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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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wundert es Nick auch, dass Sie die DVD von Ihrer Gefangenschaft nicht vernichtet haben, als sich die Gelegenheit dazu bot. Nachdem Sie sich zuvor sowohl mir als auch Dr. Coleman gegenüber so entsetzt darüber geäußert hatten, dass Sie gefilmt worden waren (und nach Dr. Colemans Beschreibung dessen, was er gesehen hat), fragt Nick sich, wieso es Sie so gleichgültig lässt, dass die DVD sich immer noch in MacKenzies Besitz befindet. Ich nehme an, dass das gar nicht zutrifft und dass Sie in Wirklichkeit noch immer sehr besorgt sind?
    Mir herzlichen Grüßen, Alan
    Inspector Alan Collins, Kriminalpolizei Manchester.

Von: [email protected]
    Abgesandt: Fr, 27/08/04, 8.30
    An: [email protected]
    Thema: Meine Unerschütterlichkeit
    Lieber Alan,
    ich danke Ihnen von Herzen für die Fürsorge, die aus Ihren Zeilen spricht.
    Nun zu Ihrer Beruhigung …
    Nick Bagley wäre nicht weniger argwöhnisch gewesen, wenn Jess und ich zu zwei Häufchen Elend zusammengesunken wären und Polizeischutz rund um die Uhr angefordert hätten. Peter Coleman hat unseren Mut in so glühenden Farben geschildert, dass ein plötzlicher Zusammenbruch hinterher äußerst seltsam gewirkt hätte. Wir können nur sein, wie wir sind, Alan, es wäre doch blödsinnig gewesen, sich anders zu geben, nur um Bagleys Ansichten über das ›normale‹ Verhalten von Frauen zu entsprechen. Sie wissen, ich hätte ohne Mühe Theater spielen können – ich habe es ja in der Vergangenheit schon getan –, aber Jess ist einfach zu ehrlich.
    Ich habe mir Ihr ThukydidesZitat zu Herzen genommen. ›Das Geheimnis des Glücks ist Freiheit; das Geheimnis der Freiheit ist Mut.‹ Ich habe versucht, Bagley zu erklären, dass allein schon die Konfrontation mit MacKenzie eine Befreiung war. Ich habe ihn gesehen, wie er wirklich war – und nicht den Popanz, den meine Fantasie aus ihm gemacht hatte –, und das hat mich ungeheuer erleichtert. Ich will und werde nicht Angst vortäuschen, wo keine mehr ist. Bagley hat mir einen Alarmpiepser gegeben, aber ich bin sicher, dass MacKenzie sich nicht wieder blicken lassen wird. Er schien an dem Abend weit mehr Angst vor mir zu haben als ich vor ihm.
    Soweit man überhaupt auf etwas sein Wort geben kann, garantiere ich, dass MacKenzie sich nicht hier im Tal aufhält. Die Polizei hat es zweimal von einem Ende zum anderen durchkämmt und beide Male keine Spur von ihm gefunden. Möglich, dass er sich irgendwo anders verkrochen hat, aber meiner Ansicht nach ist es wahrscheinlicher, dass er mit falschem Pass das Land verlassen hat. Er scheint da ja eine unerschöpfliche Quelle zu haben.
    Zu Ihrer Kenntnisnahme: Dan hat eine automatische Prüfung aller ReutersMeldungen auf unerklärte Morde veranlasst, wenn also MacKenzie irgendwo anders wieder zuschlägt, werden wir ihn möglicherweise sofort orten können.
    Was den Hund von Baskerville angeht, so beschreibt Conan Doyle ihn als einen Mischling aus Mastiff und Bluthund von der Größe einer kleinen Löwin, dem phosphoreszierende Flammen aus dem Rachen (!) schießen. Glauben Sie mir, selbst Bagley mit seiner blühenden Fantasie hätte Mühe, Jess' Mastiffs mit ihren weichen Hängelefzen zu etwas derart Monströsem aufzublasen. Zwar ist man bewegungsunfähig, wenn sie sich auf einem niederlassen, aber statt einen bei der Kehle zu packen und zu beuteln, sabbern sie einen lieber voll. Jess lässt sie im Moment eingesperrt, weil auf der oberen Wiese Bertie begraben ist, und sie fürchtet, dass sie ihn ausgraben würden, wenn sie frei herumlaufen. Sobald das Grab zugewachsen ist, wird es sie nicht mehr interessieren. Sie hat das Bagley genau erklärt, aber leider scheint ihn das nur umso argwöhnischer gemacht zu haben.
    Zur DVD: Es ist mir nie in den Sinn gekommen, sie zu vernichten. Mache ich mir immer noch Sorgen wegen der Aufnahmen? Nein. Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich eher stolz auf sie. Ich wünschte sogar, Bagley könnte sie sehen. Dann würde er vielleicht verstehen, warum ich so glücklich darüber bin, es ein zweites Mal mit MacKenzie aufgenommen zu haben. Wie irgendein weiser Mensch einmal sagte: Siegen ist alles.
    Sie sind mir die ganze Zeit ein guter Freund gewesen, Alan, und ich hoffe, ich konnte Sie beruhigen. Nebenbei gesagt, wenn ich MacKenzie je töten sollte, werde ich mir nicht die Mühe machen, seine Leiche zu verstecken. Wozu, wenn ich ihn im Vestibül mit einer stumpfen Axt totschlagen und Notwehr geltend machen kann. Vielleicht hätte ich es

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