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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Kristens Tasche in der Hand. Er beugte sich herab und küsste das Baby auf den Kopf. »Deine Tasche klingelt.«
    Kristen kam auf die Füße. »Mein Handy.« Sie nahm die Tasche und wühlte darin. »Mayhew.«
    Abe sah zu, wie sie lauschte, und ahnte Übles, als sie blass wurde. Sie sank auf den Stuhl zurück, und er sah echte Furcht in ihren Augen.
    »Geht es ihr gut?«, fragte sie leise. Sie umklammerte das Handy so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Und du bist sicher.« Sie lauschte wieder, während sie tief atmete. »Ich
bin
ruhig. Muss ich kommen?« Ihr Mund verzog sich. »Ich denke nicht. Hast du die Polizei gerufen?« Sie biss die Zähne zusammen. »Nein, das ist kein verdammter Scherz, Dad … Fass nur weder Brief noch Blume an, okay? Ich rufe jetzt die Polizei. Sie werden die Nachricht sehen wollen und genau nachfragen, wer gestern Abend im Pflegeheim gewesen ist.« Sie schürzte die Lippen und klappte das Handy zu. »Ja«, sagte sie mit Bitterkeit in der Stimme, ohne jemanden anzusprechen. »Was immer du sagst.«
    Abe setzte sich auf die Tischkante neben sie. »Geht es um deine Mutter?«
    Sie nickte. »Jemand hat eine schwarze Rose und einen Zettel auf ihrem Kopfkissen im Pflegeheim hinterlassen.« Sie warf Ruth einen raschen Blick zu. »Meine Mutter hat Alzheimer. Fortgeschrittenes Stadium.«
    Abe umfasste ihr Kinn und spürte ihr Zittern. »Was stand auf dem Zettel?«
    »›Wer ist er?‹« Sie sprang auf die Füße. Ihre Miene war ausdruckslos. »Wo ist mein Mantel?«
    »Willst du nach Kansas fliegen?«, fragte Abe.
    Kristen schüttelte den Kopf, während sie auf die Tür zuging. »Nein. Ich verschwinde. Der Typ von gestern Nacht sagte, dass Menschen, die mir nahe stehen, sterben würden, wenn ich ihm nicht sagte, wer der Killer ist. Und ich denke nicht daran, deine Familie in Gefahr zu bringen. Bring mich nach Hause, Abe.«
    Aus dem Augenwinkel sah Abe, wie Ruth instinktiv ihr Baby fester an sich drückte. »Komm, beruhig dich erst mal, Kristen«, sagte er und merkte zu spät, dass dies genau die falschen Worte gewesen waren. Ihr Vater hatte offenbar genau dasselbe gesagt.
    »Ich
bin
ruhig«, sagte sie kalt. »Und ich bin noch ruhiger, wenn du mich nach Hause gebracht hast.«
    Resigniert stand Abe auf. »Ich hole deinen Mantel.«

Montag, 23. Februar, 23.00 Uhr
    Eigentlich hätte er noch warten sollen. Er hätte zwischendurch Pausen einlegen müssen, aber ihm lief die Zeit davon. Es waren noch so viele Namen im Goldfischglas. Dreckschweine. Anwälte. Richter.
    Es war so kalt. Er schauderte. Seine Glieder schmerzten. Er spürte, dass sein Hals immer wunder wurde. Das Dach unter seinem Bauch war hart und eiskalt, und seine Finger waren vor Kälte steif geworden. Er wartete nun schon seit zwei Stunden. Inzwischen glaubte er nicht mehr daran, dass William Carson auftauchen würde. Er lächelte grimmig, und seine Lippen sprangen auf. Vielleicht lernten die Verteidiger langsam dazu. Vielleicht hatte Skinners frühzeitiges Dahinscheiden ihnen tatsächlich als Warnung gedient, sodass sie sich nun nicht mehr bei Nacht in zweifelhafte Viertel wagten … selbst dann nicht, wenn man ihnen kompromittierndes Beweismaterial gegen die Opfer ihrer Klienten versprach. Doch die Medien hatten nicht veröffentlicht, wie er seine Opfer anlockte, also gab es eigentlich keinen Grund, warum Carson misstrauisch geworden sein konnte.
    Sein Gesicht verfinsterte sich, als der kalte Wind ihm in die Knochen fuhr. Sie wussten nichts, denn sonst hätte diese Schlange Richardson bestimmt nicht gezögert, es der Öffentlichkeit mitzuteilen. Tag für Tag erstattete sie Bericht, Tag für Tag deutete sie an, dass Kristen und die Polizei mehr wussten, als sie sagten. Diese Frau musste aufgehalten werden. Dummerweise hatte sie nichts Illegales oder wenigstens Unmoralisches getan. Sie benahm sich einfach nur daneben. Sie war lästig.
    Eine Bewegung ließ ihn aufmerken. Er stemmte sich auf die Ellenbogen und spähte in die Dunkelheit. Also hatte die Ratte das Stück Käse doch für so unwiderstehlich gehalten, dass sie alle Vorsicht fahren ließ.
    Wunderbar. Er beugte sich vor, blickte durch das Zielfernrohr und schauderte, als das eiskalte Metall sein Gesicht berührte. Er zielte auf Carsons Stirn. Zog den Abzug durch …
    Eine weitere Bewegung am Rande seines Gesichtsfelds ließ ihn zusammenzucken, während er abdrückte. Ein durchdringender Schrei zerriss die Luft, und Carson fiel zu Boden.
    Daneben. Er lebt noch.
    Der

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