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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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zerbrechlich und verwundbar und am Boden zerstört, und er musste es nicht noch schlimmer machen. Er löste sich von ihr, doch sie zog ihn zurück und klammerte sich fast verzweifelt an ihn. Sie küsste ihn hart und lang, und als sie ihn endlich losließ, atmeten beide schwer wie nach einem Hundert-Meter-Lauf.
    »Vielleicht passiert dir schon nichts«, flüsterte er. »Aber du hast Angst und ich auch.«
    »Es tut mir Leid, Abe, es tut mir so –«
    Er unterbrach ihre Entschuldigung mit einem weiteren heftigen Kuss, zwang sich aber schließlich, wieder sanfter zu werden. Er legte den Kopf schräger, um ihren Mund besser in Besitz nehmen zu können, und hörte nur einen kurzen Augenblick auf, damit sie zwischendurch Luft holen konnten. Dann ließ er von ihr ab, ohne wirklich zum Ende zu kommen, und küsste ihren Mundwinkel, ihre Schläfe, ihr Ohr und ihren Hals. Sie schauderte, und es kostete ihn einiges an Willenskraft, weiterhin sanft und zärtlich zu bleiben.
    »Wenn das vorbei ist, bringe ich dich weg von hier«, murmelte er, und seine tiefe, vibrierende Stimme drang ihr bis ins Mark. »Dann liegen wir am Strand und konzentrieren uns nur auf uns.«
    Mach keine Versprechungen,
wollte sie ihm sagen. Sie waren hier, weil jemand seinen Vater zusammengeschlagen hatte.
Wegen mir.
Das war etwas, das nicht einmal die Reagans ignorieren würden, und sie glaubte einfach nicht, dass sie die vorwurfsvollen Blicke ertragen konnte … selbst wenn sie sie verdient hatte. Kristen drehte ihr Gesicht in seiner Hand und küsste die Innenfläche. »Geh rein«, sagte sie. »Ich warte hier.«
    »Nein, du bleibst hier nicht allein. Du kommst mit.«
    Das war keine Bitte, sie wusste es. Genauso wie sie wusste, wie dumm es wäre, das Schicksal herauszufordern und allein im Wagen sitzen zu bleiben. Also stieg sie aus, als er ihre Tür öffnete, und ließ sich von ihm zum Haus führen.
    Von der Waschküche aus roch sie das Abendessen, das Becca gekocht hatte, aber es herrschte eine Stille, die dem Reagan’schen Haushalt fremd war. Abe drückte die Tür zur Küche auf. Fünf Augenpaare richteten sich auf sie, und in jedem war etwas anderes zu lesen: In Beccas Furcht, in Aidans Wut, Seans und Annies drückten Unglaube aus. Ruth stand mit einer Verbandsrolle neben Kyle und schüttelte leicht den Kopf. Kyle hielt sein Gesicht stur abgewandt, und Kristen sah, dass Abe schluckte, bevor er auf seinen Vater zuging. Seine Lider schlossen sich, und sein Kehlkopf arbeitete, als er sich mühte, die Fassung zu bewahren.
    »Wie schlimm ist es?«, hörte sie ihn Ruth zumurmeln.
    »Ich hab schon Schlimmeres abgekriegt«, fauchte Kyle, doch er sprach schleppend. »Ich bin zwar vollkommen zerschlagen, aber ich kann durchaus noch hören.«
    »Wie ist es passiert?«, fragte Abe.
    Becca sog bebend die Luft ein. »Er kam aus dem Supermarkt, als ein Mann –«
    »Ich kann selbst reden, Becca.« Kyle kämpfte, um sich auf dem Stuhl aufrecht hinzusetzen, doch als Aidan ihm helfen wollte, stieß er ihn weg. »Das geht schon. Ich kam aus dem Supermarkt, und jemand drückte mir einen Pistolenlauf in die Niere. Sagte, ich solle losgehen, als ob nichts wäre, und lenkte mich hinter den Laden.«
    »Wie viele waren es?«
    »Vier«, knurrte Kyle, und Kristen schauderte. »Er sagte, ich sollte rausfinden, wer der ergebene Diener ist, oder sie würden sich den Rest der Familie vornehmen.«
    Abe wandte sich abrupt um. »Wo ist Rachel?«
    Ruth legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Mit den Kindern im Schlafzimmer.«
    »Wo ist Kristen?«, fragte Kyle. »Du kannst sie doch nicht allein lassen.«
    »Ich bin hier«, sagte Kristen ruhig. »Alles in Ordnung.«
    Kyle hob eine verbundene Hand. »Kommen Sie her.«
    Mit zitternden Beinen gehorchte Kristen. Was immer er zu sagen hatte, sie wusste, dass es schlimm werden würde.
Aber nicht schlimm genug. Du allein bist schuld daran.
Als sie Kyle sah, wurde ihr übel. Schwärzliche und purpurfarbene Prellungen entstellten sein Gesicht, und man hatte ihn an einer Stelle kahl rasiert, um einen Verband umlegen zu können. Beide Hände waren bandagiert, die rechte jedoch dicker als die linke. Sie sank vor ihm auf die Knie und sah mit Tränen in den Augen zu ihm auf. Er war die ganze Nacht mit ihr aufgeblieben, hatte Patiencen gelegt, ihr Gesellschaft geleistet, ihr das Gefühl der Sicherheit gegeben. Und zum Dank hatte man ihn zusammengeschlagen. Sie öffnete den Mund, aber er schnaubte ungeduldig.
    »Wenn Sie jetzt sagen, dass es

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