Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
Hölle.«
Das andere Mädchen hatte hektisch gekichert. »Nein!«
»Aber sicher.« Darlene, Eileen oder wie auch immer hatte über die Schulter geblickt, um sicherzugehen, dass die alte Nonne, die auf dem Spielplatz die Aufsicht führte, in die andere Richtung sah, und hatte dann die Zahlen wie Taschenrechnerziffern mit einem Stock in den Staub gemalt. »Stell dich auf die andere Seite und lies!«
Überbiss hatte einen leisen Schrei ausgestoßen, ihre dicke Hand vor den Mund geschlagen und die Schultern gekrümmt. »Du hast recht«, hatte sie geflüstert und vorgelesen, was der Rotzlöffel auf die Erde gekritzelt hatte. In diesem Augenblick hatte Schwester Anne in ihre Richtung geblickt.
Schnell hatte Rotzlöffel die Zahlen verwischt. »Sieben-sieben-drei-vier«, hatte sie noch einmal zu Valerie gesagt, dann war sie davongestürmt und hatte ihren Stock fortgeschleudert, während die schrecklich laute Glocke verkündete, dass die Pause vorüber war.
»Hölle«, murmelte Val und hörte, wie Bo ein scharfes, unwirsches Bellen ausstieß. Sie achtete nicht darauf.
C U N hell,
RM CV
.
Konnte das
See you in hell
– wir sehen uns in der Hölle – bedeuten? Wir sehen uns in der Hölle
RM CV
?
Und wer oder was war mit
CV
gemeint? Stand römisch
CV
für hundertfünf? Wir sehen uns in hundertfünf Jahren in der Hölle? Nein, das konnte nicht sein.
Aber sie war ganz nahe dran … Sie musste nur richtig nachdenken. Val massierte sich mit einem Luffahandschuh die Schultern, rieb fest über ihre Haut. »Was wolltest du damit sagen, Cammie«
Bo bellte wieder. Lauter diesmal.
Und dann …
Val hörte auf zu reiben, der Luffahandschuh erstarrte in der Luft. Über das Rauschen des Wassers hinweg hatte sie ein Geräusch vernommen.
Trotz der warmen Dusche bekam sie eine Gänsehaut.
Ihre Muskeln spannten sich an.
War das Geräusch
im
Haus gewesen?
Ihr schnürte sich die Kehle zu.
Da war es wieder. Ein leises Scharren. Schritte?
Schaum und Wasser liefen ihr den Rücken hinunter. Sie verspürte einen Anflug von Furcht.
Vielleicht war es Slade, versuchte sie, sich zu beruhigen.
»He, ich komme gleich!«, rief sie.
Aber hatte er nicht gesagt, sie würden sich im Foyer des Haupthauses treffen?
Die Bodendielen knarzten.
»Hallo?«
Val wartete. Wasser tropfte ihr vom Kinn und von den Ellbogen.
Keine Antwort.
Nichts.
Sie schluckte mühevoll und lauschte.
Hatte sie die Hintertür verschlossen?
Oder wenigstens die Fliegengittertür einschnappen lassen?
Sie konnte sich nicht erinnern.
Val schloss tagsüber nur selten ab, da sie oft zwischen ihrem Kutschenhäuschen und dem Haupthaus hin- und herlief. Nur während der Nacht legte sie automatisch den Riegel vor.
Ach du lieber Gott!
Sie hatte nicht einmal die Badezimmertür abgesperrt, sie sogar halb offen stehen lassen.
Mit wild klopfendem Herzen stellte sie das Wasser ab und schnappte sich gerade ihr Handtuch, das sie über die Duschkabine gehängt hatte, als sie durch die Milchglasscheibe eine Bewegung wahrnahm – einen Schatten in der Türöffnung. Eine Gestalt in Schwarz, dem Dämon aus ihren Träumen nicht unähnlich, dem Dämon mit den kleinen, nagetierähnlichen Zähnen und dem bösartigen Blick.
Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf.
Sie schüttelte den Kopf, wie um das Bild zu vertreiben, und zog scharf die feuchte, heiße Luft ein. Wie gern hätte sie jetzt ihre Waffe gehabt! Der Dampf in dem kleinen Badezimmer war zu dicht, als dass sie Genaueres erkennen konnte, doch langsam lichtete er sich und …
Sie hörte das Scharren von Füßen. Da rannte jemand davon, rannte durch ihr kleines Haus.
O nein, so kommst du nicht davon, du Scheißkerl!
Sie wickelte sich ins Handtuch und schlüpfte aus der Duschkabine.
Wumm!
Automatisch duckte sie sich, halb in der Erwartung, dass ihr eine Kugel um den Kopf fliegen würde, doch es bohrte sich keine Kugel in die Wand und es zerschmetterte auch keine den Spiegel, während sie sich neben die Toilette kauerte.
Ihr Herz raste, als sie vorsichtig auf die Tür zuging. Hier drinnen war sie gefangen, es gab keinen anderen Ausgang als diese eine Tür. Das winzige Fenster über der Toilette war viel zu klein zum Hindurchschlüpfen. Auf allen vieren stieß sie die Tür auf, als ihr plötzlich klarwurde, dass das, was sie für einen Schuss gehalten hatte, in Wirklichkeit die zuschlagende Fliegengittertür gewesen war.
»Verdammt!«
Sie hielt das Handtuch vor der Brust zusammen und eilte ins Wohnzimmer.
Es
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