Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
Reisen, da geht das nicht.
Und da vermisst du es aber auch nicht?
Nein, weil dann ist ja ein anderes Leben. Und da ist mein Leben aus dem normalen Trott raus.
Seit 1995 machst du Domian. Machst du das jetzt all die Jahre?
Dieses mit dem Magerquark mache ich vielleicht jetzt acht Jahre, mit dem Rotwein von Anfang an. Das ist so meine kleine Droge, um runterzukommen.
Und das schmeckt dir auch?
Sehr.
Darf ich was fragen zu dem Tagesrhythmus, der ja auch so durchstrukturiert ist? Wenn da etwas aus dem Trott gerät, weil du vielleicht in eine Talkshow gehst oder einen anderen Termin hast, beunruhigt dich das dann?
Ja. Bei diesem ritualisierten Arbeiten ist alles, was außerhalb des normalen Arbeitens und Lebens passiert, irritierend für mich. Oder wenn ich Lesungen habe und dann direkt von der Lesung zur Arbeit, das heißt zur Sendung muss, bin ich immer sehr verspannt. Es ist einfach nicht so eine innere Ruhe. Das habe ich nämlich gelernt, dass diese allnächtliche Sendung nur mit eiserner Disziplin und mit klaren Ritualen gut funktioniert.
Okeeeeee.
Da gibt es noch eine Kuriosität, die ich praktiziere. Ich habe ja keine Putzfrau. Und ich putze meine Wohnung immer, während die «Tagesschau» läuft. Nicht jeden Tag, beileibe nicht. Aber wenn ich putze, läuft die «Tagesschau» oder «heute-journal». Dann ist es immer schnell nebenher gemacht.
Gut, beim «heute-journal» hast du eine halbe Stunde Zeit zum Putzen … aber ’ne Viertelstunde «Tagesschau» reicht dir, um diese Wohnung – liebe Lesenation, wir sitzen in einer klinisch sauberen Wohnung – so picobello hinzukriegen?
Die normale «Tagesschau» reicht dann für ein Zimmer.
Gibt es Dinge, vor denen du dich ekelst?
Ja, klar.
Schlechter Mundgeruch gehört dazu.
Schlechter Mundgeruch ist eines der schlimmsten Dinge. Das ist der absolute Erotikkiller für mich. Absolut, also da gibt’s gar nichts. Übrigens, mit der Reinlichkeit gibt es noch eine Sache, die ich selbst mache. Ich wasche mein Auto selbst. Von Hand. In diesen Verrichtungsboxen, kennt ihr das? Und das hat mit der Reinlichkeit gar nicht in erster Linie was zu tun, sondern hat etwas Meditatives. Nun gut, das ist übertrieben ausgedrückt. Aber es hat etwas, um zur Ruhe zu kommen. Wenn ich sehr gestresst bin, sehr genervt bin, setze ich mich ins Auto, fahre hier um die Ecke in so eine Anlage, schäume mein Auto ein und wasche das.
Machst du das immer sonntags?
Nein, kann man sonntags nicht machen, weil die da geschlossen ist. Nein, nein, das ist ganz unterschiedlich. Hat immer mit Stress zu tun. Das ist interessant.
Und du wäschst dein Auto nicht, wenn es schmutzig ist, sondern wenn du Stress hast?
Nicht unbedingt. Da kann ich mich wunderbar ablenken und bin mit den Gedanken ganz woanders.
Hast du schon zwei Tage hintereinander dein Auto gewaschen? Kann es sein, wenn du die ganze Woche Stress hast, dass dein sauberes Auto j e d e n Tag mit der Hand gewaschen wird?
Also, so pathologisch bin ich noch nicht! Aber in der Tat gab es schon Situationen, wo ich dachte, eigentlich müsste man hier noch nicht wieder waschen.
Und das hat nichts mit Gummersbach zu tun? Wenn ich mich an unsere gemeinsame Heimatstadt erinnere, dann war das durchaus ein städtisches Ritual, dass vor jedem Haus samstags das Auto gewaschen wurde.
Das wird es heute auch noch geben. Da bin ich sicher. Das wird es auch noch in Köln geben. Samstags mach ich das eigentlich nie. Da ist es am vollsten in den Verrichtungsboxen, weil die ganzen Jungs dahin fahren und ihre Felgen polieren und weiß ich was alles machen. Kennt ihr das denn? Diese Dinger?
Diese Verrichtungsboxen?
Hat so was Obszönes.
So, wie ihr es sagt, hat es was Obszönes.
Nun gut. Zurück zum Stück: Gibt es neben Mundgeruch etwas, wovor du dich ekelst?
Vor schmutzigen Betten. In Hotels. Da bin ich ganz hysterisch.
Gehst ins Zimmer und suchst nach Haaren? Hast du auch eine blaue Lampe, wie bei «Criminal Intent», um alte Samenreste aufzuspüren?
Nein, aber ich habe immer, wenn es irgendwie geht, selbst, wenn ich im Fünf-Sterne-Hotel bin, meinen Schlafsack dabei und schlafe …
Das ist jetzt nicht wahr! Das erzählst du uns nur, damit wir was Schönes ins Buch schreiben können!
Nein. Das ist immer sehr lustig, wie das Personal darauf reagiert, wenn die diesen Schlafsack da liegen sehen.
Den lässt du auch
Weitere Kostenlose Bücher