Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
denen mich Alkohol abgestoßen hat. Mike, mit dem ich seit 33 Jahren zusammenlebe und -arbeite, wir waren fünf Jahre ein Liebespaar, hat auch eine starke Tendenz zum Alkohol. In meiner Umgebung waren immer Trinker, und dadurch war ich abstinent. Anfangs habe ich ein bisschen getrunken, aber irgendwann kriegte ich Kopfschmerzen, mir ist immer sehr schnell übel geworden, und ich habe es dann ganz sein gelassen. Oliver, seit drei Jahren an meiner Seite, Gott sei Dank, ist schon nach dem kleinsten Cocktail völlig betrunken.
Du meidest Alkohol auch?
OS: Ja. In den meisten Fällen ja.
Rosa, du bist ja ein sehr kreativer Mensch, hast viele Filme gemacht, kannst du aus dem Kopf sagen, wie viele?
RvP: Ich habe 70 Filme gemacht bis dato. 2012, im Winter, werde ich 70, und bis dahin werde ich noch 70 Filme machen. Ich habe schon ein paar, die aus dem Archiv sind, Kuriositäten, die ich zusammenschneide, aber es werden 70 neue Filme. Ich werde im Kino dann zwölf Stunden diese Filme zeigen und im Fernsehen wird der RBB, mein Haussender in Berlin, mehrere Nächte meine Filmen senden.
Wenn du Drogen und Alk meidest, empfindest du denn den Prozess, einen Film zu schreiben, zu drehen, zu schneiden oder am End die Premiere auf dem roten Teppich als ein rauschähnliches Erlebnis?
RvP: Nein, für mich war bislang Sex der große Rausch. Bis Oliver zu mir die bedeutenden Worte sagte: «Ich möchte gerne, dass wir eine monogame Beziehung haben.» Das war sehr schockierend für mich, auch erst mal sehr schwierig.
Du warst ja auch mit Werner Schröter zusammen. Was war das für eine Beziehung, Sex und Arbeit? Und hatte er mit Drogen Probleme?
RvP: Werner Schröter zitierte gerne aus dem Film «Tante Jutta aus Kalkutta»: «Das wärmste Jäckchen ist das Cognäckchen.»
Mit dem Spruch bin ich auch groß geworden.
RvP: Dem sprach Werner Schröter damals schon sehr, sehr gerne zu. Wir hatten uns verliebt beim Filmfestival in Knokke. Yoko Ono hatte in einem Zelt ihren Film gezeigt über 400 Ärsche. Hat sich da zum ersten Mal in Europa vorgestellt. Der Film hat uns unheimlich angeregt.
Oliver, was fällt dir ein, wenn wir dich fragen, wo dein Mann nicht alle Latten am Zaun hat?
OS: Tja. Ich hab mich ja in Rosa verguckt und die Initiative ergriffen. Wir haben uns zum Essen verabredet und in seiner Wohnung gefüßelt. Zwei Tage später rief er mich an und lud mich für eine Woche nach New York ein. Und in New York angekommen, habe ich auch gleich seine erste Macke sehr intensiv mitbekommen, nämlich seine Vergiftungsängste. Überall, wenn wir auswärts gegessen haben, musste ich vorkosten. Ich musste sein Essen vorkosten und auch seine Getränke, und wenn ich das zu mir genommen hatte, wartete er erst mal so fünf Minuten und beobachtete mich …
… ob du kollabierst?
OS: Ob ich vielleicht grün im Gesicht werde oder ob ich anfange zu spucken.
Ist das heute auch noch so?
OS: Nein, das hat sich gebessert, aber damals fand ich das sehr komisch. Warum hat er mich denn mitgenommen, als Vorkoster?
Bestellt Rosa denn immer Dinge, die du auch magst? Oder musst du auch Sachen vorkosten, die dir überhaupt nicht schmecken?
OS: Nein. Aber er isst immer bei mir mit! Ich bestelle mir inzwischen scharfes Essen, weil Rosa scharfes Essen meidet. Er isst immer von meinem Teller mit. Er isst auch unwahrscheinlich schnell, dann ist sein Teller leer, und ihm wird langweilig, und obwohl er eigentlich schon satt ist, fängt er an, von meinem Teller mitzuessen. Deshalb habe ich mir irgendwann angewöhnt, zumindest dann, wenn ich Hunger habe, nur scharfes Essen zu bestellen, weil das meidet er wie die Pest.
RvP: Ich finde es sehr schön, von anderen zu essen. Auch fürs Gemeinschaftsgefühl. Ich habe es mit Mike auch immer so gemacht. Der hat mir mal so eine verlängerte Gabel geschenkt, dass ich besser an alle Teller rankomme.
Warum isst du kein scharfes Essen? Weil du denkst, Gift lässt sich besser unter scharfen Gewürzen tarnen?
RvP: Ich habe was an der Prostata. Männer haben eine vergrößerte Prostata, und da darf man kein scharfes Essen essen.
Ich frage mich gerade, ob diese Klatsche mit dem Vergiftetwerden größer ist, oder der Wunsch, mit allen von einem Teller zu essen?
RvP: Aber ich bin zweimal vergiftet worden.
Bist du wirklich?
RvP: Ja. Das erste Mal hatte mich ein Religionslehrer zu sich eingeladen. Der hatte in dem Topf, in dem er
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