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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Ihnen Leid tut, muss ich Ihnen leider einen Tritt in den Hintern verpassen«, formulierte Kyle schwerfällig mit seinen dick geschwollenen Lippen, und sie spürte, wie sich ein hysterisches Kichern in ihrer Kehle bildete. Kristen zwang es nieder und gab die einzige Antwort, die ihm seine Würde lassen würde.
    »Eigentlich wollte ich fragen, wie die Typen, die das getan haben, jetzt aussehen«, log sie.
    Seine blauen Augen leuchteten anerkennend und vergnügt auf. »Nicht so hübsch wie ich.«
    Becca, die sich hinter ihn gestellt hatte, lächelte mit zitternden Lippen. »Sie sind daran nicht schuld, Kristen. Sie sind genauso Opfer wie jeder andere in dieser Sache.« Kyle nickte, zuckte aber bei der Bewegung zusammen.
    »Ist irgendwas gebrochen?«, fragte Kristen.
    »Ein paar Rippen. Und mein Stolz.« Kyle wurde ernst. »Sie werden denen nichts sagen, Kristen. Das müssen Sie mir versprechen.«
    Kristen stieß frustriert den Atem aus. »Ich kann denen nichts sagen, weil ich nichts weiß. Wenn dem so wäre, dann wäre der Mörder längst im Gefängnis. Wenn ich denken würde, dass es etwas nützte, würde ich Conti anrufen und ihm genau dasselbe sagen.«
    »Es
würde
nichts nützen«, sagte Abe, und sie sah zu ihm auf. »Sie haben auf deinem Handy angerufen, als du geschlafen hast. Sie sagten, sie würden dich jeden Tag kontaktieren, bis du eine Antwort hättest. Woher die kommt, ist ihnen egal, sie wollen nur wissen, wer der Mörder ist.«
    Jeden Tag.
Das Gefühl der Hilflosigkeit überkam sie mit solch einer Macht, dass sie schlucken musste. »Kannst du den Anruf zurückverfolgen?«
    Abe zuckte die Achseln. »Ich habe bereits angefragt, aber ich kann dir beinahe garantieren, dass wir über ein gestohlenes Handy reden.«
    »Kannst du Conti nicht hochnehmen?«, fragte Aidan. »Aus irgendeinem Grund? Du weißt doch, dass er dahintersteckt.«
    Abe presste die Lippen zusammen. »Es würde uns nichts bringen, und er könnte uns anschließend noch verklagen. Natürlich steckt er dahinter, aber er macht nichts davon selbst. Spinelli ist bereits von höchster Stelle gewarnt worden, ihn nicht vorzuladen, bis wir etwas haben, das einer genauen Untersuchung standhält.«
    Kristen stand auf. »Nun denn, finden wir also heraus, wer die Arbeit für ihn macht. Ich würde vermuten, es handelt sich um den Mann, der bei ihm war, als er Julia am Fundort der Leiche attackiert hat. Sein Name ist Drake Edwards. Er ist sozusagen Contis rechte Hand. Soll ein ziemlich harter Hund sein.« Sie blickte auf Kyle herab. »Haben Sie irgendwelche Besonderheiten bei den Männern gesehen, die das getan haben?«
    Kyles geschwollene Lippen verzogen sich. »Nur die, die ich ihnen selbst zugefügt habe. Einer der Kerle müsste eine ziemlich dicke Prellung am linken Wangenknochen haben.«
    »Ich geb’s durch«, sagte Abe.
    Becca wedelte mit der Hand. »Und jetzt haben wir genug herumgesessen. Sean, du stellst Teller auf den Tisch. Aidan, schneid den Braten. Annie, du musst mir dabei helfen, noch ein paar Kartoffeln zu schälen. Ich muss das Essen für vier Personen mehr strecken. Und da sind noch die Kinder.«
    Kristen wich einen Schritt zurück. »Becca, ich –«
    Becca brachte sie mit einer ungeduldigen Geste zum Schweigen. »Nein, Kristen. Sie und Abe hatte ich eingeplant. Es ist der Rest meiner Brut, mit der ich nicht gerechnet habe.«
    Beccas Entschlossenheit spiegelte sich auf den Gesichtern der anderen Reagans. Sie warfen sie nicht hinaus. Sie spürte, wie sich der Knoten in ihrem Magen löste. Sie war noch immer Teil dieser erstaunlichen Familie. »Dann lassen Sie mich Kartoffeln schälen.« Sie warf Annie einen Blick zu. »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    Mit einem aufmunternden Lächeln gab Annie ihr ein Messer, und sie machten sich an die Arbeit.

Dienstag, 24. Februar, 19.00 Uhr
    Die Sonne war untergegangen, und er saß noch immer in der Dunkelheit seiner Küche und dachte nach, überlegte, erinnerte sich. Leahs Bild stand zu seiner Linken, der Stapel Kugeln befand sich rechts von ihm und in der Mitte das Goldfischglas, in dem noch immer so viele Namen warteten. So viel Böses auf dieser Welt. Und er war nur ein einzelner Mann, dem die Zeit davonlief.
    Drei Zettel lagen vor dem Goldfischglas. Er musste das Licht nicht einschalten, um die Namen zu sehen. Sie waren für immer in sein Gedächtnis eingebrannt. Ein Richter, ein Verteidiger und ein notorischer Vergewaltiger. Er schloss die Augen und sah wieder den Ausdruck in Leahs Gesicht, als

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