Des Todes Liebste Beute
dieser Sache freigestellt.«
Kristen erstarrte. Sie konnte nicht fassen, was sie da hörte.
»Wie bitte?«
John seufzte erneut. »Kein Verteidiger in dieser Stadt will noch mit Ihnen im gleichen Gerichtssaal auftreten. Alle würden Gefahr für Leib und Leben für sich selbst und ihre Klienten anführen. Milt befürchtet, dass jeder Fall, an dem Sie beteiligt sind, in Berufung gehen könnte. Sie werden alles, was Sie haben, bis vier Uhr nachmittags zur Übergabe bereitmachen. Wir teilen uns Ihre Fälle untereinander auf.«
Kristen saß da wie vom Donner gerührt. Sie brachte kein Wort heraus.
John erhob sich. »Es tut mir Leid, Kristen. Ich habe Milt gesagt, dass er einen Fehler macht, dass es nicht fair ist, aber im Grunde war mein Einspruch vergeudet. Ich fühle mich dafür verantwortlich, aber ich kann leider nichts dagegen unternehmen.« Er legte ihr zögernd eine Hand auf die Schulter. Sie spürte sie kaum. »Betrachten Sie es als den Urlaub, den Sie sich schon längst verdient haben«, sagte er schwach. Dann fügte er hinzu: »Nein, ich denke, das können Sie wohl nicht.«
Der verdiente Urlaub. Das war reiner Hohn. Sie stand auf, obwohl es sie immense Kraft kostete, aber sie hatte sich im Griff – wie immer. »Ich hole meine Sachen.«
»Kristen –« John wollte nach ihr greifen, aber sie wich ihm aus. Seine Hand fiel an seine Seite, und er seufzte ein weiteres Mal. »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie Hilfe brauchen.«
»Das werde ich nicht.«
Montag, 23. Februar, 13.00 Uhr
Abe verabscheute den Geruch in der Gerichtsmedizin. An einem guten Tag roch es antiseptisch wie im Krankenhaus. Er hasste Krankenhäuser. Und an einem schlechten Tag … Zum Glück war Conti noch nicht lange genug tot, um einen schlechten Tag zu verursachen.
»Wir sind gekommen, sobald wir konnten, Julia«, sagte Mia, während sie zum Tisch ging, auf dem Contis Leiche lag. »Was ist denn los?«
»Ich wollte, dass ihr euch das einmal anseht.« Julia kam zu ihnen an den Tisch. »Von allen Opfern, die wir bisher ausgegraben haben, war Contis Leiche im schlechtesten Zustand. Der Typ hat ihn nicht nur verprügelt, der hat Hackfleisch aus ihm gemacht.«
»Medium gebraten, bitte ohne das Gürkchen«, alberte Mia, und Julias Lippen zuckten.
»Bring mich bitte nicht zum Lachen. Meine Rippen tun von gestern noch immer weh.«
Abe runzelte die Stirn. »Hat Jacob Conti dich so heftig attackiert?«
Julia zuckte die Achseln. »Ein paar Prellungen, mehr nicht. Es hätte schlimmer kommen können.«
»Ja. Jack hätte ihn zerlegen können.« Mia wirkte sehr zufrieden bei dem Gedanken.
Julias Wangen röteten sich leicht. »Dass Jack sich so auf ihn gestürzt hat, war nicht richtig von ihm.«
»Nein? Also mir hat’s gefallen«, sagte Mia.
Julia zögerte einen Moment. »Mir auch«, gab sie schließlich zu.
»Und du hättest darauf bestehen können, dass wir ihn verhaften«, meinte Abe.
»Ja, weiß ich, aber ich fand, dass die Situation auch so schon hitzig genug war. Zumal die Reporter jede Bewegung gefilmt haben. Conti hatte gerade herausgefunden, dass sein Sohn ermordet worden ist, du lieber Himmel.«
»Sein Sohn, der jemand anderen zu Tode geprügelt hat«, murmelte Mia. »Ich würde keine Träne an ihn verschwenden, Julia. Angelo Conti ist so gestorben wie Paula Garcia – mit einem Wagenheber erschlagen.«
Julia seufzte. »Ja, ja, ich weiß … ausgleichende Gerechtigkeit und so weiter. Wie auch immer. Seht euch das hier bitte mal an.« Sie drehte den Körper ein Stück herum und zeigte auf eine Stelle oberhalb von Contis Kniekehle. »Schwach und unvollständig, aber besser als nichts.«
Abe beugte sich näher heran, und sein Puls beschleunigte sich. »Ein Teilabdruck.«
Mias Blick begegnete seinem. Ihre Augen leuchteten. »In Contis Blut. Gut gemacht, Julia.«
»Die Totenflecke weisen darauf hin, dass der Killer Conti kurz nach dem Tod auf die Seite gerollt hat. Das Blut muss noch feucht gewesen sein.«
»Er hat keine Handschuhe getragen«, murmelte Mia.
Ein Funken Hoffnung regte sich in Abe. »Er hat einen Fehler gemacht, weil er die Beherrschung verloren hat.«
»Das denke ich auch«, sagte Julia zufrieden. »Für die Schwere der Verletzungen war relativ wenig Blut auf der Leiche. Er muss sich klar gemacht haben, dass er ausgeflippt ist, und hat anschließend versucht, die Leiche zu säubern. Aber nachdem er Conti auf die Seite gelegt hat, ist der Körper erstarrt, wodurch der Fleck verborgen wurde und er ihn
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