Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
ausgeprägt. Ich glaube, so etwas vererbt sich.
Wie äußert sich das bei dem Kleenen?
Er sammelt Fußballbücher und liest die auch tatsächlich durch. Er kann dir jetzt beispielsweise etwas über die Nationalmannschaftsaufstellung Deutschlands im Spiel 1928 gegen Uruguay erzählen. Warum der eine jetzt durch den anderen ausgetauscht wurde in der 78. Minute. Er ist auf diesem Gebiet ein Spezialist, der seinesgleichen sucht.
Oder will er Sportjournalist werden?
Das will er auch werden, ja.
Ich finde das ja bewundernswert. Ich habe in meinem Leben irgendwie nichts richtig intensiv betrieben.
Aber einen gewissen Hang zur Exzessivität hast du auch. So weit kenne ich dich durchaus.
Ja, sagen wir mal so, ich hatte in den 60ern meine Winnetou-Film-Alben und alle zwei Jahre Panini-Fußballalben. Ich klebe gerne Bildchen. Im Moment gibt es bei Rewe gratis, je nach Einkaufswert, so entzückende, selbstklebende Bildchen mit Tiermotiven. Und da liege ich dann schon wie eine Sechsjährige im Bett, klebe sie in das Album und freue mich meines Lebens. Wenn das Exzessivität ist, dann ja.
Du bist ja nun eine der langjährigsten Abonnentinnen des «Micky Maus Magazins». Das bist du doch immer noch, oder?
Stimmt, aber ist das exzessiv? Ist das nicht nur Treue?
Die Treue selber hat ja vielleicht auch schon was damit zu tun.
Hast du irgendwelche Phobien? Hast du Ängste?
Nein, gar nicht.
Du bist ein angstfreier Mensch? Beneidenswert!
Bist du denn ein abergläubischer Mensch?
Überhaupt nicht. Ich bin weder abergläubig noch anderweitig gläubig, sondern Skeptiker – wobei ich es beneidenswert finde, wenn Menschen Trost in ihrem Glauben finden können. Da denke ich manchmal: Das wäre eigentlich super, zumal es im Christentum viele Elemente gibt, die mich begeistern. Die Grundvoraussetzung müsste jedoch sein, dass ich an den lieben Gott glaube, außerdem an Jesus und an die Jungfrau Maria, aber dazu bin ich nicht in der Lage. Das geht einfach nicht. Mir fehlt die Kraft des Glaubens.
Du bist am 20. Januar geboren oder somit sehr nah am Wassermann dran. Ich bin Wassermann und kann es auch nicht. Der liebe Gott und Jungfrau Maria, das will mir nicht in den Kopf.
Macht aber weiter nichts. Ich bin auch ohne diesen Trost bisher gut durchgekommen.
Ich habe so eine Schicksalsgläubigkeit. So ein Urvertrauen. Ich denke, dass irgendwo ein Drehbuch für uns alle geschrieben wird.
Mich tröstet manchmal der Gedanke, dass wir alle irgendwann zu Staub zerfallen. Und da es uns allen so geht, werden wir dann in 50 000 Jahren als so ein Flitter durchs Universum schweben. Das tröstet mich wirklich.
Ich habe die Vorstellung, dass ich eine Seele habe, die noch anderweitig recycelt wird. Ich glaube ja auch, dass Seelen in Bäumen und in Tieren wohnen. Und dass es einen regen Austausch gibt.
Das kann ich mir auch vorstellen, wobei ich mich an ein Bewusstsein vor meiner Geburt nicht erinnern kann.
Ich auch nicht.
Und dann gehe ich davon aus, dass das nach meinem Ableben auch so sein wird. Also passiert da nichts Spektakuläres, sonst wäre vorher auch was gewesen.
Vielleicht war deine Katze Albert Einstein, und die hat sich jetzt einfach mal verdient, dass sie heute ein Leben in Ruhe und Faulheit fristen darf.
Und mit Dummheit gesegnet zahnlos Mäuse fangen darf.
Richtig.
Hast du irgendwas an dir, was du schrullig findest oder von dem du glaubst, was andere, wenn sie dich beobachten, schrullig finden könnten?
Was über die Jahre zugenommen hat, ist mein Bestreben, den Tag effektiv zu nutzen. Wenn ich laufen gehe, dann will ich unterwegs ein paar interessante Supermärkte abklappern, damit ich dort Einkaufszettel sammeln kann. Dann überlege ich: «Aha! Dann komme ich pünktlich dann und dann an der Bäckerei vorbei, an der ich dann Gulaschsuppe essen kann.» Ich neige dazu, den Tag möglichst effizient durchstrukturiert zu gestalten. Das ist im Moment noch völlig normal, ich kann mir aber vorstellen, dass das später, also, wenn ich diesen Weg weitergehe innerlich, in 30, 40 Jahren sehr seltsam werden kann.
Visionier bitte mal!
Ich sehe mich dann im Altersheim und habe einen auf die Minute durchkonstruierten Tagesablauf, wo das Schließen des rechten Manschettenknopfes auf 7 : 32 Uhr festgelegt ist – vielleicht auch schriftlich festgehalten – weil ich über die Jahrzehnte gelernt habe, dass das die
Weitere Kostenlose Bücher