Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
gedreht haben, die alles sehr präzise vorbereitete. Wir waren im Atelier, bei «Horror Vacui», und Elfi bastelte stundenlang am Licht. Ich sah mich an der Atelierdecke aufgehängt. Ich sagte: «Das ertrag ich nicht! Das ist für mich das Schlimmste, zu warten, dass Sie endlich fertig werden.» Ich brauche Spontaneität, ich will einen Film in drei Tagen machen, die Schauspieler erfinden alles selbst, ich rase mit der Kamera hinterher, und es wird großartig.
Gab es irgendeinen Moment, wo du dachtest: «Wow, jetzt bin ich tiefenentspannt. Jetzt geht es mir gut. Jetzt habe ich keine Ängste, keine Sorgen. Ich bin einfach nur entspannt»?
RvP: Ich bin in Hollywood entspannt, im Hotel «Highland Gardens». Das ist ein Motel im 60er-Jahre-Stil. Das ist direkt hinterm «Chinese Theatre», wo die Handabdrücke der Stars sind. Wenn ich dort bin und sehe auf diesen wunderbaren Pool, vor mir die großen Bananenpflanzen und Palmen, kann ich zum ersten Mal durchatmen. Ich kann durchatmen und bin entspannt. Dann fahre ich mit meinem kleinen, roten Fahrrad den Hollywood Boulevard entlang und kaufe mir Kitschanzüge. Ich gehe in diese Buchhandlung mit diesen wunderbaren Fotos der alten Stars, vorbei an Junkies und Räubern und Mördern und bin so was von entspannt.
Aber da könntet ihr dann doch auch Urlaub machen? Du suchst nach Autogrammen von Mae West, und Oliver könnte parallel schön chillen.
OS: Das wäre eine Supersache. Aber die Reise dahin ist natürlich ein Problem.
Sachma, Rosa, wenn du einen Orgasmus hast, hast du doch auch Entspannung, oder? In dem Moment, in dem du abspritzt, musst du doch an nichts Böses denken?
RvP: Das ist ja genau das Problem. Arbeit und Sex sind ja ähnlich hektisch. Auch das Essen. Das ist ja alles bei mir unruhig. Ich genieße ja nichts.
Du genießt wirklich nichts?
RvP: Oliver ausgenommen. Er hat mich in eine andere Phase des Lebens gebracht. Vorher hatte ich Sex aus Unruhe, wie viele schwule Männer. Man hat nichts Besseres zu tun. Das ist wie eine Droge. Ich war arg sexsüchtig. Ich habe auch gefressen. Fressen ist kein Genuss. Ich bin Kriegskind. Ich bin mit Ziegenmilch groß geworden, mit Kuheuter. Ich habe ja in diesem wunderbaren Promi-Dinner Kuheuter serviert, was alle furchtbar finden. Ich esse alles, und ich esse es ganz schnell. Ich könnte mich genauso gut von Raumfahrt-Pillen ernähren. Ich habe da keinen Genuss. Sex, Essen, Arbeit ist von dieser Unruhe geprägt. Es ist sehr schwer, dass ich das genießen kann. Das sind wirklich seltene Momente.
Kannst du baden?
RvP: Nein, um Gottes willen!
Ich frage ja nur.
RvP: Nein, das kann ich nicht. Nein, da bin ich viel zu nervös.
OS: Es gibt einen Fixpunkt, wo wir beide entspannt sind. Das ist der klassische Sonntagabend-Krimi auf der ARD, «Polizeiruf» und «Tatort». Da kann man supergut bei entspannen. Und es gibt es ja auch Macken, die positiv besetzt sind. Wir halten uns beide für unentdeckte Schlagerstars und geben abends unseren Kuscheltieren immer Konzerte. Von Howard Carpendale bis Trude Herr. Und die Stofftiere – es sind so um die 70 – müssen dann bewerten, wer besser gesungen hat. Und darüber streiten wir dann den Rest des Abends.
(Wir jubeln vor Vergnügen!)
RvP: Vor allem, weil er Seemannslieder singt! Neuerdings hat er Peter Alexander und Mireille Mathieu entdeckt. Ich singe ja nur Chinesisch, Französisch und DDR-Schlager.
Du kannst Chinesisch?
RvP: Ja, natürlich.
Wie? Natürlich? Du verarschst uns!
RvP: Nein!
(Rosa intoniert spontan einige rollige-Katze-ähnliche Laute: «Muuahhh Hing Tuaaan Schiii Huuua …»)
RvP: Das heißt: «Ich liebe dich so sehr, wie die Maus den Reis liebt.»
Nee, is klar.
Haben eure 70 Stofftiere alle Namen? Und kennt ihr sie alle mit Namen?
OS: Ja.
RvP: Ja. Ich habe eine dicke Kuh aus der Schweiz mitgebracht, die hat er «3IQ» genannt. Was ich eine Beleidigung finde, weil die unheimlich klug ist. Und Frau Dr. Elchi hat er zu einem Kissen umfunktioniert! Das ist ein großes Problem bei meinem Freund Oliver, dass der grausam gegen Stofftiere ist. Er schmeißt sie auch gegen die Wand. Ich versuche, eine Psychotherapie zu finden, wo Grausamkeit gegen Stofftiere behandelt wird.
Oliver. Ich bin erschüttert. Warum machst du das?
OS: Das stimmt gar nicht. Das ist gelogen.
Ich war kurz davor, dass du diesen bunten Kirmes-Drachen adoptieren darfst, der neben dir
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