Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
alles gerade.»
Jetzt bist du ja ein extrem sinnliches Weib. Du isst gerne und mit Genuss; bist du irritiert, wenn andere mit dir essen und die etwas Komisches machen? Kann dir passieren, dass du sagst: «Oh, ich glaube, wir werden keine Freunde?»
Ich habe eine Freundin, die hat ein Kind, das isst nur weiße Sachen. Und ich glaube, das Kind isst nur deswegen weiße Sachen, weil das zu Hause am besten zu den Möbeln passt. Das Kind isst nur Käse, Butter, Blumenkohl, Joghurt, Reis.
Die Mutter ist noch eine Freundin von dir?
Ja, sie ist eine Freundin von mir.
Du bist ein sehr toleranter Mensch.
Ja.
Ralf König
König Fusselbart
Ralf König ist am 8. August 1960 in Soest geboren. Er ist Comiczeichner und Autor.
Wir dachten seit über einem Jahrzehnt, dass er Waage im Sternzeichen ist, da er seine Geburtstagsorgien immer im Oktober feiert. Seit kurzem wissen wir, dass er’s nach hinten verschiebt, weil im Sommer zu viele Schwuppen im Urlaub sind.
In unserem Bücherregal stehen ca. 80 Prozent seines Gesamtwerks, da ich ( Hella ) Comics liebe. König gehört neben Barks und Uderzo zu meinen Lieblingsschöpfern.
Als ich in der 80ern den ersten Schwulen-Comic von ihm in den Händen hielt, bin ich gehüpft vor Begeisterung. Mein Lieblingsmedium und dann auch noch mein Lieblingsthema! Ich wohnte zu der Zeit in meiner Wohngemeinschaft, und es gab härtere Schlachten um den neuesten Ralf König als um das Herzstück der Pizza Tonno.
Ich finde, Ralf wird von Jahr zu Jahr besser. «Prototyp» und «Archetyp» sind einfach nur göttlich – nicht zuletzt deshalb, weil sie sich genau mit dieser Thematik klug, sarkastisch und umwerfend komisch auseinandersetzen.
Wir dürfen sogar damit angeben, dass wir einen echten Ölschinken von Herrn König unser Eigen nennen. Wir kauften das Bild in einer Ausstellung im «Vampire». Ralf malte damals lustige Horrormotive. Ohne es zu wissen, bannte er eine Situation auf Leinwand, unter der wir damals litten: Ich ( Hella ) renne schattenhaft schlaflos durch die Bude, und ich ( Conny ) sitze aufrecht im Bett.
Er lud uns zum Gespräch in seine Privatgemächer ein und kredenzte uns den leckersten Tee, den wir seit 20 Jahren schlürften.
HvS: Wir würden dich gerne zuerst mal als Künstler, als Zeichner fragen, ob du bei deiner Arbeit bestimmte Rituale hast? Was zeichnest du als Allererstes?
RK: Das sind immer die Augen! Die Augen sind so wichtig für den Ausdruck und für das, was anschließend mit der Figur gemacht wird, da bin ich sehr penibel. Die Augen müssen aus einem Zufall heraus entstehen. Ich zeichne die Augen so schnell, dass sie mit einem einzigen geschwungenen Strich sitzen müssen. Wenn ich mit dem Stift langsam diese Rundungen machen würde, dann wäre der Strich zu stark. Ich zeichne die Augen immer mit einem ganz, ganz dünnen Stift, während ich das andere dann mit einem etwas dickeren Strich male, da sie sonst so aussehen, als hätten die Wimpern oder wären stark geschminkt. Sobald ich das Auge habe, ist der Rest kein Problem mehr.
Darf ich dich jetzt mal als alte Comic-Leserin fragen, was passiert, wenn du jetzt im fünften Panel bist und du dir dann ein Auge verhackst?
(Anmerkung für die geneigte Lesenation: Als Panel wird bei einem Comic ein einzelnes Bild auf einer Seite bezeichnet.)
Ich überklebe es.
Ah, das geht?
Ich arbeite ja überhaupt nicht am Computer, ich mache alles mit Stift und Papier und Uhu. Auch die Sprechblasen sind mehrmals überklebt, bis die mal so sind, wie sie sein müssen.
Du kannst auf einem Panel fünf, sechs überklebte Situationen haben?
Ja, das ist normal.
CS: «Dicke Augen» hat doch jeder mal.
Und du kannst es nicht mit einem Bleistift vorzeichnen, um es dann zu radieren?
Ich arbeite an einem Leuchttisch. Ich male zum Beispiel zwei Figuren auf dem Sofa sitzend. Die müssen jetzt während des ganzen Dialogs so sitzen. Dann mache ich einmal den Scribble mit dem Bleistift und wenn ich die Figuren einigermaßen so habe, dass sie vernünftig sitzen und die eine von mir aus die Teetasse in der Hand hat, dann setze ich die gleiche Zeichnung immer unter das Panel und habe damit diese Ausgangssituation. Dadurch wird die Nase nicht größer, nicht kleiner, sondern ist immer gleich. Es ändert sich wirklich nur das, was ich geändert haben will. Das führt dazu, dass ich ein bisschen steif bin in meiner Zeichnerei.
Du hast mir mal gesagt, dass du dich als Kind an dem
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