Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
Schnabel von Donald Duck ausprobiert hast und fast daran verzweifelt bist. Jetzt bist du ja jemand, der wunderbar köstliche Pointen malt – ich bin ein großer Fan von dir, wie du weißt. Gibt es Pointen, auf die du verzichten musstest, weil du gesagt hast: «Ich kann es nicht malen!»
Ja, es gibt ganz viel, was ich nicht malen kann.
Versuchst du dann, die Pointe anders auszudrücken, weil du unbedingt auf die Pointe hinauswillst?
Nein! In so einem Fall arbeite ich dann mit Vorlagen, an denen ich mich orientieren kann. Ich google mir dann beispielsweise ein Bild von dem Objekt und pause es durch oder zeichne es ab. Wenn ich eine gute Idee habe, dann setze ich diese auch im Bild um, obwohl ich mich eigentlich als «faulen Zeichner» bezeichnen möchte.
Wenn du in dein Atelier gehst, bist du aber doch ein disziplinierter Arbeiter? Sagst du: «Wenn ich jetzt an dem Comic arbeite, ich gehe jeden Morgen um 10 Uhr in mein Atelier und bin um 17 Uhr wieder zu Hause!» Working 9 to 5?
Das ist im Moment so, weil ich großen Arbeitsdruck habe. In meinen eigenen vier Wänden lasse ich mich nur zu gerne ablenken. Da ist die Pflanze, die mit Sicherheit nach Wasser dürstet, oder das Bad, das jetzt unbedingt geputzt werden will, und manchmal könnte ich Stunden damit verbringen, einfach nur aus dem Fenster zu starren.
Gibt es einen bestimmten Tee, musst du fünf Stifte haben, oder sind es immer zehn? Gibt es bestimmte Rituale zum Arbeiten?
Ich habe ein totales Chaos auf dem Schreibtisch. Alle anderen Schreibtische im Gemeinschaftsbüro sind total aufgeräumt, und bei mir türmt sich der Müll. Da muss ich dann irgendwann, wenn ich den Radiergummi nicht mehr finde, eine gewisse Ordnung herstellen. Das ist mir immer sehr lästig, aber dann muss ich aufräumen. Ich habe immer ganz viele Stifte da liegen, weil auch diese Stifte – so gut die Edding 1800 Profipens auch sind – schnell abnutzen. Das heißt, wenn ich hier einen 0,5-er habe, und der ist abgenutzt, dann hat der die Stärke eines 0,7-ers, weil er dann einfach breiter geworden ist. Dann habe ich bestimmte Stifte nur zum Schreiben. Das habe ich in letzter Zeit so sehr perfektioniert, dass ich immer die hervorgehobenen Wörter ein bisschen dicker schreibe als die anderen, damit sich das auch so liest, wie man es spricht. Das ist mir wichtig! Ich will ja einen gesprochenen Dialog. Mein Rowohlt-Lektor verzweifelt immer an mir, weil der mir das alles immer rot unterstrichen zurückschickt, da es grammatikalisch nicht korrekt ist.
Hast du irgendeinen Glücksbringer an deinem Arbeitsplatz?
Nein, ich bin in keiner Weise irgendwie abergläubisch.
Gar nicht?
Nein, oder? Lasst mich kurz nachdenken. Ja, doch, Moment. Nicht abergläubisch, aber ja, das ist ein Ritual: Das erste gedruckte Exemplar, das ich von dem neuen Buch in der Hand habe, das muss ich behalten. Das darf ich niemals abgeben. Wenn ich eine Kiste kriege, und da sind 20 Bücher drin, muss ich das erste, was ich sehe oder anfasse, behalten!
Okay. Was wäre denn, wenn du das vergessen würdest und die ersten vier Exemplare gutgelaunt der Verwandtschaft in der Walachei schicken würdest?
Es wäre nichts. So abergläubisch bin ich nicht, dass ich mir ernsthaft denke, da würde jetzt irgendwas schiefgehen oder Unglück bringen. Aber es ist einfach mein Ritual. Das ist mein Buch! Von all den Tausenden, die da rumschwirren, ist dieses eine doch meins.
Das ist ja zu und zu schön!
Jetzt hast du also dieses liebenswerte Ritual, dass das allererste Buch der Auflage in deinem Regal stehen muss. Hast du denn auch eine Art feierliches Schreibtischritual, wenn du eine Geschichte beendet hast? Wenn du beispielsweise mit dem letzten Schwung die finale Sprechblase gezeichnet hast?
Gönnst du dir dann eine teure Zigarre und eine Flasche Dom Pérignon?
Das Letzte, was ich tue, ist meinen Doktor darunterzusetzen. Also dieser letzte Kringel Ralf ist das Finale. Davor habe ich das Buch nach Fehlern durchsucht, habe es hundertzwanzigtausendmal in der Hand gehabt, nach Änderungsmöglichkeiten durchforstet, und wenn es dann wirklich eingepackt und zum Verlag geschickt werden kann, dann mache ich meinen letzten Kringel.
Jetzt bist du ja so ein berühmter Comic-Zeichner, dass dein Kringel, unter eine Originalzeichnung gesetzt, einem Picasso gleichkommt.
Na ja …
Weißt du noch, wie du damals darauf gekommen bist, dass du mit Ralf unterschreibst?
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