Des Todes Liebste Beute
hatte. Carson war ein mieser, geldgieriger Verteidiger, der Mörder, Drogendealer und Vergewaltiger vertrat. Jeder, der die Gesellschaft eines solchen Dreckskerls suchte, musste ebenfalls Dreck am Stecken haben.
Dennoch war das ein Tod, der zu bedauern war, das musste er zugeben. Noch schlimmer aber – er war davongelaufen, ohne sich zu vergewissern, dass die Männer auch wirklich tot waren. Er hatte den Schwanz eingekniffen und war wie ein gewöhnlicher Krimineller, wie ein elender kleiner Dieb, die Feuerleiter hinuntergeflüchtet.
Die Polizei wusste noch immer nicht, wer er war. Noch nicht. Aber vielleicht war es an der Zeit, einen Abschluss herbeizuführen. Er nahm drei Zettel vom Tisch, die er dem Goldfischglas noch nicht hinzugefügt hatte. Es waren besondere Namen. Er hatte ihre Exekutierung noch aufgeschoben, weil die Polizei, sobald die drei tot waren, zwei und zwei zusammenzählen und ihn finden würde. Er hatte zuerst das Goldfischglas leeren wollen, doch langsam rannte ihm die Zeit davon.
Er stand auf und spürte wieder die schmerzenden Glieder. Das Schlucken tat ihm weh, und die Kopfschmerzen wurden schlimmer. Stundenlanges Ausharren in der Kälte, Gräberausheben und tote Körper schleppen – all das forderte seinen Tribut. Er war kaum noch in der Lage, seiner normalen Arbeit nachzugehen. Er musste diese Sache beenden, und das bald.
Er trat an die Arbeitsfläche. Vielleicht konnte ein Kaffee seinen Körper wieder ein wenig aufwärmen. Aber als er den Deckel von der Dose nahm und der Duft der gemahlenen Bohnen in seine Nase stieg, fiel ihm plötzlich etwas ein.
Kaffee. Er hatte einen Kaffee dabeigehabt.
Und er hatte ihn stehen lassen.
Er schüttelte die Erstarrung ab und fuhr mit seiner Aufgabe fort, in dem er das Pulver in den Filter gab. Die Polizei war nicht dumm. Reagan und Mitchell würden den Kaffeebecher finden und seinen genetischen Fingerabdruck ermitteln. Das hatte früher oder später passieren müssen. Er hatte von vornherein gewusst, dass er irgendwann Spuren hinterlassen würde, wie vorsichtig und penibel er auch sein mochte. Nun war es so weit, und er würde bezahlen. Aber er musste sich noch um drei Schlüsselfiguren kümmern, bevor die Polizei ihn festsetzen konnte. Das wenigstens schuldete er Leah.
Dienstag, 24. Februar, 8.30 Uhr
J ack
war
entzückt. »Wir haben mehr herausgefunden als nur die DNS von unserem Burschen«, verkündete er zufrieden. »Er muss außerdem Halsschmerzen haben. Wir haben Spuren von Menthol im Kaffee gefunden, als hätte der Kerl beim Trinken Hustenbonbons gelutscht.«
»Oh, Jubel über Jubel«, sagte Mia beißend. »Es ist Grippesaison. Treiben wir alle mit Triefnasen zusammen.«
»Vielleicht hat er deshalb daneben geschossen«, überlegte Abe. »Es geht ihm nicht besonders.«
»Der Arme«, sagte Kristen. »Mein Herz blutet für ihn.«
»Auf jeden Fall haben wir jetzt seine Markierung.« Mia hielt ein Tütchen hoch. »Quasi frisch aus der Gussform.«
Spinelli nahm die Tüte und hielt sie gegen das Licht. »Die ist aber in einem guten Zustand.«
»Sie haben sie aus Carsons rechter Lunge operiert«, fügte Abe hinzu. »Der Chirurg hat sie erst vor ein paar Stunden holen können.«
»Und wir können froh sein, dass wir dabei waren«, knurrte Mia. »Der hätte sie fast weggeschmissen.«
»Was ihm dann so peinlich war, dass er Mia gleich zum Essen eingeladen hat«, sagte Abe grinsend, und nach einem finsteren Blick zu ihrem Partner begann auch Mia zu grinsen.
»Diesmal also ein Arzt. Es geht aufwärts mit mir.«
Spinelli schüttelte den Kopf und lächelte widerstrebend. »Und wie geht’s weiter?«
»Julia will heute die Autopsie an Arthur Monroe durchführen«, erklärte Mia. »Irgendwie finde ich es seltsam. Conti ist so brutal zugerichtet worden, aber Monroe …« Sie zuckte die Achseln. »Nur ein einziger Schuss in den Kopf, und das war’s. Nicht das, was ich erwartet hätte, wenn man bedenkt, dass Monroe ein kleines Mädchen missbraucht hat.«
»Ich schätze, Conti war ein Fehltritt«, sagte Jack. »Er ist wütend geworden, weil Conti Kristen öffentlich angegriffen hat. Das war … etwas Persönliches. Jetzt ist er wieder ganz der Profi.«
»Vielleicht ist er aus dem Konzept gebracht worden«, bemerkte Kristen. »Bei Conti hat er die Kontrolle verloren.«
»Was ein weiterer Grund dafür sein kann, dass er Carson verfehlt hat«, sagte Abe. »Aber ich würde gerne wissen, wie er Carson in den Hinterhalt gelockt hat. Wir wissen, dass
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