Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
dann die, bei denen du in den Rücken reingreifen kannst, die Augenbrauen sich heben und du die Augen hin- und herrollen kannst. Das muss man ja beherrschen. Und dann musst du noch zwei Typen spielen.
Und sitzen die Puppen nur dekorativ auf ihren extra angefertigten kleinen Podesten vor der Tapete rum, oder nimmst du sie auch runter und unterhältst dich mit ihnen?
(Lacht.) Das ist eine Fangfrage! Du willst mich doch als Verrückte hinstellen.
(Verstellt ihre Stimme und lispelt mit irrem Blick:)
«Na ja, manchmal sonntags, wenn ich ganz alleine bin.»
Nur eine?
(Bleibt in der Rolle:) «Dann nehme ich eine zum Kuscheln runter, weil, sprechen tun die nicht mit mir.»
Würdest du dich als eine Bauchredepuppen-Sammlerin bezeichnen?
Nein. Ich bin eine Bauchrednerpuppenliebhaberin. Schönes Scrabble-Wort. Ich gucke nur ab und an noch bei eBay rein, ob es was Besonderes gibt.
Aber das Sammeln liegt dir durchaus im Blut? An der Wand, die sich mir gegenüber auftut, sehe ich außergewöhnliche Rahmen mit getrocknetem Edelweiß drin. Die sehen aus wie Oberösterreich, anno 1890. Was hat es damit auf sich?
Ich möchte mal kurz sagen, dass es in meiner Wohnung auch moderne Gegenstände gibt.
Unser Aufnahmegerät.
Nein, auch der Tisch und die Stühle, das Regal, es gibt da einiges. Nicht, dass die geneigte Lesenation denkt, ich wohne hier in einem Museum wie so ’ne alte Omma, und bringt mir ’ne Spitzendecke vorbei.
Aber es sind doch vergilbte Edelweiße – oder sind es überhaupt Edelweiße? Ich habe die Brille nicht auf.
Sehen Sie! Da geht es schon los! Das sind lupenreine Brillanten, die an meiner Wand hängen, die habe ich damals von Frank Sinatra bekommen. Das waren meine Amerika-Kontakte. Aber wenn ich von Blinden interviewt werde, kann dabei nichts rauskommen!
Sprich mit uns über diese merkwürdig gewölbten Rahmen.
Das sind Rahmen, die wurden um 1880 bis ungefähr 1940 zur silbernen und goldenen Hochzeit verschenkt. Da war ursprünglich immer ein Strauß für die Dame für den Kopf drin, ein Sträußchen für den Herrn fürs Revers und dann stand da drauf: «25 Jahre verheiratet», «50 Jahre verheiratet». Diese Rahmen, die Gläser sind immer mundgeblasen und so gewölbt. Da habe ich dann gesagt, da mache ich was anderes rein, was ich noch sammle. Und da gibt es einiges. Zum Beispiel diese Skarabäen. Das sind echte Tiere gewesen auch um 1850 rum.
Käfer aus Ägypten.
Käfer aus Ägypten, die man nicht in Gold fassen kann, weil sie zu weich sind, aber man kann sie bei 60 Grad waschen, das ist mir schon passiert, da passiert gar nichts mit.
Sprechen wir von echten ausgestopften Käfern?
Nicht ausgestopft.
Skarabäen bringen schweinemäßig Glück. Mildred hat auch einen beim Staatsbesuch von Sadat geschenkt bekommen.
Balsamico – wie nennt man denn das? – einbalsamiert.
Körperwelten.
Das sind Käfer-Körperwelten. Ich finde vielleicht einmal in fünf Jahren eine Brosche mit so einem Skarabäus. Das ist der absolute Glücksbringer in der ganzen Welt. Ägypten zimmert den jetzt nach in Lapislazuli oder in Silber oder in Gold.
Aha. Aber deine sind praktisch Mumien?
Mumien.
Original-Käfermumien.
Glücksbringermumien.
Wie teuer ist denn so ein Käferchen auf dem Flohmarkt?
Die Broschen kosten zwischen 25 und 150 Euro. Aber man findet sie nicht, weil, wer die hat, will sie behalten, weil es ja ein Glücksbringer ist. In Amerika kannst du bis 3000 Dollar dafür ausgeben.
Werden denn diese Rahmen mit dem lustigen Glas heutzutage noch hergestellt?
Nein.
Das heißt, das sind rare Altertümchen.
Ja. Dann war mir das zu albern, immer mit den goldenen Sträußen da drin. Da dachte ich: «Packe was anderes rein.» Dann habe ich zwei Teddys reingemacht, meine Skarabäen und meine Edelweißanhänger.
Was hat das mit dem Sammeln auf sich? Es gibt ja viele Menschen, die gerne sammeln. Und einige sagen: «Geh mir weg mit Sammeln!»
Ich denke, das hängt auch mit meinem Sternzeichen zusammen. Man sagt den Krebsen nach, die würden alles horten. Also nichts wegschmeißen. Meine Mutter hat immer gesagt: «Räum dein Zimmer auf und schmeiß dann auch was weg.» Der Satz ist mir bis heute im Gedächtnis. Muss damals schon ganz schlimm gewesen sein.
(In dem Moment bumpert es an die Terrassentür. Gabis schneeweiße, taube, 18 Jahre alte Katze Fönix versucht
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