Des Todes Liebste Beute
mit der Kette beschäftigt, die er vermutlich benutzt hat, um Ramey zu erwürgen«, sagte Jack. »Wir haben einen Abdruck der Strangmarke gemacht, und ich habe einige Männerketten gefunden, die von der Größe der Kettenglieder ungefähr hinkommen könnten.« Er legte drei Ketten auf den Tisch. »Die, die dem Abdruck am nächsten kommt, ist die in der Mitte.«
»Hundemarken«, sagte Spinelli. »Ich habe schon öfter gesehen, dass Soldaten ihre Plaketten an solchen Ketten getragen haben.«
Mia zog eine Kette unter ihrem Hemd hervor. »Wie die?« Am Ende der Kette baumelten einige Identifikationsplaketten der Armee. »Mein Vater hat sie mir gegeben. Er hat gesagt, sie hätten ihn in Vietnam am Leben gehalten, und jetzt würden sie hoffentlich mich am Leben halten.«
»Wir hatten doch schon überlegt, dass er in der Armee gewesen sein könnte. Der Scharfschütze.« In Abes Stimme lag Aufregung. »Das würde passen.«
Spinelli marschierte von der Tafel zum Tisch und wieder zurück. »Gut, gut. Spürt ihn auf, und wenn ihr irgendwelche Schwierigkeiten mit dem Militär bekommt, sagt mir Bescheid. Zur Not schalte ich den Gouverneur ein.« Er verzog das Gesicht. »Dann hat er wenigstens was zu tun und ruft nicht mehr ständig den Bürgermeister an, der dann nicht mehr ständig bei mir anruft. Noch was?« Keiner antwortete, und Spinelli zeigte auf Detective Murphy, der bisher geschwiegen hatte. »Murphy, erzählen Sie uns, was es zu Muñoz’ Waffe zu sagen gibt.«
»Wir haben alle Waffengeschäfte befragt«, sagte Murphy. Er war ein ernster Mann mit einem knittrigen Anzug. Kristen kannte ihn als sehr zuverlässigen Polizisten. »Gestern Abend haben wir die Pistole gefunden.«
»Brauchbare Abdrücke?«
Murphy nickte. »Ja. Wir haben sie in der Kartei gefunden. Ein Spinner von der Straße. Nennt sich Boom-Boom. Wir haben eine Fahndungsmeldung ausgegeben und werden ihn hoffentlich bald haben. Dann muss er nur noch etwas gesehen haben.«
Spinelli setzte die Kappe auf seinen Stift. »Und ich sehe zu, dass Jenkins’ Jugendakte endlich geöffnet wird. Nun, da er tot ist, dürfte es keine Probleme mehr geben.«
Mia stand auf. »Das Archiv macht um neun auf, und ich will die Erste sein. Kommst du mit, Abe?«
Abe zog sich seinen Mantel an, und Kristen musste wegsehen, damit ihr nicht das Wasser im Mund zusammenlief. Sie hatten nichts Sexuelles in der Nacht zuvor getan, und zu ihrem Erstaunen bedauerte sie das. Zuerst war das Team der Spurensicherung gekommen, dann das Team der Gerichtsmedizin, das die Leiche mitgenommen hatte. Nachdem alle wieder fort gewesen waren, hatte Abe ihr einen langen, heißen, sehnsüchtigen Gutenachtkuss gegeben, ihr den Hintern getätschelt und sie ins Bett geschickt. Dann hatte er es sich auf ihrer Couch bequem gemacht – wie er versprochen hatte –, während sie mit hämmerndem Herzen in ihrem Schlafzimmer lag und sich fragte, was wohl geschehen wäre, wenn sie ihn gebeten hätte, sie doch ins Bett zu bringen. Er hatte mehrmals in der Nacht nach ihr gesehen, und jedes Mal war sie versucht gewesen, ihn zum Bleiben aufzufordern. Aber sie hatte es nicht getan, und als der Schlaf sie endlich übermannt hatte, waren ihre Träume von prickelnden Bildern erfüllt gewesen, die sie nachhaltig unter Strom gesetzt hatten.
»Ich fahre, Mitchell. Dann kann ich entscheiden, wo wir zu Mittag essen.« Er blieb bei Kristens Stuhl stehen und beugte sich zu ihr hinunter. »Geh bitte nirgendwo allein hin. Nicht mal zu Owen’s. Bitte«, murmelte er.
Er klang so besorgt und so zärtlich, dass sich ihr Herz zusammenzog. »Ich verspreche es. Ich bleibe den ganzen Tag hier.«
Abe richtete sich wieder auf. »Vielleicht nicht gerade den ganzen Tag«, sagte er geheimnisvoll.
»Abe«, erklang Spinellis ernste Stimme. »Ich habe gehört, was gestern mit Ihrem Vater passiert ist. Bis wir nichts Konkretes haben, womit wir Conti festnageln können, will ich, dass Sie alle vorsichtig sind.«
Mittwoch, 25. Februar, 10.00 Uhr
»Die alle?«, fragte Abe und beäugte den Stapel dicker Bücher. »Dafür brauchen wir ja Tage.«
Die Beamtin, deren Name Tina war, warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. »Die Heiratsurkunden aus den Vierzigern sind noch nicht im Computer eingegeben«, sagte sie. »Aber so schlimm wird es gar nicht. Haben Sie den Namen und das Datum?«
»Genny O’Reilly«, sagte Mia und sah der Frau über die Schulter. »Sie muss im Herbst 1943 geheiratet haben.«
Tina schob Karteikarten in das Buch, um
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