Des Teufels Werk
Nathaniel gesagt, dass niemand ihr helfen würde – sie war so eine alte Hexe, dass keiner etwas mit ihr zu tun haben wollte. Nicht einmal Peter war sonderlich bemüht – er sagte, der Troll würde ihm sofort Bescheid geben, wenn was wäre.
Ihr
können Sie Vernachlässigung vorwerfen – sie ist doch diejenige, die abgehauen ist und mich mit allem sitzen gelassen hat – als wäre
ich
die Magd …«
Ich hätte gern weiter zugehört, wie sie sich um Kopf und Kragen redete, wenn sie mir nicht plötzlich ihren Stilettoabsatz in die Hüfte gebohrt hätte. Das reichte. Mit einem Sprung war ich auf den Beinen, und während sie sich immer noch über die ungerechte Behandlung aufregte, die ihr widerfahren war, rammte ich sie mit solcher Wucht gegen den Herd, dass ihr die Luft wegblieb.
Ich glaube, sie merkte es gar nicht, als ich ihre Hand durch die rechte Schlinge schob und diese zusammenzog, aber als ich sie beim linken Handgelenk packte und es in die andere Richtung riss, versuchte sie sich zu wehren. »Mein Gott, Sie sind vielleicht eine Nummer«, sagte ich angewidert, bevor ich den Blick zu der Webcam hob, die auf einem Schrank neben dem Spülstein stand.
»Haben Sie das alles, Jess?«
Jess stieß die Tür zur Spülküche auf. »Die Kamera im Vestibül hat nicht mitgemacht«, sagte sie, als sie eintrat, »aber die drei hier drinnen haben bestens funktioniert. Alles in Ordnung? Auf dem Schirm hat es ziemlich schlimm ausgeschaut, aber da Sie nicht geschrien haben –« Sie brach ab und starrte Madeleine an. »Ich glaube, sie hat es noch nie zuvor mit jemandem ihres Alters und ihrer Größe aufgenommen – immer nur mit gebrechlichen alten Frauen und mit Kindern.«
Ich rieb mir vorsichtig die Schulter, an der sich ein blauer Fleck zu bilden begann. »Also ganz ähnlich wie MacKenzie. Ich bin gespannt, was sie sonst noch gemeinsam haben.«
»Die Arroganz«, sagte Jess, während sie Madeleine so neugierig musterte, als hätte sie sie nie vorher gesehen. »Ich hätte mir denken können, dass mein Vater derjenige war, der nicht wollte, dass es rauskommt. Er hat immer gesagt, wenn einer von uns so täte, als wäre er was Besseres, würde er mit ihm nichts mehr zu tun haben wollen. Ich dachte immer, er sagt das, weil wir aus einer Arbeiterfamilie kamen, aber jetzt« – sie wies mit vorgeschobenem Kinn auf Madeleine – »glaube ich, er hatte eine Heidenangst, wir würden so werden wie sie.«
Da Madeleine von Jess' Talenten als Computerspezialistin und Filmemacherin keine Ahnung hatte, konnten wir ihr nur klar machen, was wir an Material hatten, indem wir Computer und Bildschirm in die Küche holten, die aus der Perspektive dreier Kameras gedrehten Szenen abspielten und demonstrierten, wie einfach es war, die Bilder auf DVD zu kopieren. Sie beschimpfte uns die ganze Zeit in den höchsten Tönen, beschuldigte uns der Erpressung und der Entführung – beides zutreffend –, aber als ich aus dem Arbeitszimmer einen Packen Briefumschläge holte und anfing, sie mit den Adressen der Einwohner von Winterbourne Barton zu beschriften, wurde sie still.
»Sie können ruhig versuchen, die Nachbarn davon zu überzeugen, dass das Ganze nur ein Spaß war oder eine Kabarettnummer«, sagte ich zu ihr, »aber es zeigt Sie nicht gerade im besten Licht, hm?« Ich schaute nachdenklich auf den Bildschirm, den Ton hatten wir ausgeschaltet. »Ich bin gespannt, was Ihre schicken Freunde in London dazu sagen werden.«
Madeleine hörte auf, an den Schlingen zu zerren, in denen ihre Hände gefangen waren, und holte tief Luft. »Was wollen Sie?«
»Ich persönlich? Ich würde Sie gern wegen versuchten Mordes an Ihrer Mutter und gewalttätigen Angriffs auf mich vor Gericht sehen, aber« – ich zeigte auf Jess – »Ihre Cousine ist alles andere als scharf drauf, dass etwas von ihrer Verwandtschaft mit Ihnen herauskommt – noch weniger als Jess' Vater damals. Da sich das jedoch nicht vermeiden lassen wird, wenn wir die DVDs verschicken und die Polizei ins Spiel kommt, ist es das Beste, Sie geben Lilys Anwalt Anweisung, dieses Haus zu verkaufen. Auf die Weise können Sie alle Verbindungen zu Winterbourne Barton abbrechen, und Jess kann ihr Geheimnis für sich behalten.«
Sie lachte wütend. »Das soll wohl ein Witz sein?«
»Nein.« Ich beschriftete den nächsten Umschlag.
Sie riss wieder an den Schlingen. »Ich zeige Sie an.«
»Das bezweifle ich. Sie sind vielleicht die dümmste Person, die mir je untergekommen ist, aber so dumm sind
Weitere Kostenlose Bücher