dieser Position daran Gefallen finden sollte, für den verarmten Landadel zu buckeln?«
    Sie lächelte dünn. »Sie vermuten, dass der Besitz ihr gehört.«
    »Ich vermute gar nichts. Ich
weiß
es. Und Sie wissen es auch.« Ich paffte nachdenklich an meiner Zigarette. »Wieso ist es Ihnen eigentlich so wichtig, dass alle Welt glaubt, sie hätte den Besitz nur gepachtet?«, fuhr ich neugierig fort. »Wurmt es Sie so sehr, dass Jess' Familie mit ihren Pfunden gewuchert hat, während Ihre Leute alles vertan haben, was sie einmal besaßen?«
    Beinahe hätte ich sie so weit gehabt. »Sie wären arme Schlucker, wenn nicht –« Sie brach abrupt ab.
    Ich schnippte noch etwas Asche ins Spülbecken, um sie zu ärgern. »Sie können froh sein, dass sie so ein zurückhaltender Mensch ist. Wenn man in Winterbourne Barton wüsste, dass sie die reichste Frau im Tal ist, hätten Sie überhaupt keine Chance. Die würden anstehen, um ihr in den Hintern zu kriechen.«
    Sie sah mich hasserfüllt an. »Da müssten sie aber erst mal an Ihnen vorbeikommen«, entgegnete sie geringschätzig. »Jeder hier weiß doch, dass Sie ihre neueste Eroberung sind.«
    Ich verschluckte mich am Rauch meiner Zigarette, und die Tränen schossen mir in die Augen. »Meinen Sie, ihre neueste Geliebte? Das hätte ich mir vielleicht überlegt, wenn sie nicht jede Nacht mit Peter zugange wäre. Würden Sie das nicht als ziemlich zuverlässiges Zeichen dafür nehmen, dass ihr Schwänze lieber sind als Mösen?«
    »Sie sind ja ekelhaft.«
    »Wieso?«, erkundigte ich mich scheinbar erstaunt. »Weil ich darüber spreche, dass sie mit Männern schläft? Aber Nathaniel wird Ihnen doch erzählt haben, wie gut sie im Bett ist. Soweit ich weiß, haben es die beiden mit Wonne getrieben, bis Sie sich eingedrängt haben. Er ist ja ständig hier unten und versucht, die guten alten Zeiten wiederaufleben zu lassen. Er war auch an dem Abend hier, als Jess Lily fand.«
    Der Schimmer einer Emotion zeigte sich in ihrem Blick. War es Furcht? Sie schaute weg, ehe ich es mit Sicherheit sagen konnte. »So ein Unsinn.«
    »Wer hat dann Strom und Wasser wieder angestellt, bevor Lilys Anwalt und die Sozialarbeiterin kamen?«
    Es war, als drückte man auf ›An‹. Solange ich ihr Fragen stellte, auf die sie sich vorbereitet hatte, konnte sie prompt ihre fertigen Antworten präsentieren. »Jess natürlich«, sagte sie mit Entschiedenheit. »Sie war die Einzige, die von Mamis Zusammenbruch wusste. Alles, was sie getan hat, diente nur dazu, ihre Spuren zu verwischen. Sie hätte einen Krankenwagen anrufen oder Mami selbst zu Bett bringen und einen Arzt holen können – stattdessen hat sie sie auf ihren Hof gefahren und bis zum Morgen gewartet, ehe sie den Sozialdienst benachrichtigte. Das hat sie doch nur getan, weil sie Zeit brauchte, um in Barton House alles wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Es war zu kalt, um auf einen Krankenwagen zu warten, deshalb hat Jess Lily zu sich nach Hause genommen und von dort aus sofort den Arzt angerufen. Peters Vertreter kam eine Stunde später – da lag Ihre Mutter schon wohlversorgt in einem warmen Bett und schlief. Er riet Jess, sie bis zum Morgen bei sich zu behalten. Ich dachte, das wüssten Sie alles.«
    »Aber wieso hat sie sie auf den Hof gebracht? Warum hat sie sie nicht hier gelassen?«
    »Weil sie allein Ihre Mutter nicht bis zum Haus tragen konnte, das waren immerhin fünfzig Meter, und sie nichts sehen konnte, da die Außenbeleuchtung ausgefallen war«, erklärte ich geduldig. »Deshalb ist sie mit ihrem Land Rover über den Rasen bis zum Weiher gefahren und hat Lily hineingehoben. Ursprünglich wollte sie sie gleich selbst ins Krankenhaus fahren, aber sobald Ihre Mutter sich in eine Hundedecke eingepackt im warmen Wagen befand, wurde sie munter und wollte etwas zu essen haben.« Ich sah Madeleine verwundert an. »Peter hat mir das alles gleich in der ersten Woche nach meiner Ankunft hier erzählt. Hat er Ihnen denn nichts gesagt? Ich dachte, Sie wären so dicke Freunde?«
    »Ja, sicher hat er mir das alles auch erzählt«, sagte sie schnippisch, »aber er plappert doch nur nach, was er von Jess gehört hat. Mit Sicherheit weiß er gar nichts, er war ja nicht dabei.«
    »Und was hat der Arzt gesagt? Er hat doch mehrere Nachrichten auf Ihrem Anrufbeantworter hinterlassen? Und die Leute vom Sozialdienst? Haben

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