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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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kleinlaut und zaghaft, als sie durch die grüne Tür trat und mich im Vestibül stehen sah. »Entschuldigen Sie«, sagte sie nach einem kleinen Zögern. »Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass wir in der Küche sind.«
    »In Ordnung.«
    Sie wies mit einer Kopfbewegung auf das Handy, das ich mir von der Motorhaube des Mini wiedergeholt hatte und immer noch in der Hand hielt. »Wenn Sie einen Empfang suchen, werden Sie hier Pech haben. Bei mir drüben ist es genauso. Oben im Speicher bekomme ich einen, das ist aber auch alles. Wir sind zu tief unten im Tal.« Sie wies mit dem Daumen über die Schulter. »Das Festnetz funktioniert, wenn Ihnen das eine Hilfe ist. Ich habe es überprüft. Neben dem Kühlschrank steht ein schnurloses Telefon.«
    »In Ordnung.«
    Meine kurzen Antworten schienen sie zu irritieren. Sie blickte zu Boden. Da ich sie nicht kannte, dachte ich, sie erwarte Dankbarkeit für ihre Hilfe, erst später entdeckte ich, dass sie das Reden lieber anderen überließ. Peter gab ihrem introvertierten Wesen die Schuld daran, aber ich hatte stets das Gefühl, dass auch eine gewisse Arroganz mitspielte. Sie stand über der gemeinen Höflichkeit des Smalltalk und überließ es den anderen, sich mit ihrer Schweigsamkeit abzuplagen.
    Peter rettete uns. Er erschien plötzlich in dem kleinen Flur hinter ihr und kam mit einem Lächeln auf mich zu. »Hallo«, sagte er, nach meiner Hand greifend. »Ich bin Peter Coleman. Willkommen in Winterbourne Barton. Jess' Hundemeute hat Ihnen vorhin offenbar einen kleinen Schrecken eingejagt.«
    Ich wollte zurückweichen, aber seine Finger hatten meine schon aufgesogen. »Marianne Curran«, sagte ich, während es meine Hand in der seinen kalt überlief.
    Er ließ mich gleich wieder los und trat auf die Seite, um mir mit einer Geste den Vortritt in den Flur zu lassen. »Ich kann Jess einfach nicht begreiflich machen, dass ein normaler Mensch sich nicht gern von diesen Riesenkötern voll sabbern lässt. Aber Hunde, die bellen, beißen ja nicht – was man übrigens auch von ihrer Herrin sagen könnte.« In seinen Augen blitzte es ironisch, und ohne auf Jess' wütenden Blick zu achten, führte er mich zur Küche. »Sind Sie weit gefahren? Wenn Sie aus London kommen, sind Sie sicher kaputt …«
    Er setzte mich an den Tisch und führte einen belanglosen Monolog, bis ich mich langsam entspannte und ihm antworten konnte, wobei ich allerdings vorsichtig war mit meinen Worten und ihm Halbwahrheiten auftischte statt glatter Lügen. Ich erzählte ihm, dass ich in Simbabwe geboren und aufgewachsen war, dass ich mit meinen Eltern nach London geflohen war, nachdem einer unserer Nachbarn bei einem rassistischen Überfall ermordet worden war, und dass ich Barton House für sechs Monate gemietet hatte, um ein Buch zu schreiben. Ich rechnete mit Fragen nach Einzelheiten, aber es schien Peter völlig gleichgültig zu sein, was für ein Buch ich plante oder ob ich schon früher einmal eines geschrieben hatte. Auch die Gründe für meine Panikattacke sprach er nicht an.
    Jess beteiligte sich nicht am Gespräch. Sie stand an der Tür zur Spülküche, kaute auf der Unterlippe und vermied es, einen von uns anzusehen. Ich fragte mich, ob sie in Peter verliebt war und sich ärgerte, dass er ganz mit mir beschäftigt war. Die Atmosphäre war jedenfalls ungemütlich, und ich wünschte, die beiden würden verschwinden. Ich hätte Jess gern gesagt, dass sie nichts zu fürchten hatte – ein Arzt, der sich langsam vortastete und mich mit scharfem Blick beobachtete, interessierte mich keineswegs –, aber das tat ich natürlich nicht.
    Gerade überlegte ich, wie ich sie hinauskomplimentieren könn- te, ohne allzu unhöflich zu erscheinen, da sagte Peter warnend: »Denk ja nicht, du kannst jetzt einfach so verschwinden, Jess. Du bist die Einzige hier, die den Herd in Gang setzen kann.«
    Ihre Hand lag auf dem Türknauf. »Ich dachte, es wäre besser, wenn ich später wiederkäme.«
    Er beobachtete mich, als er sprach. »Ich bin derjenige, der gehen muss«, erklärte er und stand schon auf. »Ich habe um halb fünf Sprechstunde und habe noch nichts gegessen.« Er zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr eine Karte. »Ich bin in einer ländlichen Praxis mit einem großen Einzugsgebiet«, sagte er und legte die Karte auf den Tisch. »Wir sind drei Allgemeinärzte, und unsere Praxis ist ungefähr 15 Kilometer von hier. Jess kann Ihnen sagen, wie Sie hinkommen. Aber Sie brauchen irgendeinen

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