Des Teufels Werk
Versicherungsnachweis, wenn Sie zu uns kommen wollen« – er sah mich einen Moment fest an –, »und das heißt, Sie müssen eine National-Health-Service-Nummer vorlegen oder einen Ausweis.«
Ich leckte mir nervös die Lippen.
»Die Alternative wäre, mich privat anzurufen.« Er tippte auf die Karte. »Das ist die Nummer hier. Ich wohne fünf Minuten von hier. Wenn ich zu Hause bin, komme ich zu Ihnen – wenn nicht, wird der Anruf zur Praxis weitergeleitet. Nennen Sie einfach Ihren Namen und verlangen Sie mich persönlich, dann werden Sie direkt verbunden.«
Weshalb erfand er einen Vorwand, um zu gehen? Vor zwanzig Minuten hatte er noch davon gesprochen, dass er Golf spielen wolle. Was hatte er über mich herausbekommen? Was hatte er vor?
Ich vermutete, er nahm mir die Sache mit Marianne Curran nicht so recht ab, aber wusste er auch, dass ich Connie Burns war? Mein Büroleiter, Dan Fry, hatte mir gesagt, dass er für die internationale Presse ein Foto freigegeben hatte, aber ein altes, hatte er mir versichert, das gemacht worden war, als ich gerade bei Reuters angefangen hatte. Kürzere Haare, runderes Gesicht und zehn Jahre jünger. Ich nahm die Karte an mich. »Danke.«
Peter nickte. »Sie sind hier in guten Händen. Jess' einzige Schwäche ist, dass sie glaubt, alle wären so tüchtig wie sie.« Er wandte sich ihr zu, so dass ich weder sein Gesicht noch seine Hände sehen konnte. Ich fragte mich, was er ihr signalisierte. »Immer schön behutsam, ja? Du weißt, wo du mich findest, wenn du mich brauchst.«
Später erfuhr ich, dass mein Hinweis auf Simbabwe Peter auf die richtige Spur gebracht hatte. Die
Times
hatte am Tag nach meiner Entführung einen ausführlichen Bericht über mich gebracht, über meine Kindheit in Afrika und die unter Zwang erfolgte Entscheidung meiner Eltern, die Farm aufzugeben. Für ihn war es kein Zufall mehr, dass plötzlich eine Autorin mit der gleichen Geschichte und einer gewissen Ähnlichkeit mit der Beschreibung Connie Burns' in Winterbourne Barton auftauchte und prompt eine Panikattacke bekam. Und er sah seinen Verdacht bestätigt, als er bei seiner Heimkehr im Internet nach alten Zeitungsberichten suchte und feststellte, dass meine Mutter Marianne hieß.
Bei Jess passierte nichts dergleichen. Sie sah lediglich eine äußere Ähnlichkeit zwischen mir und Madeleine. Groß, blond, blaue Augen und auf dem Weg in die Vierziger. Sogar mein Name – Marianne – war ähnlich. Als sie mir gegenüber entspannter wurde, sagte sie, dass ich zum Glück nicht so eitel sei wie Madeleine. Die hätte selbst kurz vor dem letzten Hauch noch nach der Puderdose gegriffen. Nie und nimmer wäre sie wie ein gekochter Hummer herumgelaufen. Niemals hätte sie sich Peter so gezeigt.
»Sie hat wie eine Klette an ihm gehangen, als er nach Winterbourne Barton kam. Meine Mutter fand es peinlich. Madeleine war fünfundzwanzig und wollte unbedingt unter die Haube. Sie hat Peter nicht aus den Klauen gelassen.«
»Wie alt war er damals?«
»Achtundzwanzig. Das war vor fünfzehn Jahren.«
»Und wie ging es weiter?«
»Er zog eine Verlobte aus dem Hut.« Sie lächelte ein wenig. »Madeleine bekam ein paar Tobsuchtsanfälle, aber am meisten regte sich Lily auf. Sie vergötterte Peter, sagte immer, er erinnere sie an den Hausarzt ihrer Kindheit.«
»Inwiefern?«
»Gute Erziehung. Sie behauptete, damals wären die Ärzte aus besseren Kreisen gekommen. Ich sagte, dass ich das als Kriterium ziemlich blöd fände – mich interessiert nur, ob Peter weiß, was er tut –, aber Lily vertraute ihm, weil er ein ›Gentleman‹ ist.«
Das, dachte ich, war ein Teil von Peters Charme, heimlich mit Lily zu sympathisieren. »Er macht eigentlich schon den Eindruck, dass er weiß, was er tut«, sagte ich vorsichtig und wartete auf eine wütende Entgegnung. Jess war Peter gegenüber so ambivalent, dass ich keine Ahnung hatte, was sie wirklich von ihm hielt. Oder er von ihr. Sie hatte mehrmals angedeutet, dass sie es komisch fand, wie er mit Lilys Alzheimer-Erkrankung umging. Insgeheim hegte sie den Verdacht, Madeleine hätte ihn dazu überredet, Lily sich selbst zu überlassen.
»Er muss wissen, was er tut, verdammt noch mal«, sagte sie sarkastisch. »Er ist schließlich Arzt.«
»Warum sind Sie so gegen ihn?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Was gibt's denn an ihm auszusetzen?«
»Nichts – außer dass er wahnsinnig eingebildet ist.«
Ich lächelte. »Er ist ein attraktiver Mann, Jess.«
»Wenn Sie
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