Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
Adventszeit plötzlich nicht mehr an seinem Platz wäre, sondern entwendet worden wäre?
Dann wäre ich sehr böse und müsste mir einen neuen kaufen.
Hast du nicht auch dieses … Farbphänomen …?
«Synästhesie» meinst du?
Ja. Was war das nochmal?
Also bei mir ist das so, dass ich mit Zahlen und Wochentagen immer Farben verbinde.
Wie sieht denn so ’ne Eins aus?
Eins ist sehr weißlich.
Zwei?
Bläulich.
Drei?
Gelb.
Vier?
Rot.
Fünf?
Grünlich.
Sechs?
So ein Gelb-Bräunliches.
Sieben?
Braun.
Acht?
Silbrig.
Neun?
Neun ist so eine Schmutzfarbe, zwischen Braun und Grau.
Und was siehst du bei 639?
Da funktioniert das nicht mehr.
Bei dreistelligen oder zweistelligen Zahlen?
Nein, da geht das nicht.
So: Montag?
Montag? Eher, ja, anthrazit so in etwa.
Dienstag?
Geht ins Bläuliche, Türkisfarbige.
Mittwoch?
Rot.
Donnerstag?
Grün.
Freitag?
Gelb.
Samstag?
So ein silbriges Grau.
Sonntag?
Weiß.
Haben Feiertage nochmal eine spezielle Farbe?
Nein.
Hast du das als Kind schon so gesehen?
Ja, immer. Deswegen finde ich es auch völlig unspektakulär, weil ich früher immer dachte, das haben alle. Wenn ich klassische Musik höre, aber das ist sehr schwer zu beschreiben, sehe ich in gewissen Höhenfrequenzen Farben, vor allem bei Geigen. Das ist lustig.
Und das irritiert dich auch nicht?
Nein, bei der Musik ist es ganz nett, aber sonst ist es eigentlich egal.
Mit Menschen oder mit Städten oder Ländern assoziierst du keine Farben?
Nein.
Mit Gerüchen auch nicht?
Nein. Mit Monaten. Monate haben das auch noch.
Januar?
Januar ist ein Hellgelb. Der August ist türkis, der Juli ist richtig knallrot, und der Oktober ist anthrazit.
Wenn man den Namen von einem Monat sagt, kommen diese Farben vor deine inneren Augen?
Ja, sofort.
Oder ist es auch ein Gefühl?
Nein, ich sehe, wenn du «Oktober» sagst, sehe ich sofort anthrazit. Sofort.
Und was siehst du, wenn ich sage: «Montag, der 1. Oktober»?
Nein, das ist dann wieder zu viel. Da würde ich wahrscheinlich den Oktober sehen, eine Farbe dominiert dann.
Und das ist aber nicht belastend für dich?
Nein, überhaupt nicht. Laut psychologischer Forschung haben das soundso viel Prozent der Menschen.
Ich habe das gar nicht.
Ist genetische Programmierung.
Ach so, genetisch ist das. Aber bei Gefühlen zeigt sich das nicht? Neid ist gelb, oder Liebe ist rot, was man so herkömmlich denken würde.
Ich hab mal einen Film gesehen über einen Autisten, der hatte das auch. Mit Zahlen.
Wie ist das denn, wenn du in einem Museum in der Abteilung für moderne Kunst ein abstraktes Bild siehst? Es gibt ja diese One-Colour-Paintings. Ist da nur ein rechteckiges gelbes Bild an der Wand? Oder assoziierst du dann Zahlen? Tage? Monate?
Ich mag so gerne die Bilder von Yves Klein hier in Köln. Das ist ja so ein ganz intensives Blau, nur Blauflächen. Nein, da zeige ich keine Reaktionen.
Total spannend.
Ist das nicht schon ausgelutscht mit den Farben?
Nein, mein Lieber. Und die Nummer mit dem Schlafsack auch nicht! Vielen Dank für deine Offenheit, wenn du nicht schon das Bundesverdienstkreuz hättest, würden wir dir jetzt das BEUTEVERDIENSTKREUZ verleihen!
Gabi Decker
Käfer-Körperwelten
Gabi Decker ist am 5. Juli 1956 in Ratingen geboren und in Bokensdorf aufgewachsen. Sie ist Autorin, Kabarettistin, Komikerin, Radiomoderatorin, Moderatorin und Sängerin.
Gabi Decker gehört zu den Menschen aus’m Showbiz, die wir an einer Hand abzählen können, mit denen sich über die Jahre hinweg eine Freundschaft entwickelt hat. Wir nennen sie gutgelaunt Grobi; uns blieb eine Neutaufe auch nicht erspart. Sie ruft uns Connylingus und Hellatio, was durchaus Rückschlüsse auf unsere Beziehung zulässt. Wir drohen ihr permanent mit feuchten Zungenküssen und versuchen sie verzweifelt ans andere Ufer zu zerren. Aber sie weigert sich renitent und ärgert sich weiter mit Kerlen rum. Nichtsdesdotrotz bietet sie mir ( Conny ) ab und an Kost und Logis in Bärlin – wobei ich fassungslos meine Sozialphobie überwinden kann –, oder ich lege mich auch schon mal hackendicht im Kölner Savoy neben sie ins Hotelzimmer, um am nächsten Tag beißenden Spott zu ertragen. Nach dem Motto: «Liebe Conny, ich habe
Weitere Kostenlose Bücher