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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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meinen.«
    »Mögen Sie ihn nicht?«
    »Manchmal nicht«, bekannte sie, »aber in Winterbourne Barton wimmelt es von Frauen, die ihn unwiderstehlich finden. Lauter rüstige Siebzigerinnen, die mit Wonne seinem Ego schmeicheln. Sie werden sich weit hinten anstellen müssen, wenn Sie da mitmachen wollen.«
    »Ist er verheiratet?«
    »Nicht mehr.«
    »Hat er Kinder?«
    »Zwei – einen Sohn und eine Tochter – sie leben bei ihrer Mutter in Dorchester.«
    »Und wie ist die?«
    Jess hatte eine Art, mich anzusehen, die mir unter die Haut ging, ein bisschen, als wollte sie mein Gehirn sezieren. »Eine sentimentale Heulsuse«, sagte sie, als wäre das auch eine Beschreibung von mir. »Er wäre nicht fremdgegangen, wenn sie ihn ein bisschen mehr geprügelt oder sich eine Arbeit gesucht hätte. Sie ist die Verlobte, die er aus dem Hut gezaubert hatte, um Madeleine loszuwerden – und sie hat ihn ausgezogen bis aufs Hemd, als sie dahinterkam, dass er es heimlich mit zwei Krankenschwestern trieb.«
    »Sie meinen, ein flotter Dreier?«, fragte ich überrascht.
    Zum ersten Mal sah ich Jess lachen. »Großer Gott! Das wäre echt komisch gewesen. Er ist ein Gentleman, Herrgott noch mal. Er machte es schön der Reihe nach mit ihnen und schickte ihnen Blumen, wenn er sie versetzen musste – und jetzt fühlen sich alle drei verraten. Die Ehefrau tut mir ja noch ein bisschen Leid – obwohl sie sich das Desaster selbst zuzuschreiben hat –, aber die Schwestern machen sich nur lächerlich. Sie wussten, dass sie ihn mit
einer
Frau teilten, warum dann wegen einer weiteren Wirbel machen?«
    Ich dachte mit etwas schlechtem Gewissen an die verheirateten Männer, mit denen ich geschlafen hatte. Dan vor allem.
Was ist das für eine Beziehung?
»Es ist leichter mit einer Ehefrau zu konkurrieren. Da weiß man, womit man es zu tun hat. Wenn da hingegen noch eine Geliebte mitläuft, lässt das doch vermuten, dass man selbst genauso langweilig ist wie die Frau, die man eigentlich verdrängen wollte.«

    Nachdem wir Peter wegfahren gehört hatten, dauerte es eine ganze Weile, ehe Jess oder ich etwas sprachen. Mir fiel nichts anderes ein als
Geh endlich!,
und sie starrte auf den Boden, als suchte sie in den Steinplatten nach einem passenden Thema. Als sie schließlich den Mund aufmachte, tat sie es nur, um über Peter zu schimpfen. »Ich verstehe nicht, warum er das getan hat? Wenn Sie ihn privat anrufen, müssen Sie für die Behandlung selbst aufkommen. Ich zeige Ihnen den Weg zur Praxis, dann kostet es nichts.«
    »Vielleicht bin ich nicht versicherungsberechtigt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte, Sie und Ihre Eltern hätten Asyl bekommen.«
    Ich griff über den Tisch nach meinen Schlüsseln, um Jess nicht in die Augen blicken zu müssen. »Ja, hm, ich habe immer noch den alten Pass aus Simbabwe, ich weiß nicht, was für einen Status ich habe. Ich denke, Dr. Coleman wollte mir nur helfen.« Ich habe mir im Lauf der Jahre einen neutralen Akzent angeeignet, der nicht verrät, woher ich komme, aber wenn ich nervös werde, schlägt die südafrikanische Aussprache durch. Jess nahm das sofort wahr. »Mache
ich
Ihnen Angst? Soll ich gehen?«
    »Ich denke, ich komme gut allein zurecht.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Werden Sie bleiben?«
    Ich nickte.
    »Dann lassen Sie mich besser erst den Herd anwerfen, sonst können Sie nicht kochen.« Sie wies in Richtung Flur. »Schauen Sie sich inzwischen ein bisschen um – ob Sie sonst noch mit irgendwas Hilfe brauchen. Es ist Ihre letzte Chance. Sie wollen mich nicht da haben – und ich bin alles andere als gern hier.«
    Wenn ich daran zurückdenke, finde ich es merkwürdig, dass keine von uns diese Bemerkungen persönlich genommen hat. Es waren einfach Feststellungen einer Tatsache: Wir waren beide lieber allein. Bei mir war es nicht immer so gewesen, bei Jess schon. »Das habe ich von meinem Vater. Er konnte tagelang kein einziges Wort sprechen. Er sagte immer, wir wären ins falsche Jahrhundert hineingeboren. Wenn wir vor der industriellen Revolution gelebt hätten, wäre unsere Schweigsamkeit sogar geschätzt und uns als Weisheit ausgelegt worden.«
    Ihre Mutter hatte versucht, ihr etwas mehr Offenheit beizubringen. »Sie konnte mich immer zum Lächeln bringen – mein Bruder und meine Schwester konnten das auch –, aber als sie tot waren, bin ich wieder die Alte geworden. Ich habe das Lächeln verlernt. Ich weiß nicht. Es ist eine Fähigkeit, die man sich erwerben kann. Je öfter man es tut,

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