Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
stoisch, mit dem Köpfchen durch die Glasscheibe ins Wohnzimmer zu gelangen.)
Meine Alzheimerkatze findet gerade die Katzenklappe nicht. Zurück zum Stück: Ich habe gerade renoviert und tapfer vier Umzugskartons mit Flohmarktsachen gepackt. Ich brauche wirklich nicht 30 Kerzenleuchter, es reichen 12. Nun bin ich aber auch ein Flohmarktgänger, und das verleitet natürlich. Ich sehe jede Woche irgendwas. Tolle Schnäppchen. Das begeistert mich, das ist immer wie ein Ausflug in die Kindheit.
Kram ist ja total «in». Die Sendungen boomen im TV: «Trödeltrupp», «Trödelking», «Schatzsuche» … müssen es für dich denn echte Antiquitäten sein?
Na ja. Kleeblätter sammle ich auch. Alles, was Glück bringt, sammle ich.
Warum sammelst du alles, was Glück bringt?
Damit es mir Glück bringt.
Aber du hast doch schon ganz viel, was Glück bringt? Meinst du, die Quantität macht es aus?
Nein. Aber ein Kleeblatt anzuschauen, ist schon schön. Ob es echt ist, gepresst ist oder ob es auf einer Vase gemalt ist. Ich finde das einfach schön. Oder Marienkäfer, die dritte Leidenschaft. Skarabäen, Kleeblätter und Marienkäfer. Das sind meine Glücksbringer.
Sei froh, dass du keine Schornsteinfeger sammelst. Sonst wär die Hütte hier voll.
Bin ich von abgekommen. Da war die Ein-Zimmer-Wohnung zu klein.
Würdest du sagen, wenn du so über einen Flohmarkt lustwandelst, du bist eine Expertin? Du weißt, was wertvoll ist? Wie viele Jahre betreibst du das?
Ich bin schon 30 Jahre unterwegs. Das ist mein Wochenendausgleich. Ich bin an der frischen Luft und kann kaufen. Es gibt nichts Schöneres für mich.
Kennen die Flohmarktmenschen dich schon? Reservieren die teilweise Dinge für dich und sagen: «Frau Decker, ich hab hier was für Sie»?
Nur manchmal. Wichtig ist, dass ich für die Flohmarktverkäufer nichts Besonderes bin und dadurch in Ruhe gelassen werde.
Ich glaube, dieses Flohmarktvolk ist ein ganz spezielles Völkchen. Fühlst du dich auch mit den Menschen dort wohl, oder geht es dir nur um die Objekte, die du suchst?
Es geht mir um die Objekte, die ich suche. Die Menschen wechseln ja ständig, da sind jedes Wochenende andere Verkäufer. Ich habe Respekt vor diesen Flohmarkthändlern, weil ich, als ich kein Geld hatte, auch jedes Wochenende da gestanden bin und meine Gas- und Strom-Rechnungen davon bezahlt habe. Teilweise die Miete. Ich weiß, wenn die bei 14 Grad minus stehen, stehen die nicht, weil sie wollen, sondern weil sie müssen. Da kaufe ich auch schon mal was aus Mitleid.
Und parallel bist du auch bei eBay unterwegs?
Ja, zum bisschen Gucken-Kaufen. Ich gucke nach Gartengeräten, Schläuchen oder nach einem Rasenmäher. Sammeln ist schon eine schlimmschöne Angewohnheit.
Warum schlimm?
Es nimmt manchmal überhand. Aber dann kommt es halt wieder weg, kommt es auch zum Flohmarkt.
Du kannst dich dann auch trennen?
Ja.
Du hast fünf Jahre etwas Spezielles gesammelt, und dann sagst du: «Boah, es ist zu voll in der Wohnung – weg damit?» Ohne Herzschmerz?
Ohne Herzschmerz.
Und du kennst auch die Preise und lässt dich nicht runterhandeln?
Na ja, ich kenne die Preise, aber viele Dinge verschenke ich. Wenn jemand zu mir kommt und sagt: «Ach, ist das schön!», dann gebe ich das mit. Ich schenke gerne.
Bist du denn prinzipiell eine gute Händlerin?
Ich würde sagen, ja.
Und handelst du auch runter, wenn du weißt, die stehen da bei 14 Grad minus und brauchen das Geld?
Ja. Sie müssen aus der Nase bluten, wenn ich vor dem Stand bin.
Es gehört, glaube ich, auch mit zu dem Charme von Flohmarkt, dieses Handeln wie auf dem Basar?
Ja, natürlich. Und wenn die nicht runtergehen, nicht mal einen Euro, dann lass ich sie stehen. Unsere türkischen Mitbewohner, die lasse ich dann auch stehen, die kommen aber meistens hinterher und sagen (tiefe Stimme mit Akzent) : «Na gutt. Nimm mit.» Und ich denk: «Na bitte, geht doch! Was macht ihr denn vorher so’n Jewese?»
Hast du eigentlich einen Schuhtick?
Nein, ganz moderat. Ein Paar Turnschuhe, diverse Pumps. Ich habe schon begehbare Schuhschränke bei einigen Freundinnen gesehen. Da habe ich mir gedacht: «Oh Gott! Zu jeder Farbe den passenden Schuh!» Das war beeindruckend. Aber für mich kann ich mir das nicht vorstellen.
Hast du sonst einen Kleidertick? Du hast ja, wenn ich das an dieser Stelle sagen darf, extrem schöne
Weitere Kostenlose Bücher