Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
ersten von zwei Aufzeichnungen «Genial daneben» bereits im Studio war, diesem, ich möchte sagen, erotischen Schauspiel beizuwohnen. Keine verdrückt eine Portion Pasta dermaßen lasziv wie dieses Menschenkind. In ihrer Hand mutieren selbst schnöde Salzstangen zu etwas Unzüchtigem. Kein Wunder, dass die Werbebranche sich die Finger nach ihr leckt.
Für uns unvergessen ist ein Abend im Hotel Savoy. Wir saßen zunächst zu dritt nach der Arbeit in der Hotelbar und plauderten vergnügt Belanglosigkeiten. Uns schmeckte der Alkohol, Barbara die Nüsschen. Zu vorgerückter Stunde stellten wir fest, dass es in unserer Sprache kein schönes Wort für das weibliche Geschlechtsorgan gibt. Fieberhaft suchten wir nach einem neuen, wohlklingenden Namen und kamen auf keinen grünen Zweig. Wir diskutierten uns die Lippen wund (honi soit qui mal y pense) und fanden keine Befriedigung. (Honi soit qui mal y pense aussi.) Später gesellte sich noch Kollege Kalkofe zu uns, der das Problem schnell erfasste, dessen NEUtaufbemühungen aber ebenfalls keine überzeugenden Blüten trugen. (Und jetzt kommen Sie uns nicht mit MUMU um die Ecke!)
Nach der «NDR Talkshow» krallten wir uns Barbara für das Interview. Wir hockten in einem katzenkloähnlichen Zimmerchen, tranken afterwarmes Wasser (kommt daher eigentlich der Begriff After-Show-Party?) und legten los. Kauend, in ihr atemberaubendes Dekolleté krümelnd, stand sie uns Rede und Antwort für dieses Buch.
HvS: Liebe Barbararella, wir wollen wissen, ob du eine Erbse am Wandern hast. Ich fürchte ja, du bist stinknormal.
BS: Ja, das stimmt ein bisschen. Ich habe mir auch schon überlegt, was mich zur Verrückten machen könnte … Ich fürchte, ich bin viel, viel spießiger, als man es sich so vorstellt. Ich neige nicht zu Extremen. Allerdings ist mir eine Sache eingefallen, die ich schon mache: Mich fliegt manchmal so eine Art von «Umweltschutz-Euphorie» an. Die kommt ganz plötzlich. Sprungweise sozusagen. Und oft in Form einer kleinen Glasflasche – nein! Nicht Glasflasche. Einer PET-Flasche! Eine, die Pfand hat. Und dann denke ich mir: «Barbara, du hast ein so schönes Leben! Lebst in einer großen Wohnung. Hast keine Sorgen. Es ist doch das Mindeste, dass du jetzt mit deinem Porsche zu ‹Getränke Hanse› fährst und diese Flasche zurückbringst! Damit sie wieder in den Kreislauf zurückgeführt wird, aus der Flasche etwas Neues werden kann …» Damit ich ein gutes Gewissen haben kann.
Das schlechte Gewissen, was zu mir hochguckt: «Bring mich weg! Mit meinen 15 Cent kannst du viel Gutes bei ‹Ein Platz für Kinder› tun!»
Also habe ich dann diese Flasche. Die trage ich dann mit mir rum. Habe sie in meinem Auto. Vergesse, sie an der Tankstelle abzugeben. Dann tue ich sie in meine Tasche. Dann habe ich sie vier Tage in meiner Tasche und vergesse, sie abzugeben. Dann lege ich sie wieder ins Auto, weil ich denke: Morgen fahre ich zu irgend so einem Getränkemarkt, da nehme ich sie mit! Das klappt wieder nicht. Dann nehme ich sie mit hoch in die Wohnung. Stelle sie in den Flur. Dann steht sie im Flur. Dann nehme ich sie irgendwann wieder mit ins Auto.
Und dann … überfällt mich, während ich im Auto sitze, eine ganz, ganz schreckliche Art von «Jetzt muss – muss – alles muss raus!»-Attacke.
Ich möchte mich befreit fühlen. Ich ordne, während ich an der Ampel stehe, die Hüllen mit den CDs – dass wieder alles stimmt. NORAH JONES liegt dann nicht mehr in der SUPERTRAMP-Hülle, sondern Norah Jones liegt in der Norah-Jones-Hülle. Und Supertramp in der Supertramp-Hülle. Und alles stimmt. Alles ist super. Und dann fällt mir ein – das Einzige, was mich in dem Auto noch stört, ist diese Scheiß-PET-Flasche! Und die werfe ich dann, während ich übers Land fahre, aus dem Fenster. Dann denke ich mir: «Du Scheiß-Flasche! Von dir lass ich mir doch nicht mein Leben ruinieren! Wurscht! Ich schmeiß dich jetzt in den Wald!»
Andererseits denke ich mir auch: «Ich bin so schlecht!» Und dann geißele ich mich selbst und fühle mich schlecht. Und dann trinke ich für mehrere Wochen nur noch aus Glasflaschen.
Uns würde dieser gar köstliche Monolog reichen. Dennoch tun wir unsere Pflicht und fragen, ob’s noch andre Lustigkeiten gibt. Du bist ja jetzt zum ersten Mal junge Mutter? Da muss frau doch bestimmt durchstrukturiert sein?
Ja, ich glaube nicht, dass man sagt: «Unser Baby ist besonders. Unser Baby möchte gerne jeden Tag einen anderen
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