Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
von meiner Familie in New York, und ich mache, so oft ich kann, eine Party in der Vorweihnachtszeit, wo ich sage: «Bitte bringt alle etwas Baumschmuck mit!» Wenn du das jedes Jahr machst, hast du mit der Zeit die schönsten Kugeln und Erinnerungen an Freunde in deinem Baum hängen.
Schön. Das übernehmen wir sofort!
Das können wir nicht übernehmen. Unsere Tanne ist voll.
Ihr müsst eine größere Tanne haben.
Wir machen es genau umgekehrt. Am Geburtstag meiner Mutter – sie hatte am 26. Dezember Geburtstag und ist einen Tag vor ihrem 60. Geburtstag bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen –, treffen wir uns jedes Jahr mit den Familienangehörigen und den engsten Freunden. Jeder Gast bekommt von uns eine Weihnachtskugel. Da wir das seit 20 Jahren machen, glaube ich, dass viele unserer Freunde jetzt üppige Bäume haben und sagen: «Alles Hannes Geburtstagsschmuck!»
Schön.
Aber das ist natürlich genial zu sagen: «Kommt nach Hause und bringt mir Schmuck mit!»
Und wie sieht es mit deinem eigenen Geburtstag aus?
Ich feiere meinen Geburtstag sehr gerne. In Amerika wird der Geburtstag übrigens anders gefeiert. In Amerika musst du nichts planen und nichts zahlen. Das übernehmen alles deine Freunde für dich. «We take you out!» Du bist von deinen Freunden eingeladen. Hier musst du alles selbst machen. Das finde ich auch fein. Ich habe allerdings schon eine Reihe Amerikaner hier erlebt, die nicht schlecht gestaunt haben, als ihnen an ihrem Geburtstag nach einer ausschweifenden Party die Rechnung präsentiert wurde.
Freust du dich auch über Geschenke?
Ja, ja. Geschenke müssen auch sein.
Bist du auch jemand, der gerne Geschenke macht?
Ja, sehr gerne sogar. Ich habe einmal Andy Warhol gelesen, und er schrieb, seine Mutter, sie stammte aus der Tschechoslowakei, hat immer zu ihm gesagt: «Wenn du zu Leuten gehst, bring was mit.» Als ich nach Deutschland kam, war ich Warhol sehr dankbar, dass er mich mit diesem europäischen Brauch bereits vertraut gemacht hatte. Mir gefällt diese Sitte, und ich finde, da können die Amerikaner noch etwas lernen.
Fällt dir irgendwas ein, wo du sagst: «Boah, da habe ich ’ne Schraube locker! Das mache nur ich, das macht kein Mensch auf der Welt, nur Gayle Tufts!»
Ich besitze Unmengen von klarem Nagellack. Ich vergesse ständig ihn auf Reisen mitzunehmen und kaufe ihn überall nach. Wenn ich wollte, könnte ich 24 klare Nagellacke auf meinen Schminktisch stellen.
Warum? Ich sehe gerade roten Nagellack auf deinen Fingernägeln?
Ich muss als Dame immer ein paar Nagellacke dabeihaben. Frag mich nicht, warum. Ich weiß es nicht.
Und warum ist jetzt roter Lack auf deinen Nägeln?
Weil ich gerade Fernsehen gemacht habe.
Aber morgen machst du rot ab und machst klar drauf?
Ja. Das ist wirklich eine Marotte von mir. Ich kaufe mir ständig die teuersten Nagellacke und bilde mir ein, dass man mit gelackten Nägeln sofort wie eine Lady aussieht.
Ist das typisch amerikanisch?
Keine Ahnung. Ich habe es mir bei Jackie Kennedy abgeschaut.
Moment. Hatte Jackie Kennedy immer klaren Nagellack?
Ja, und sie war eine richtige Lady.
Jackie Kennedy war die Frau von John F. Kennedy. Richtig?
Völlig richtig.
Der hat sich aber öfter nach Marilyn Monroe umgedreht. So perfekt kann Jackie nicht gewesen sein.
Sie war perfekt. Er war es nicht.
Rosa von Praunheim und Oliver Sechting
Hypochondrie und Numerophobie
Rosa von Praunheim wurde am 25. November 1942 in Riga geboren. Er ist Filmregisseur und war vor allem mit seinem Dokumentarfilm «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» öffentlicher Wegbereiter und Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. So steht’s in Wikipedia, und so kann ich ( Hella ) es nicht nur abschreiben, sondern auch bestätigen.
Ich saß an meinem 12. Geburtstag, am 2. Februar 1971 um 23 Uhr, in meinem Fernsehzelt und sah fassungslos fasziniert die «Bettwurst».
Muss ich beides erklären: Mein Fernsehzelt war eine ebenso dufte wie alberne «Bude», die ich mir baute, um heimlich fernzusehen. Unsere Mutti hatte nach der Scheidung meinem Bruder Hattu und mir jeweils einen kleinen, transportablen Schwarzweißfernseher geschenkt. Damit das unter meiner Zimmertüre rauswabernde, weiß flimmernde Licht unseren Vater nicht beim Zubettgehen alarmieren konnte, saß
Weitere Kostenlose Bücher