Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
kapiert, wer hier das Sagen bezüglich der Hundeleckerlis hatte. »Heißes Date, was?«, fragte sie.
»Wenn du meinst.«
»Ach, ich nenne die Dinge eben immer beim Namen.« Freya musterte Valeries zerknittertes T-Shirt, das sie zu einer Caprihose trug. »Was ziehst du an?«
»Das ist doch völlig egal. Wir lassen uns scheiden, erinnerst du dich?« Doch sie flitzte schon die Stufen hinunter und auf die ehemalige Remise zu, dicht gefolgt von Bo.
Freyas Stimme tönte hinter ihr her: »Da bin ich aber gespannt!«
Val ebenfalls, aber sie wollte nicht allzu viel darüber nachdenken. Sie ließ den Hund auf der Gartenveranda, wo er gierig Wasser aus seiner Schüssel schlabberte, und ging ins Haus.
Cammies Habseligkeiten lagen nach wie vor auf dem Tisch und auf dem Fußboden verstreut, und Val nahm eine Bürste zur Hand. Irgendetwas musste doch zu finden sein, irgendetwas Wichtiges. Etwas, das sie und Slade übersehen hatten. Doch die Sachen sahen harmlos aus: Camilles Babyschühchen, verschiedene Zeugnisse, alte CDs, sogar ein paar Kassetten aus den Achtzigern. Mehrere Sprachkassetten aus dem Sommer, in dem sie Spanisch gelernt hatte, der Highschool-Ring eines Jungen, den sie nie zurückgegeben hatte, und eine Barbiepuppe, dem Aussehen nach zu urteilen, ihre erste. Barbies Haare waren völlig zerzaust, ihr Gesicht war grau vor Schmutz.
Was also war es? Was hatte sie übersehen?
Val legte die Bürste auf den Tisch. In dem Moment klingelte ihr Handy. Sie nahm es aus der Tasche. »Hallo?«, sagte sie, doch es war niemand dran. Auf dem Display stand lediglich ANRUF IN ABWESENHEIT , doch keine Anruferkennung.
»Hm.« Sie vermutete, dass es der Anrufer erneut versuchen würde, aber das Handy blieb stumm. Vielleicht hatte er die falsche Nummer gewählt. Langsam zog sie Caprihose und T-Shirt aus und stieg in die Duschkabine in der Ecke ihres winzigen Badezimmers.
Die Rohre ächzten, als sie das Wasser andrehte. Sie band sich die Haare zu einem kleinen Knoten, den sie auf dem Kopf feststeckte, dann öffnete sie das Fenster einen Spaltbreit, da der Wasserdampf von der Dusche dichter war als der Nebel in der Bucht von San Francisco, und zog die Milchglastür hinter sich zu.
Sie seifte sich ein, rieb sich den verspannten Nacken und ließ sich von dem heißen Wasserstrahl die Muskeln massieren, während sie sich fragte, warum zum Teufel sie zugestimmt hatte, sich von Slade zum Abendessen einladen zu lassen.
Es war kein richtiges Date, das hatte Freya falsch verstanden.
Aber … es konnte intimer werden, als ihr lieb war.
Was ist das Problem?,
fragte sie sich selbst.
Seit er hier ist, hat er dich immer nur unterstützt. Außerdem, gib’s zu, Valerie, du fühlst dich noch zu ihm hingezogen.
Gott, war das kompliziert.
Ach, ist es das wirklich? Wenigstens weißt du jetzt mit Sicherheit, dass Cammie eine Lügnerin war. Sie wollte Slade verführen, er hat dich nicht betrogen. Willst du ihm also für immer und ewig Vorwürfe machen? Erinnerst du dich nicht an dein Ehegelöbnis? Wäre es so schwer, von vorn anzufangen? Ihm wieder zu vertrauen? Dir zuzugestehen, ihn so zu lieben, wie du es dir wünschst?
»Du bist wirklich mitleiderregend«, flüsterte sie, aber sie spürte, dass ihr Widerstand Risse bekam, dass sie Slade wieder in ihr Herz ließ.
Sie wusch sich die Haare und ließ sich das warme Wasser über den Kopf laufen.
Du liebst Slade, hast ihn immer geliebt. Bestraf nicht dich selbst oder Slade für die Lügen einer toten Frau.
»Oh, Cammie.« Val schloss die Augen. Bilder von ihrer Schwester zogen im Geiste an ihr vorbei.
Cammie als Kind, die ihrem Glückskätzchen hinterherjagte und dabei auf einen hohen Baum kletterte, der von Starkstromleitungen durchzogen war. Valerie hatte panisch geschrien, sie solle herunterkommen, doch Cammie und das Kätzchen hatten dort oben festgesessen. Cammie weinend und wie erstarrt, das Kätzchen mit seinen winzigen Krallen an die rauhe Rinde des Baumstamms geklammert. Schließlich war das kleine Tier den Stamm der Weide hinuntergeklettert, und die zehnjährige Valerie war mit wild pochendem Herzen hinaufgekraxelt und hatte ihre Schwester in Sicherheit gebracht. Sie hatte mit der Fünfjährigen geschimpft, aber Cammie, die von jeher störrisch und unbelehrbar gewesen war, hatte nichts darum gegeben.
In der Highschool fing Cammie, eine sehr gute Schülerin, die außerdem in der Fußballmannschaft der Mädchen spielte und bei den Cheerleaderinnen mitmachte, an, sich mit Jungs zu
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