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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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kümmerten. Alle sechs zogen an ihrem inneren Auge vorbei, doch es war Marie, die Jüngste, bei der sie innehielt. Marie war fast acht und hatte aufgrund ihrer Sommersprossen, dem lockigen Haar und den tiefbraunen Augen eine gewisse Ähnlichkeit mit Asteria, die sich von den anderen Geschwistern ziemlich unterschied. Marie teilte auch die Hingabe ihrer großen Schwester zu Gott, obwohl sie noch zu jung war, ihren Glauben wirklich zu verstehen.
    »Auf die Knie«, befahl die rauhe Stimme, als Asteria ein Grab mit einer hoch aufragenden Engelsstatue erreicht hatte. Der Engel hatte die Flügel ausgebreitet und sah auf sie herab. Der Kopf der Statue verdeckte den Mond, ihr Gesicht lag im Schatten, so dass Asteria den Ausdruck darin nicht erkennen konnte. »Hier!«
    Asteria verspürte einen kräftigen Stoß.
    Sie stürzte zu Boden, spitzer Kies drückte sich durch das Kleid und schnitt in ihre Knie. »Was ist der Sünde Lohn?«, fragte die Stimme.
    Wie bitte?
Die Angst überfiel sie mit winzigen, scharfen Klingen.
    »Der Sünde Lohn ist …«
    O Gott! »Der Tod«, piepste sie voller Grauen. Stumm, da ihre Stimme sie jetzt völlig im Stich gelassen hatte, begann sie zu beten.
    Vater unser im Himmel …
    Eine Schlinge wurde ihr um den Hals gelegt.
    Nein!
    Kämpfe, Asteria! Du musst kämpfen! Hier ist niemand, der dir helfen könnte!
    Sie versuchte aufzustehen, aber die Schlinge zog sich schnell zusammen und schnitt ihr tief ins Fleisch.
    Panik überfiel sie, rote Blitze zuckten vor ihren Augen auf.
    Kämpf! Lauf! Sieh um Himmels willen zu, dass du von diesem Psychopathen wegkommst!
    Sie versuchte zu schreien. Zu atmen.
    Ihre Finger griffen nach der Schnur an ihrem Hals, versuchten, sich von dem todbringenden Würgeinstrument zu befreien.
    O bitte, Vater, bitte, rette mich,
dachte sie panisch und wehrte sich heftig, schlug mit einer Hand um sich, während die andere versuchte, sich unter die Schlinge zu schieben. Ihre Lungen brannten, ihr wurde schwarz vor Augen, langsam verlor sie das Bewusstsein, als sie aus weiter Ferne das Läuten von Kirchenglocken vernahm.
    O nein … bitte … bitte, Heiland …
    Alles drehte sich, der vernichtende Druck in ihrer Brust ließ sie zusammensacken. Ihre Seele schien sich von ihrem Körper zu lösen, wie von oben herab sah Asteria ihren Peiniger, der die scharfe Drahtschlinge zuzog, sah die Blutstropfen, die rings um ihren Hals hervortraten wie kleine, im Mondschein glitzernde Granate. Ihr Körper bäumte sich auf und erschlaffte dann.
    In diesem Augenblick flackerte ein greller Blitz vor ihren Augen auf. Das musste das Licht sein, von dem so viele Leute sprachen, die mit dem Tod in Berührung gekommen waren, das Licht, das hinauf zu Gott führte. Jetzt war wieder alles schwarz, eine dichte, unergründliche Wolke, die ihr den Schmerz nahm, ihre Angst … Asterias Seele schwebte gen Himmel.
    Sie starb.
    Doch auf ihrer Reise hinauf zu Gott begleitete sie eine quälende Frage: Würden die Pforten des Himmels für sie geöffnet sein?
    Oder wäre sie – wie sie befürchtete – für alle Ewigkeit in den Tiefen der Hölle gefangen?
     
    Pssst!
    Lucia riss die Augen auf.
    Nein! Nicht schon wieder!
    Nicht bevor sie sich davonstehlen konnte …
    Ihr Herz hämmerte, und sie schwitzte trotz der angenehm kühlen Brise, die durch ihr geöffnetes Fenster wehte. Sie umkrampfte die dünne Bettdecke und betete, dass sie sich geirrt hatte, dass sie nicht diese schauerliche Stimme gehört hatte, das krächzende Flüstern des Dämons an ihrem Ohr.
    »Bitte, Vater«, flüsterte sie. Ihr Körper war so angespannt, dass sie kaum atmen konnte. Vor ihrem inneren Auge sah sie das Bild eines Engels, der die Arme hoch erhoben hatte, als strecke er sie nach dem Himmel aus. »Nicht noch eine …«
    Doch tief in ihrem Innern, dort, wo Furcht und Hoffnung aufeinandertrafen, wusste sie, dass sie neuem, finsterstem Grauen ausgeliefert sein würde.
    Sanft und wehleidig hallte der mitternächtliche Glockenklang durch die Nacht.
    O Gott.
    Von Panik erfüllt stieg sie aus dem Bett, griff nach ihrem Ordensgewand und zog es sich über den Kopf. Dann schnappte sie sich auch schon mit zitternden Fingern ihren Rosenkranz, der am Bettpfosten hing, und folgte leise betend dem vorbestimmten Weg.
    Als sie den dunklen, an einen Tunnel erinnernden Gang entlangeilte, konnte sie das Böse beinahe riechen, den Geruch des Dämons, so abscheulich wie sinnlich und verführerisch.
    Sie erwartete nicht, jemandem zu begegnen, doch als

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