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Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Titel: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheel , Hella von Sinnen
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alleine. Wir haben ein paar Kollegen, mit denen ich auch sehr eng zusammenarbeite. Umgekehrt gibt es auch Figuren, die ich selbst kaum oder ungern auf die Hand nehme, weil sie für mich mit einem Kollegen belegt sind. Ein Kollege ist Carsten; seine Figuren will ich nie auf den Arm nehmen.
     
    Also, das ist gar keine Zille von dir persönlich? Ist das eher ein Code unter Puppenspielern?
     
Ja, mein Kollege Carsten stand mal vor dem Regal und sagte: «Den Affen da, den traue ich mich nie zu nehmen!» Den verbindet er zu sehr mit mir. Und andererseits gibt es Figuren, bei denen haben wir quasi eine «offene Beziehung». Die sind neutral oder noch nicht so geprägt. Die spiele mal ich, mal er oder mal jemand anderes.
     
    Was ist denn der Prozess, in dem du zu einer Puppe eine besonders intime Beziehung entwickelst? Liegt das vor allen Dingen an der Dauer des Spiels, wie jetzt bei Wiwaldi, der regelmäßig bei «Zimmer frei» auftritt, oder hat es auch mit etwas anderem zu tun?
     
Die Dauer ist nicht unbedingt ausschlaggebend. Es gibt Figuren, da hängt vielleicht noch ein Stück mehr Persönlichkeit drin. Manche Puppen sind mir so ein Anliegen, die wollte ich immer schon machen.
     
    Wann kriegen die eigentlich ihren Namen?
     
    Gibt es ein Taufritual?
     
Nein, Namen sind zum Kotzen, muss ich sagen. Ich tue mich sehr schwer mit Namen. Die meisten meiner Figuren heißen ja im Grunde genommen so wie das, was sie sind. Der Jammerlappen. Der blaue Hai …
     
    Also, die Kleidermotte wird KLEIDERMOTTE heißen?
     
Keine Ahnung. Ich habe ja noch nicht mit ihr gearbeitet. Es gibt manchmal Figuren, da ist schon der Name vorgegeben. Da weiß ich, jetzt mache ich eine Figur, die heißt Uschi und hat Lockenwickler am Kopf. Oder eben Clara Sil, und die ist eine richtige Puderquaste – also Figuren, die speziell für einen Sketch oder für eine Show erarbeitet wurden.
Und manchmal gibt es nur eine Idee: «Ich mach mal einen Schießbuden-Teddy, der völlig angeschossen ist!»
     
    Haben die Puppen denn Rituale? Gibt es etwas, was die Puppen nicht machen?
     
Die treten nicht ohne mich auf!
     
    Die sind abergläubisch!
     
Ja, genau. Die lassen sich während der Arbeit immer nur hochheben.
     
    (Gelächter.)
     
    Wenn du die Puppen transportierst: Haben die immer frischen Wind um die Nase, oder kommen die auch in Kisten?
     
Das ist interessant. Das finden andere irgendwie brutaler als ich. Wenn ich zu «Zimmer frei» gehe, kommt Wiwaldi in eine große Reisetasche. Und wenn dann zwei, drei andere Figuren dabei sind, dann stopfe ich die auch noch dazu. Die sind ja alle aus Schaumstoff. Das kann man auch mal für eine halbe Stunde zusammendrücken.
     
    Bist du denn mit denen auch schon mal geflogen?
     
Ja.
     
    Und müssen sie dann unten beim Gepäck mitreisen?
     
Nein, das mache ich nicht. Aber das ist mehr aus Angst, dass da was verloren gehen könnte. Wenn ich fliege, kommen die Puppen immer ins Handgepäck. Neulich musste ich zu einer Tagung in München und hatte drei Figuren dabei, das Haselhörnchen, Wiwaldi und den Jammerlappen. Das Haselhörnchen musste ich auspacken, und es wurde auf Sprengstoff untersucht.
     
    (Großes Gelächter.)
     
Komischerweise haben sie nur das Haselhörnchen untersucht. Ich sagte: «Ich habe auch noch die anderen Puppen!» Da sagten sie: «Nein, nein, die wollen wir nicht.» Da kam ein Mann mit Maschinenpistole auf mich zu und sagte: «Spielen Sie diese Puppe?» – «Ja!» – «Sprechen Sie mal wie die!» Ich dachte: «Okay, da steht ein Mann mit Maschinenpistole. Ich sollte tun, was er sagt.» Und dann stand ich auf dem Flughafen und rief in der passenden Stimme: «Hallo! Ich bin das Haselhörnchen, und ich habe keinen Sprengstoff dabei!» Und dann sagte dieser Mann furztrocken: «Witzig!»
     
    Gibt es denn Puppen, die sich untereinander nicht verstehen, die du gar nicht zusammen in eine Tasche tun könntest?
     
Also, so beknackt bin ich dann doch nicht.
     
    Okay, liebe Lesenation. Ich merke gerade, dass ich hier am Tisch die Bekloppte bin. Wir sprechen mit einem sehr rationalen Puppenspieler.
     
Es gibt vielleicht Figuren, die sich vor der Kamera nicht verstehen, aber nein, in der Tasche, das ist wie beim «Tetris», da wird es so zusammengepackt, wie es am kompaktesten ist.
     
    Freuen sie sich denn auf den Auftritt? Oder haben die den starren Blick aufs Geld?
     
Nein, die freuen sich schon. Wenn wir jetzt bei Macken sind – oder beim Thema Rituale: Ich gucke den Puppen immer kurz

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