geölte Blitz bei Bagley im Büro.«
»Dann müssen Sie eben reinen Tisch machen und ihr sagen, was in Lilys Testament steht«, meinte ich vergnügt. »Nur machen Sie ihr vorher eine Stunde richtig die Hölle heiß. Sehen Sie es als Lilys Rache. Und als Ihre auch, wenn Sie wollen. Lassen Sie Madeleine wenigstens wissen, was Sie von ihr halten, bevor Sie ihr anderthalb Millionen auf dem silbernen Tablett überreichen. Ich persönlich würde es lieber sehen, Sie erbten das Haus – ich bin sicher, dass auch Lily das will –, aber dann lässt sich die Verbindung zwischen den Derbyshires und den Wrights natürlich nicht mehr geheim halten.«
Keine von uns hatte erwartet, Geständnisse versuchten Mordes zu hören. Jess hatte gemeint, mit dem Wissen leben zu können, dass Madeleine ihre Mutter mit seelischer Grausamkeit und Vernachlässigung gequält hatte –
mit solchen Methoden hat diese Frau ihr Leben lang gearbeitet
–, aber dass sie es fertig gebracht hatte, eine geistig verwirrte alte Frau in die Kälte hinauszujagen und tatenlos zuzusehen, wie diese langsam an Unterkühlung starb, das war doch etwas ganz anderes. Der dickste Dorn im Auge war mir persönlich der Gedanke, dass Madeleine von dem, was sie getan hatte, auch noch profitieren würde.
Ich griff an Jess vorbei zur Maus und ging mit einem Doppelklick auf die Live-Aufnahmen. »Sind sie aus?«
»Ja.«
»Okay.« Ich sortierte meine Gedanken. »Ich glaube, mein Gewissen lässt das nicht zu, Jess. Madeleine ist
gefährlich.
Und ihr grässlicher Mann wahrscheinlich auch. Wenn es ihm wirklich darum ginge, den Jungen zu schützen, hätte er sie längst selbst angezeigt. Was passiert, wenn sie noch einmal versucht, Lily etwas anzutun? Könnten Sie damit leben? Ich jedenfalls nicht.«
»Nein.«
»Wir müssen sie anzeigen.«
»Ich weiß«, sagte sie seufzend. »Aber wo? Bei Bagley?«
»Nicht unbedingt«, meinte ich. »Wir können tun, was Lily getan hätte – alles an den Anwalt schicken und ihm die Entscheidung überlassen.«
Während Madeleine und Nathaniel gleichzeitig mit wütenden Protesten reagierten, griff Jess nach einem Briefumschlag. Die beiden hatten offensichtlich weit mehr Respekt vor dem Mann, der die Hand auf der Geldtasche hatte, als vor der Polizei.
Von:
[email protected] Abgesandt: Do, 26/08/04, 10.12
An:
[email protected] Thema: Ihre Unerschütterlichkeit
Liebe Connie,
ich bin beeindruckt von Ihrer Unerschütterlichkeit, wenn auch vielleicht nicht im gleichen hohen Maß wie offenbar Nick Bagley. Er findet es erstaunlich, dass Sie nach allem, was Sie durchgemacht haben, entschlossen sind, zu bleiben und Ihr Leben weiterzuführen, als wäre nichts geschehen. Ich habe ihm erklärt, dass Sie schon viel schlimmere Situationen durchgestanden haben, aber Nick meint dennoch, dass Sie angesichts der Tatsache, dass MacKenzie noch immer auf freiem Fuß ist, besorgter sein müssten. Ihre Reaktion scheint ihm ›untypisch für eine Frau‹. Ich hätte vielleicht die Frauen von Dorset der Feigheit bezichtigen können, aber Ihre Freundin Jess ist seinen Berichten zufolge ebenso dickköpfig wie Sie.
Ich habe mit Nick mehrere Gespräche über MacKenzies Verschwinden geführt. Wie ich hörte, soll er im Südwesten verschiedentlich gesehen worden sein, allerdings sind die Informationen alle nicht zuverlässig. Nick interessiert vor allem MacKenzies angebliche SASAusbildung, und er fragte mich, ob ich es für möglich bzw. wahrscheinlich halte, dass der Mann das Winterbourne Valley nie verlassen hat. Ich sagte, dass ich das für unwahrscheinlich halte, da das ganze Gebiet meines Wissens zweimal gründlich abgesucht und keine Spur von ihm gefunden wurde.
Ich hoffe, ich täusche mich nicht, Connie.
Bitte seien Sie trotzdem auf jeden Fall sehr vorsichtig. Es könnte äußerst ernste Folgen für Sie haben, wenn MacKenzie sich doch noch in der Gegend aufhält.
Ich habe mit Bedauern gehört, dass einer von Jess' Hunden umgekommen ist. Ich weiß nicht viel über Hunde dieser Rasse, nur dass sie groß und ausgesprochen kräftig sind. Nick hat mir erzählt, dass der Hund von Baskerville ein Mastiff war – er beschrieb ihn als ›Riesenbestie, die Menschen jagte und ihnen die Kehle aufriss‹ –, und ich weiß, dass er vor Jess' Meute einen Heidenrespekt hat. Er behält die Hunde scharf im Auge, und es wundert ihn, dass sie jetzt immer in ihrem Gehege eingesperrt bleiben, obwohl Jess sie doch früher frei laufen ließ.
Schließlich