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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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saß. Dort sprach ich ihn auch an. Wenn ich mich nicht täusche, sagte ich, hätten unsere Wege sich schon einmal gekreuzt, und er bestätigte das mit einem Nicken.
    »Aus Ihnen ist ja eine gestandene Frau geworden, Mrs. Burns«, sagte er mit breitem Glasgower Akzent. »Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, waren Sie ein kleines Mäuschen.«
    Ich war überrascht, dass er sich an meinen Namen erinnerte, und noch überraschter über das Kompliment, so zweifelhaft es war. Eines nämlich wussten alle über Harwood – dass er Frauen nicht mochte. Wenn er Bier getrunken hatte, machte er daraus keinen Hehl mehr, und es ging das Gerücht, er sei im Endstadium an Syphilis erkrankt, die er sich bei einer Hure geholt hatte. Es war eine bequeme Erklärung für seinen aggressiven Frauenhass, aber ich glaubte nicht an sie. Penicillin war für jeden aus der reichen westlichen Welt so leicht zu haben, dass eine Syphilis gar nicht so weit fortzuschreiten brauchte.
    Ich sagte ihm, was ich wollte, und legte eine Liste mit Fragen auf den Tisch sowie einen Begleitbrief mit einer kurzen Erläuterung, worum es in meiner Geschichte gehen sollte. »Würden Sie das an Ihren Chef weitergeben und mich seine Antwort wissen lassen?« Es war schwer, Zugang zu Leuten zu finden, mit denen man nicht persönlich bekannt war, es sei denn, man bediente sich der Vermittlung eines Dritten. Die Rebellenkrieger hatten das Kommunikationsnetz größtenteils zerstört, und da praktisch jeder hinter Festungsmauern lebte, war es unmöglich, ohne Anmeldung an den Posten vorbeizukommen, die diese Festungen bewachten.
    Harwood schnippte die Papiere zu mir zurück. »Nein«, sagte er.
    »Warum nicht?«
    »Er redet nicht mit Journalisten.«
    »Sagen
Sie
das oder er?«
    »Kein Kommentar.«
    Ich lächelte dünn. »Und wie komme ich nun an Ihnen vorbei, Mr. Harwood?«
    »Gar nicht.« Er verschränkte die Arme und starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Treiben Sie's nicht zu weit, Mrs. Burns. Sie haben Ihre Antwort bekommen.«
    Und halte hiermit besser den Mund, dachte ich mit bitterer Ironie. Obwohl ein ganzer Haufen Gäste aus der ausländischen Gemeinde in der Nähe war, getraute ich mich nicht, ihm weiter zuzusetzen. Ich hatte gesehen, was er den Leuten antun konnte, und überhaupt keine Lust, mich als Opfer anzubieten.
    Paddy's Bar war die Stammkneipe der internationalen Gemeinde, weil sie während des ganzen elf Jahre währenden Kriegs geöffnet geblieben war. Es war ein großes, nach einer Seite offenes Lokal mit Bar und Restaurant und Tischen auf einer Betonveranda, ein Treffpunkt einheimischer Prostituierter, die sich gutes Geld versprachen. Sie lernten sehr schnell, Harwood zu meiden, nachdem er eine von ihnen so übel zugerichtet hatte, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste. Er sprach Pidgin-Englisch, die Umgangssprache in Sierra Leone, und beschimpfte die Mädchen bösartig, wenn sie versuchten, sich an ihn heranzumachen. Er nannte sie ›Teufelsfedern‹ und schlug mit Fäusten nach ihnen, wenn sie zu nahe kamen.
    Bei den Europäerinnen war er vorsichtiger. Der Prozentsatz der weiblichen Angestellten bei den Hilfsorganisationen und Botschaften war hoch, und wenn eine dieser Frauen ihn versehentlich am Arm anstieß, ließ er es stets durchgehen. Vielleicht fühlte er sich eingeschüchtert von ihnen – sie waren weit intelligenter als er, hatten alle möglichen akademischen Titel –, oder er wusste, dass er sich das nicht erlauben konnte. Die weniger wortgewandten schwarzen Frauen boten da seiner Wut ein leichteres Ziel. Den meisten von uns war klar, dass er nicht nur ein Frauenhasser, sondern auch ein Rassist war.
    Unmöglich zu sagen, wie alt er war. Er hatte einen kahl rasierten Schädel, mit der Tätowierung eines geflügelten Krummsäbels am Hinterkopf, seine Haut war von der Sonne zu Leder gegerbt. Wenn er betrunken war, brüstete er sich damit, dass er bei der SAS-Einheit gewesen sei, die 1980 die iranische Botschaft in London gestürmt hatte, und der Krummsäbel sein Ehrenzeichen sei. Wäre das wahr gewesen, so hätte er Ende vierzig, Anfang fünfzig sein müssen. Die mörderische Kraft seiner Fäuste jedoch ließ eher darauf schließen, dass er jünger war. Seinem starken schottischen Akzent zum Trotz behauptete er steif und fest, aus London zu stammen, doch das nahm man ihm in der britischen Gemeinde ebenso wenig ab, wie man ihm glaubte, dass er mit dem Namen John Harwood geboren war.
    Trotzdem – wenn Alan Collins nicht

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