Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sich zu bestätigen, dass sie am Leben waren, während Camille nie wieder an einem warmen Junimorgen aufwachen würde.
    Er trank sein Bier aus und stand auf.
    »Ich denke, wir beide brauchen etwas Schlaf«, sagte er und ließ die Flasche auf dem Tisch stehen, um ihr nicht näher zukommen. »Wir sollten gegen acht auf der Polizeiwache sein.« Er ging zur Tür, dann zögerte er. »Wir haben beide über eine Menge nachzudenken.«
    Bo war aufgesprungen und stand schwanzwedelnd mit hoch erhobenem Kopf da. »Bleib«, sagte Slade und unterdrückte den fast unwiderstehlichen Drang, selbst in dem gemütlichen kleinen Häuschen zu bleiben. Zusammen mit seiner Frau.
    Ach, zum Teufel.
    Slade sah Val ein letztes Mal an und brachte ein kleines Lächeln zustande, dann öffnete er Haus- und Fliegengittertür und trat hinaus in die Nacht, die so schwül und dunkel war wie eine klebrige Pfütze aus heißem, schwarzem Teer.

[home]
    Kapitel dreiunddreißig
    E s ist Zeit«, drängte die Stimme. »Beeil dich.«
    Schwester Asteria schlüpfte aus dem Zimmer, ein leichtes Schwindelgefühl erfasste sie bei dem Gedanken daran, was gleich geschehen würde. Sie hob den Saum ihres langen Kleides, so dass sie auf nackten Sohlen den dämmrigen Flur mit seinen altertümlichen Wandleuchtern hinunterhasten konnte.
    »Er wartet.«
    Ja!
Sie spürte, wie sie von hinten geschubst wurde, und eilte vorwärts. Vor der Doppeltür blieb sie stehen, plötzlich unsicher.
    »Los!«, forderte die Stimme sie eindringlich auf. »Geh weiter!«
    Tief im Innern, unter ihrer seltsamen Euphorie, empfand sie einen ersten Anflug von Furcht. Beunruhigt stellte sie fest, dass das, was hier passierte, falsch war, ganz und gar falsch.
    Denk an Schwester Camille,
warnte sie eine leise Stimme, die aus der hintersten Ecke ihres Gehirns in ihr Bewusstsein drang. Doch sie ignorierte sie, konzentrierte sich darauf, sich aufrecht zu halten, stieß die Tür auf und schlüpfte hinaus in die Nacht. Der Mond schien hell, der Duft von Gardenien vermischte sich mit dem schweren Geruch nach Erde. Die Kieselsteine des Gartenwegs drückten sich in ihre nackten Fußsohlen, aber das machte ihr nichts aus, sie spürte den Schmerz kaum. Es war beinahe, als würde sie schweben. Sie eilte durch ein Tor, das offen stand, als würde sie von jemandem erwartet.
    Natürlich von ihrem Bräutigam.
    Joseph!
    Sie rief sich sein schönes Gesicht vor Augen, stellte sich vor, wie es wäre, ihn wieder zu küssen …
    Nein, Augenblick mal. Nicht Joseph. Das stimmte nicht. Oder doch? Für eine Sekunde war sie verwirrt, das Mondlicht passte plötzlich nicht mehr. Warum war sie nicht in der Kirche? Und wenn sie nicht Joseph heiratete, wer würde dann am Altar auf sie warten?
    Du lieber Himmel! Du heiratest Jesus, den Sohn Gottes. Du bist eine Nonne!
    Ja. Natürlich.
    Sie versuchte, das angenehme Gefühl zurückzuerlangen, das sie zuvor durchflutet hatte, doch es wollte nicht gelingen. An seine Stelle war plötzlich die Erkenntnis getreten, dass sie zum Narren gehalten worden war, womöglich sogar unter Drogen gesetzt.
    Doch wie konnte das sein?
    »Hier entlang.« Die körperlose Stimme lenkte sie um eine Ecke und durch ein weiteres Tor, das ebenfalls halb offen stand. Es quietschte in seinen rostigen Angeln, und Asteria wurde schlagartig klar, dass sie den Friedhof betreten hatten. Ringsum zeichneten sich Gräber ab, erhoben sich steinerne Grabstätten aus dem Boden. Eine unheilvolle Brise zerrte an ihrem Kleid und ließ die Zweige der umstehenden Bäume rascheln. Wegen der tiefen Lage und des extrem feuchten Bodens legte man die Friedhöfe in New Orleans aus Angst vor Seuchen überirdisch an und bestattete die Toten in Mausoleen, weshalb sich diese »Totenstädte« nicht selten zu bizarren Touristenattraktionen entwickelt hatten. Louisianamoos hing von den knorrigen Ästen und tanzte gespenstisch. Die Stimme zischte ihr ins Ohr: »Jetzt musst du für deine Sünden einstehen … für all deine Sünden, Schwester Asteria.«
    Nein! Sie wollte schreien, doch kein Laut entrang sich ihrer Kehle.
    Nacktes Entsetzen griff mit ausgestreckten Klauen nach ihrer Seele.
    »Du hast dein Gelübde verspottet.«
    Ach du lieber Gott!
    »Warte«, stieß sie hervor, aber ihre Stimme klang gedämpft, tonlos.
    »Beweg dich.«
    Schwester Asteria stolperte vorwärts und betete, von grauenhafter Angst gepackt, um Gnade. Sie hatte diese Strafe verdient, dachte sie und spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. Zu Eis wurde.

Weitere Kostenlose Bücher