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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich sauge an meinem Finger, dann klebe ich ein Pflaster darauf, bevor ich die Feilerei zu Ende bringe. Ich fädele die letzte Perle auf und ziehe fest an meinem Werk, einem Rosenkranz.
    Er hält.
    Wieder ziehe ich so fest ich kann, doch der Draht ist unnachgiebig.
    Gnadenlos.
    Perfekt.
    Ich lasse den Rosenkranz in die Tasche meines Rucksacks gleiten, direkt neben meine Sonnenbrille.
    Die Soutane ist sicher im Inneren des Rucksacks verwahrt.
    Unter meiner Hütte springt ein Fisch aus dem Wasser, und ich weiß, dass ich so weit bin. Ich stelle das Radio aus, öffne die Falltür und klettere vorsichtig die Leiter hinunter in mein wartendes Kanu.
     
    Die Kartons mit Camilles Habseligkeiten waren geöffnet, ihr Inhalt auf dem Wohnzimmerfußboden verstreut.
    Nichts Ungewöhnliches, zumindest nicht auf den ersten Blick.
    Die Erinnerungsstücke, die Kleidung und die wenigen Fotos waren Zeugnisse eines ganz normalen Lebens. Keine glühenden Liebesbriefe, kein weiteres anschauliches Tagebuch einer Frau, die Schmerz mit Vergnügen, Sex mit Folter durcheinanderbrachte.
    Camilles Kommunionkleid, die alten Pompoms von St. Timothy, wo sie Cheerleaderin gewesen war, sogar ein gerahmtes Foto ihrer Eltern, aber nichts, das auf irgendetwas Außergewöhnliches hingewiesen hätte.
    »Du bist enttäuscht«, sagte Slade und knipste das Licht an.
    »Extrem enttäuscht.«
    »Was hast du erwartet? Einen Hinweis auf den Namen des Mörders, mit Blut geschrieben?«
    »Ich glaube schon«, gab sie mit einem schiefen Lächeln zu. »Zumindest etwas, das uns in die richtige Richtung führt.« Ihr Blick fiel auf einen Rosenkranz. Sie hob ihn auf, blickte auf die Glasperlen und ließ sie durch ihre Finger gleiten. »Ich setze nach wie vor auf Frank O’Toole.«
    »Obwohl er nicht der Vater des Kindes ist?«
    »Vielleicht genau deshalb.«
    »Lass uns eine Pause machen. Ich lade dich zum Abendessen ein, und anschließend gehen wir das Ganze hier mit frischem Kopf durch.« Er stieg über einen Stapel mit Camilles Kleidungsstücken und reichte Valerie die Hand.
    Sie wollte noch nicht aufgeben, glaubte, dass die Antwort auf ihre Fragen direkt vor ihren Augen lag, doch sie konnte sich nicht länger konzentrieren. Slade hatte recht. »Na schön«, sagte sie, ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. »Aber erst muss ich mich mit Freya absprechen, ob sie meine Hilfe braucht.« Jeden Abend stellten sie Teller mit Gebäck und eine Auswahl an Getränken in den Frühstücksraum, außerdem legten sie von Freya selbst gemachte Trüffel auf sämtliche Nachttische.
    Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich treffe dich in fünfundvierzig Minuten im Foyer.«
    »Okay.« Er pfiff nach dem Hund, und sie gingen zusammen zur Hintertür hinaus und durch den Garten, wo ein paar Hummeln trotz der hereinbrechenden Abenddämmerung in dem duftenden Lavendel herumsummten.
    Freya stand auf der hinteren Veranda des Haupthauses, einen Korb voll frisch gepflückter Kräuter unter dem Arm. »Und, habt ihr irgendwas rausgefunden?«, erkundigte sie sich. Val hatte ihr erzählt, dass sie vorhatten, Cammies Kartons zu öffnen.
    »Nichts Wichtiges.« Val lehnte sich gegen das Verandageländer. Sie sah die Nachbarskatze durch die Kreppmyrtenhecke schleichen. Bo schien nichts zu bemerken. »Ich dachte, ich helfe dir bei der abendlichen Runde«, sagte sie.
    »Zu spät«, erwiderte Freya mit einem Blick auf Slade. In ihren Augen standen Fragen, doch sie stellte sie nicht. Stattdessen sagte sie: »Ich hab mich bereits um alles gekümmert und den Brandy, Portwein und koffeinfreien Kaffee hingestellt, dazu die Pralinen und die Blätterteigteilchen.« Sie wandte sich wieder Val zu. »Die Betten hab ich auch schon aufgeschlagen und die Trüffel hingelegt.« Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Nenn mich einfach Miss Effizienz.«
    »Und Miss Superstolz.«
    »Hm. Du kannst mir den Gefallen jederzeit erwidern.«
    »Niemals«, neckte Val sie.
    »Damit ist es offiziell: Du kannst heute Abend freihaben.«
    »He, Freizeit! Dann bist du jetzt also der Boss hier?«
    »Nicht nur jetzt.« Sie grinste. »Ich bin immer der Boss.«
    »Ja, richtig.«
    »Meines Erachtens hört sich das prima an«, schaltete sich Slade ein. »Ich springe schnell unter die Dusche und treffe dich dann im Foyer.«
    »Oho«, sagte Freya, als er an ihr vorbeiging. Die Fliegengittertür schlug hinter ihm zu. Bo blieb draußen stehen und wedelte mit dem Schwanz, die Augen auf Freya gerichtet. Er hatte längst

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