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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erstarrte.
    Sie dachte an das elende Los der armen Schwester Camille und hörte den höhnisch klagenden Schrei einer Krähe, die sich in den dunklen Himmel erhob.
    Asteria zitterte, der fadenscheinige Stoff des Brautkleids kratzte auf ihrer Haut. Ihr Schicksal schien besiegelt. Tränen strömten aus ihren Augen, sie dachte an Flucht, dachte daran, sich umzudrehen und durch die Grabstätten davonzustürmen, um Hilfe zu rufen.
    Aber sie konnte es nicht.
    Ihre Stimme war zum Schweigen gebracht worden.
    Von ihren Sünden.
    Sie hatte es verdient.
    Sie wusste, dass Schwester Camille in einem solchen Hochzeitskleid gestorben war. Camilles Tod war eine Warnung gewesen, eine Warnung, der sie keine Beachtung geschenkt hatte.
    Hilf mir, Vater, bitte,
betete sie stumm und stolperte erneut. Als sie ihre Balance wiederfand, spürte sie ein Messer im Rücken, das sie zwischen den Mausoleen hindurchführte. Sie kannte ihren Angreifer, zumindest glaubte sie es, obwohl sie die Gestalt in Schwarz nur verschwommen sah.
    Ihr Herz hämmerte wild und drängte sie zur Flucht. Sie wollte fortlaufen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Sie konnte sich kaum aufrecht halten.
    Als älteste Tochter von sieben Kindern hatte Asteria stets getan, was man ihr gesagt hatte.
    Hatte nie Fragen gestellt.
    Sich nie gegen etwas gesträubt.
    Seit ihrer Erstkommunion hatte der Glaube bei ihr an oberster Stelle gestanden und war seitdem erst einmal ins Wanken geraten, und das auch nur für eine kurze Zeit. Sie schauderte bei der Erinnerung daran.
    Joseph.
    Sie war ein dummes Mädchen gewesen, kaum sechzehn Jahre alt und bis über beide Ohren verknallt in einen Mann, der damals vierundzwanzig gewesen war, zumindest hatte er das behauptet. Was Joseph Allard nicht erwähnte, war, dass er eine Frau und eine Tochter hatte.
    Daran zu denken, dass sie sich in einen verheirateten Mann verliebt hatte … Diese Sünde bereitete ihr Übelkeit. Als die Wahrheit ans Tageslicht gekommen war, hatte sie ihm bittere Vorwürfe gemacht. Sie war entsetzt gewesen, dass er sie belogen hatte, und wollte seine lahmen Ausreden, er sei »unglücklich« oder »in einer lieblosen Ehe gefangen«, nicht hören.
    Sie hatte sich geweigert, ihn wiederzusehen. Eines Abends, noch in derselben Woche – seine Frau und seine Tochter waren schon zu Bett gegangen –, hatte er sich in der abgeschlossenen Garage ins Auto gesetzt und den Motor angestellt.
    Als Josephs Frau Wind von der Affäre ihres Mannes bekam, machte sie Asteria für seinen Tod verantwortlich. In ihren Augen trug diese die Schuld daran, dass sie jetzt Witwe war und ohne das Einkommen ihres Mannes völlig mittellos dastand. Selbst seine kleine Lebensversicherung war einbehalten worden, weil Joseph Allard Selbstmord begangen hatte.
    Asteria hatte sich ganz und gar abscheulich gefühlt. Nach Abschluss der Highschool hatte sie ihre Entscheidung, einem Orden beizutreten, bekräftigt. Sie schob all ihre romantischen Phantasien beiseite und widmete ihr Leben Jesus Christus.
    Damals hatte sie nicht ahnen können, dass sie jemandem wie Vater Frank O’Toole begegnen würde, einem Mann Gottes. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie nun an ihn dachte. So schön, so männlich, so strotzend vor Leben, so … alles.
    Und so falsch.
    Hatte Satan sie abermals in Versuchung geführt?
    Oh, nein, nein, nicht mit Vater Frank.
    Und trotzdem war sie hier, leicht benebelt und in einem Brautkleid. Sie wusste, dass sie auf diesem Friedhof für ihre Sünden würde bezahlen müssen, hier, zwischen den kastenförmigen Grabstätten, die wie schwerfällige Untiere um sie herumstanden.
    Ihr Herz pochte wie verrückt, als wolle es in ihrer Brust zerspringen. Sie wand sich den Rosenkranz um die Finger und spürte, wie sie angstvoll zitterten.
    Wie hatte es nur dazu kommen können?
    Sie schluchzte. Die Spitze des Messers bohrte sich durch den zerschlissenen Stoff in ihre Seite. Kalter Stahl auf heißem, angsterfülltem Fleisch. Warmes Blut tropfte aus ihrem Brustkorb und rann ihren Körper hinab. Sie versuchte zu schreien, doch heraus kam wieder nur ein Flüstern: »Nein!« Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren.
    »Wenn du schreist, werde ich deine Seele der Hölle anheimgeben!«, drohte die Stimme. »Und jetzt beweg dich!«
    Sie taumelte vorwärts, durch die Gräber, gehorsam, wie man es sie gelehrt hatte. Ihre Gedanken eilten zu ihrer Mutter und ihrem Vater, die noch verhältnismäßig jung waren, Anfang fünfzig, und die sich um ihre jüngeren Geschwister

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