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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Wirbel mit seinen Fingern.
    »Darf ich in meinem Büro auch etwas dazu sagen?«
    Sherkoff grinste.
    »Wir bitten Sie sehr dringend darum«, erwiderte er sarkastisch.
    »Major McLane!« begann Villa. »Sie sind einer unserer besten Kommandanten, das weiß jeder. Sie sind gut Freund mit van Dyke und Wamsler. Sie gelten als Mann der Eskapaden und der Mißachtung von Dienstvorschriften. Das brachte Sie schließlich für drei Jahre – von denen erst vier Monate vorbei sind – zur Raumpatrouille. Und auch dort erlauben Sie sich Ihre Extraspäße. Wer hat Ihnen Order erteilt, den Grenzbereich zu verlassen?«
    Cliff schluckte einen Fluch hinunter und erwiderte:
    »Niemand. Ich mußte es aber tun, da die Extraterrestrier sonst andere Schiffe gekapert hätten. Und ich habe es getan – wie jedermann weiß, mit vollem Erfolg. Dafür, daß gleichzeitig zwei Relaisstationen versagen, können Sie mich nicht verantwortlich machen. Ich bin nicht einmal in ihrer Nähe vorbeigeflogen.«
    Villa lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
    »Haben Sie Phantasie?« fragte er dann ruhig.
    Cliff nickte.
    »Ja, ich habe Phantasie.«
    »Dann versuchen Sie, sich vorzustellen, was wir denken müssen, wenn wir hier sitzen. Wir haben nichts anderes als die Daten einige Ortungsstationen, die Erfahrungen unserer Leute und nicht viel andere Möglichkeiten. Und jetzt macht sich vierhundertfünfzig Parsek von hier entfernt ein Schiff selbständig. Eines der modernsten Schiffe mit der fürchterlichsten Waffe an Bord, die wir haben. Was sollten wir anderes annehmen, als daß Sie, wie Alonzo Pietro, desertieren wollten?«
    Sherkoff hieb mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Und Miß Jagellovsk, von meiner Wenigkeit ganz zu schweigen, steht daneben und sieht zu? Ein schönes Lob, das Sie Ihren Beamtinnen austeilen, Villa. Trauen Sie eigentlich niemandem?«
    Villa schüttelte den Kopf.
    »Nein. Im Vertrauen: nicht einmal mir selbst. Ich weiß, wie schnell man sich ändern kann, zudem in der Bedrohung durch einen Telenosestrahl. Ich weiß nicht, ob ich einen klaren Kopf behalten hätte. Sie wissen, daß insgesamt vier Leute willenlose Opfer wurden.«
    Cliff nickte.
    »Pietro, Hasso, Mario und Tamara. Sie haben recht, Oberst.«
    Villa nickte zufrieden.
    »Das ist meine Erklärung«, sagte er. »Ich hätte sogar General van Dyke jagen lassen, wenn ihr Schiff einen rätselhaften Kurs eingeschlagen hätte. Es geht nicht um Sie, McLane, es geht um die gesamte Erde. Um unser Sonnensystem und die Milliarden Menschen, die darin leben.«
    »Ich verstehe«, sagte Cliff. »Ich werde mich auch schön brav an die Vorschriften halten, wenn ich einem Fremden gegenüberstehen sollte. Ich frage dann erst, ob ich die Erde verteidigen darf. Kommt die Bestätigung, werde ich handeln. Nur«, er machte eine wirkungsvolle Pause, »wird es in diesem Fall vermutlich zu spät sein.«
    Er stand auf.
    »Ich darf mich verabschieden«, sagte er und ging. Sein Zorn war nicht wesentlich geringer geworden.
    Villa sah ihm nach, bis sich die Barriere hinter Cliff wieder geschlossen hatte, dann lächelte er Sherkoff an.
    »Ein energischer Mann, dieser McLane«, sagte er.
    Sherkoff stimmte zu.
    »Und ein phantastisch guter Commander, Villa«, sagte er.
    Villa nickte gedankenvoll.

 
12
     
    Zehn Personen hatten bequem um den großen, runden Tisch Platz. Der Tisch befand sich zur Zeit auf der geräumigen Terrasse, und einige echte Kerzen steckten in teuren Gläsern. Die Flammen der Windlichter warfen ein mildes gelbes Licht auf die zehn Gesichter.
    Cliff McLane hatte zur »glücklichen Rückkehr« eingeladen.
    Bis auf einige unwesentliche Ausnahmen waren alle Personen versammelt, die an dieser Aktion beteiligt gewesen waren. Es gab zwar heute keinen echten Whisky, denn Cliffs Rettungsaktion hatte sich nicht in Planetenmaßstäben abgespielt.
    Zuerst war da die komplette Besatzung.
    Hasso Sigbjörnson saß nachdenklich neben Atan Shubashi und starrte abwechselnd in sein Glas und in das Gesicht Lydia van Dykes, die neben Tamara Jagellovsk saß und leise mit der GSD-Beamtin redete. Mario unterhielt sich mit Helga – er hatte heute auf den üblichen weiblichen Adjutanten verzichtet. Offensichtlich war er pleite.
    Cliff McLane stand neben seinem Stuhl und goß Alonzo Pietro das zweite Glas voll.
    Waffentechniker Rott unterhielt sich laut mit Professor Sherkoff – über Overkill.
    »Silvan«, sagte Cliff. »Können Sie nicht eine Stunde lang vergessen, daß dieses Overkillzeug unter Ihrer

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