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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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sie nicht gelesen.«
    Ich muss total blöde gewirkt haben, denn sie sagte schneidend: »Mein Gott! Warum kommen Leute wie Sie nach Dorset? Sie haben Angst vor Hunden, Sie können ohne Telefon nicht leben –« Sie brach abrupt ab. »Aber na ja, es ist nicht das Ende der Welt. Ich nehme an, Sie haben einen Laptop? Einen Computer habe ich in Ihrem Wagen nicht gesehen.« Ich nickte. »Was für ein Handy haben Sie? Haben Sie einen Internetvertrag mit Ihrem Provider?«
    »Ja. Aber ohne Empfang hilft das wenig.«
    »Gehen Sie über Kabel oder Bluetooth?«
    »Bluetooth.«
    »Okay. Das gibt Ihnen eine Reichweite von zehn Metern zwischen den beiden Geräten. Sie brauchen das Handy nur hoch genug zu halten« – sie brach ab, als sie mein skeptisches Gesicht sah. »Vergessen Sie es. Ich mach's selber. Geben Sie mir einfach Ihr verdammtes Handy, und bringen Sie Ihren Laptop nach oben.«
    In der nächsten halben Stunde würdigte sie mich keines einzigen Wortes, weil sich meine Begeisterung darüber, dass ich für jede E-Mail extra auf den Speicher klettern durfte, in Grenzen gehalten hatte. Ich hockte mit meinem Laptop neben einer Speicherleiter auf dem Flur und hörte sie oben herumtrampeln. Nach einer Weile kam sie wieder herunter und begann in den verschiedenen Zimmern Möbel herumzuschieben – dem Krachen und Poltern nach zu urteilen mit ziemlicher Wut. Sie kam mir vor wie eine trotzige Halbwüchsige, und ich hätte sie fortgeschickt, wäre mir eine Internetverbindung nicht so wichtig gewesen.
    Schließlich kam sie aus einem Zimmer am Ende des Flurs. »Okay, hier ist Empfang. Wollen Sie mal versuchen, ob Sie eine Verbindung herstellen können?«
    Es sah aus wie ein Heath-Robinson-Aufbau – eine Treppenpyramide, die aus einem Frisiertisch, einer Kommode und diversen Stühlen errichtet war –, doch es funktionierte. Ich musste mich zwar unter der Zimmerdecke zusammenkrümmen, um die Verbindung zu bekommen, aber hatte ich sie einmal hergestellt, konnte ich mit dem Laptop unten ganz normal arbeiten.
    »Auf dem Speicher ist der Empfang besser«, sagte Jess, »aber dann müssten Sie jedes Mal, wenn die Batterie schwach wird oder Sie sich ausloggen wollen, da hinaufklettern. Darauf hätten Sie bestimmt keine Lust – und wahrscheinlich würden Sie sich sowieso nicht zurechtfinden. Es ist nicht leicht festzustellen, über welchem Zimmer man sich gerade befindet.«
    »Tausend Dank«, sagte ich glücklich. »Darf ich Ihnen vielleicht ein Glas Wein oder ein Bier anbieten? Ich habe beides draußen im Wagen.«
    Sie zeigte augenblicklich ihr Missfallen. »Ich trinke nicht.« Und Sie sollten es auch nicht tun, sagte ihr tadelnder Ton. Ihr Missfallen wurde noch stärker, als ich mir auf dem Weg nach unten eine Zigarette anzündete. »Das ist so ziemlich das Schlimmste, was Sie tun können. Wenn Sie zu einem Panikanfall noch eine Bronchitis bekommen, haben Sie wirklich zu kämpfen.«
    Verzögerte Reife und puritanische Selbstgerechtigkeit, eine tödliche Kombination, fand ich und fragte mich, ob sie mich als die liederliche Edwina aus der Serie
Absolutely Fabulous
sah und sich selbst als Saffy, die von sich eingenommene, unfehlbare Tochter. Ich hätte gern eine entsprechende Bemerkung gemacht, vermutete aber, dass auch Fernsehen bei ihr verpönt war. Ich hatte den Eindruck, dass in Jess' Leben für Spaß kein Platz war – wenn doch, so war es eine Art von Spaß, die allen anderen fremd war.
    Bevor sie fuhr, fragte ich, wie ich sie erreichen könne. »Wozu?«, fragte sie zurück.
    Wenn ich Hilfe brauche …
»Um Ihnen zu danken.«
    »
Nicht nötig. Schon geschehen.«
    Ich beschloss, ehrlich zu sein. »Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll, wenn irgendwas ist«, sagte ich mit einem zaghaften Lächeln. »Ich bezweifle, dass der Makler imstande gewesen wäre, den Herd anzuwerfen.«
    Widerwillig lächelnd sagte sie: »Meine Nummer steht unter J. Derbyshire, Barton Farm, im Telefonbuch. Sie brauchen wahrscheinlich Hilfe mit den Verlängerungskabeln für den Festnetzanschluss?«
    Ich nickte.
    »Ich bin um halb neun bei Ihnen.«

    Nach diesem Muster verliefen die folgenden Tage. Jess machte ein ungnädiges Hilfsangebot, kam am folgenden Morgen, um es auszuführen, sprach sehr wenig, bevor sie wieder abfuhr, kehrte am Abend zurück, um auf irgendetwas hinzuweisen, was sie noch für mich tun könnte. Ein paarmal sagte ich, ich schaffe das allein, aber sie beachtete den Wink nicht. Peter bezeichnete mich als ihr neues Haustier – womit er

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