Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
definitiv nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
»Genau das ist das Problem«, erklärte Valerie soeben. »Frank O’Toole scheint mir dazu nicht imstande zu sein. Zum Teufel, ich habe ihm geglaubt, als er sagte, er würde sie lieben, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er mit ihr … zumindest nicht so.« Sie schlenderte zurück ins Wohnzimmer, starrte auf die Seiten, die vor ihnen auf dem Tisch lagen, und presste die Lippen zusammen.
Er wusste, was sie meinte. Die sexuellen Akte, Camilles Schilderungen nach eher brutal geprägt als liebevoll, passten nicht zu dem Mann, der sich in den Kliniken um Kranke kümmerte, Zeit mit den Waisenkindern in St. Elsinore verbrachte und den Menschen half, denen der Hurrikan Katrina ihr Zuhause genommen hatte. Camilles Lover war knallhart gewesen. Anscheinend hatte er eine sadistische Neigung mit einem deutlichen Hang zur Grausamkeit.
Frank O’Toole?
Aber wer wusste schon, wozu ein Mensch fähig war?
Nach außen hin völlig normal, doch innerlich abartig und böse.
Slade hatte einmal ein Bild von einer gouvernantenhaften Kirchgängerin in schickem Rock und passendem Blazer gesehen. Ihr weißblondes Haar war zu einer perfekten Alte-Damen-Helmfrisur frisiert gewesen, ihr Lächeln so süß wie die Pfirsiche von Georgia. Sie musste auf die achtzig zugehen. Die nächste Aufnahme zeigte ebendiese Frau nackt. Ihr ganzer Körper war mit Tattoos und Piercings übersät, selbst ihre Brustwarzen waren gepierct, ihr Schamhaar war rasiert. Sie schaute lüstern in die Kamera. Doch es waren nicht die Tätowierungen und Piercings, die ihn so befremdeten. Es war vielmehr die Tatsache, dass sie damit einverstanden gewesen war, sich so fotografieren und dieses Foto auch noch ins Internet stellen zu lassen.
Vielleicht war es mit Photoshop bearbeitet worden.
Vielleicht war sie gar nicht damit einverstanden gewesen.
Vielleicht hatte man ihren Kopf auf einen anderen Körper montiert.
Es war gleichgültig. Das Bild war ihm im Gedächtnis geblieben und erinnerte ihn daran, dass niemand wirklich wusste, was im Kopf eines anderen vorging. Warum sonst gab es so viele bestürzte Nachbarn, die sich nicht vorstellen konnten, dass der Mann von nebenan seine Frau schlug, ein Pädophiler war oder sogar ein Mörder?
Frank O’Toole, Priester hin oder her, konnte durchaus der Mann sein, dem es gefallen hatte, Camille an ein Eisenbett zu fesseln und mit Öl zu übergießen – ein Mann, dem es gelungen war, sie bis spät in die Nacht mit Dingen zu erregen, die sie reizten und nur ein wenig schmerzhaft waren. O’Toole konnte der Liebhaber gewesen sein, der ihre Arme und Beine gespreizt und sie ausgepeitscht hatte, bis er einen Ständer bekam. Der gewartet hatte, bis sie ihm ihren Hintern entgegenreckte, damit er in sie stoßen konnte, ihr Verlangen angefacht von der Bedrohung und dem erregenden Schmerz der Riemen. Er konnte auch der Mann sein, der letztendlich als Camilles Mörder überführt werden würde.
»Perverser Hurensohn.« Valerie tätschelte abwesend Bos Kopf, dann ließ sie sich in ihren Lieblingssessel fallen. »Es tut mir leid«, sagte sie mit schleppender Stimme. »Es tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe. Dass ich ihr Wort über deins gestellt habe.« Sie verschränkte die Finger und löste sie wieder. »Ich habe mich geirrt.« Ihre Stimme war ein hilfloses Flüstern.
Slade hätte aufstehen und sie aus ihrem Sessel ziehen sollen. Er stellte sich vor, wie sie ihren Kopf zurücklegte und er ihr die Haare aus dem Gesicht strich, ihre Augenlider küsste, irgendwelche Plattheiten murmelte und ihre Entschuldigung akzeptierte, doch das konnte er nicht. Nicht jetzt. Nicht, solange das, was zwischen ihnen stand, noch ungeklärt war.
Es wäre die leichteste Sache der Welt gewesen, sie an sich zu ziehen, auf die Arme zu nehmen und ins Schlafzimmer zu tragen. Vor seinem inneren Auge sah er, wie sie unter ihm lag, begierig und erregt, wie sie die Hüften hob, damit er sie nehmen konnte. Ihr Haar lag ungezähmt auf dem Kissen, ihre vollen Brüste mit den dunklen, unglaublich harten Nippeln warteten darauf, von ihm in den Mund genommen zu werden, damit er daran saugen und knabbern konnte.
Sie würde die Beine um ihn schlingen und voller sehnsüchtigem Verlangen nach Luft schnappen, während er ihre Pobacken umfasste und sie noch dichter an sich zog.
Er wusste, wenn sie jetzt miteinander schliefen, würden sie es fieberhaft und überstürzt tun, um den Schmerz fortzuspülen und
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